Saisonvorschau KTHC 1. Herren Feldhockey Bundesliga 2022/2023 

Von Markus Lehnen
Auf zum Titel Hattrick?!
13 Wochen nach Florian Adrians` umjubelten Siegtreffer zur Deutschen Meisterschaft 2021/22 starten die 1.Herren des KTHC am Samstag ihre Mission Titelhattrick. Dieses Kunststück gelang bisher lediglich dem Berliner HC 1961-63, dem KTHC selbst 1972-1974 und Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim 1985-1988 (1989 kam da sogar noch hinzu). ,,Das wäre sehr magisch!”, sagt Kapitän Mats Grambusch zu dieser Chance, die die Kölner zuletzt 2010/11 und 2016/17 verpassten.

Zu- und Abgänge
Im Sommer hat sich der Kader von KTHC Cheftrainer Pasha Gademan zwar nicht groß, aber doch partiell verändert. Mit Jean Danneberg (20, Torwart) und Aron Flatten (20, Mittelfeld) wechselten zwei deutsche Toptalente an den Rhein. Danneberg, der die KTHC Herren mit seinen Paraden im Hallen DM Halbfinale Ende Januar schier in den Wahnsinn trieb, wechselte von seinem Heimatverein TEC Darmstadt zu Rot-Weiss. Bei seinem vorherigen Verein Mannheimer HC wurde der U21 EM Silbermedaillengewinner nach Bekanntgabe seines Wechseln im Februar aussortiert. Weniger unrühmlich ging der Wechsel von Aron Flatten von Statten, der noch mit dem Münchner SC aufstieg, bevor er nach Köln umzog.
Nicht mehr für die Domstädter aktiv sind dafür einige altbekannte Namen. So wechselte mit Florian Scholten einer der Dienstältesten Rot-Weiss Spieler (seit 2014/15 1.Herren) in die Niederlande zu HGC Wassenaar. Ein weiterer hoch dekorierter Spieler aus dem Kölner Mittelfeld, Kai Aichinger, möchte sich mehr auf die berufliche Karriere konzentrieren und wechselte in die 2.Liga zu Schwarz-Weiß nach Köln-Niehl. Aufgrund seiner beruflichen Laufbahn gar nicht mehr aktiv, ist der 2018 aus Krefeld zu Rot-Weiss gewechselte Florian Pelzner, der vor allem (aber sich nicht ausschließlich) aufgrund seines heldenhaften Spiels mit Kopfverletzung und  Turban im Hallen DM Finale 2020 in Stuttgart unvergessen bleiben wird. Pelzner kehrt aber eventuell zur Rückrunde 2023 noch einmal zurück in den KTHC Kader. Definitiv gewechselt ist eine der deutschen Nachwuchshoffnungen im Tor, Joshua Onyekwue Nnaji, der beim ambitionierten Aufsteiger Crefelder HTC die Chance hat, als Nummer eins zwischen den Pfosten zu stehen. ,,Die Jungs, die weg sind, sind zwar  keine Nationalspieler, waren aber vom festen Kern unseres Kaders. Es ist sehr schade, dass sie nicht mehr da sind”, bedauert Pasha Gademan die Abgänge des Sommers.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen vieren für die immer nett gegebenen Auskünfte nach den Spielen bedanken und wünsche euch alles Gute für die Zukunft!

Aktueller Kader und Vorbereitung
,,Die Abgänge sind schade, aber es bleibt ein Großteil von Spielern, die hier seit zehn Jahren zusammenspielen. Es soll unsere Kraft sein, dass wir auf jeder Position noch jemanden haben, der das hier bereits so gespielt hat. Einige Spieler, wie Johannes Große, können auch die Positionen tauschen, er kann z.B. Innenverteidigung und Sechser spielen. Die entstandenen Lücken können von außen mit Jean Danneberg und Aron Flatten geschlossen werden, aber auch intern von Spielern wie z.B. Luis Höchemer oder Ole Boelke. Diese Jungs müssen nun den nächsten Schritt machen, wofür sie mehr Einsatzminuten bekommen, das ist das Positive”, beschreibt Coach Gademan die Herausforderungen mit seinem aktuellen Kader. Dieser ist nach wie internationale Spitzenklasse. Mit Mats und Tom Grambusch, Christopher Rühr,  Timur Oruz, Moritz Trompertz und Johannes Große spielen sechs  Nationalstammspieler für die Kölner. Mit dem belgischen Nationaltorhüter Vincent Vanasch und dem niederländischen Strafeckenass Mink van der Weerden spielen zwei internationale Topspieler weiter hin im Kölner Stadtwald. Dahinter haben Spieler wie Elian Mazkour oder Thies Ole Prinz bereits einige A-Einsätze auf dem Länderspielkonto. Top Talente wie Antheus Barry, Jean Danneberg, Fabio Seitz oder Maximilian Siegburg sind oder waren feste Größen der DHB U-Nationalmannschaften und könnten in nicht allzu ferner Zukunft folgen. Kurz gesagt verfügt Rot-Weiss weiterhin in Spitze und Breite über einen absoluten Topkader, der sich auch international nicht zu verstecken braucht.

1. HERREN  
Nr. Name Alter Position Tore   Weiteres
8 Florian Adrians 30 Sturm »
16 Antheus Barry 20 Abwehr »
19 Ole Boelke 20 Abwehr »
74 Jean Danneberg 20 Tor »
6 Aron Flatten 20 Abwehr »
3 Mats Grambusch 30 Mittelfeld »
15 Tom Grambusch 27 Abwehr »
24 Johannes Große 25 Abwehr »
14 Quentin Halfmann 20 Mittelfeld »
11 Luis Höchemer 20 Mittelfeld »
33 Felix Langer 18 Tor »
28 Leon Lindemann 18 Abwehr »
1 Miro Masanek 18 Tor »
26 Elian Mazkour 21 Sturm »
12 Frederik Nyström 20 Sturm »
27 Timur Oruz 28 Mittelfeld »
13 Florian Pelzner 28 Abwehr »
23 Thies Ole Prinz 24 Sturm »
34 Nick Radermacher 19 Tor »
17 Christopher Rühr 29 Sturm »
7 Fabio Seitz 19 Sturm »
25 Henrik Siegburg 19 Mittelfeld »
18 Maximilian Siegburg 22 Mittelfeld »
10 Moritz Trompertz 27 Mittelfeld »
30 Mink van der Weerden 34 Abwehr »
21 Vincent Vanasch 35 Tor »
2 Elias Würker 22 Sturm »

Quelle: http://whv.hockey.de/VVI-web/default.asp?lokal=WHV (31.8.2022)
Da erstmals seit langem kein großes A-Turnier stattfand, konnten sich die Nationalspieler volle sechs Wochen (eine Woche Athletik, fünf Hockeytraining) auf  die neue Saison vorbereiten, was für Kapitän Mats Grambusch eine ungewohnte Situation war:,, Es war herrlich mal sechs Wochen den Hockeyschläger in die Ecke packen zu können und sich an all den anderen schönen Dingen des Lebens zu erfreuen. Dann hat es aber auch schon wieder gekribbelt, selbst bei mir mit fast 30 Jahren. Umso schöner war es dann die Jungs wieder zu sehen. Sonst sind wir Nationalspieler zwei Wochen in der Vorbereitung dabei, für mich war es zum ersten Mal eine ganze Vorbereitung mit der kompletten Truppe. Das war überragend, weil im Training einfach viel größere Qualität herrscht und wir uns wesentlich besser einspielen konnten, als in den Jahren davor.”
Pasha Gademan ärgerte sich zwar über die ein oder andere Verletzung, war aber ebenfalls größtenteils zufrieden mit der langen Vorbereitung, die in seinem Heimatland Niederlande Standard ist, in Deutschland aber eher die Ausnahme bildet.

Modus und Ziele
Alles bleibt beim Alten was den Modus angeht. Im Herbst bestreiten alle zwölf Bundesligateams elf Spiele jeder gegen jeden. Im Frühjahr folgen noch fünf Spiele gegen die direkten Staffelkontrahenten. In Kölns Staffel A sind das der Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim, die Vorjahres 3. vom Harvestehuder THC, der UHC Hamburg, der Düsseldorfer HC und die ambitionierten Aufsteiger vom Crefelder HTC.  Die vier jeweils besten Teams jeder Staffel erreichen das im Best of three Modus ausgespielte Viertelfinale, bei dem die jeweils besser platzierten Teams Heimrecht in Spiel zwei und einem möglichen Spiel drei besitzen. Die beiden jeweils schlechtesten Teams jeder Staffel spielen im gleichen Prinzip aus, welche beiden Vereine die  Klasse halten und welche absteigen müssen.
Bei den Zielen in der Liga waren sich Cheftrainer und Kapitän sehr einig: Es kann nach zwei DM Titeln in Folge natürlich nur darum gehen den Titelhattrick zu schaffen. Dass das kein einfacher Weg ist, macht Gademan aber deutlich:,, Der Titel kann nur das Ziel sein, aber dieses zu erreichen ist sehr schwierig. Back to back ist schon schwierig, dreimal in Folge ist noch schwieriger und wurde deswegen selten erreicht. Natürlich wollen wir nach dem Finale 2022 auch in der EHL ganz vorne sein, aber dafür müssen wir im Frühjahr erst einmal in die Position kommen das schaffen zu können. Für Bundesligateilnehmer ist der Modus und der Zeitpunkt des Turniers sehr schlecht (Anm. d. Autors: Die EHL findet um Ostern sehr früh nach Start der Rückrunde statt. Zu diesem Zeitpunkt sind z.B. die niederländischen Teams viel besser im Wettkampf Rhythmus , da dort den Winter durchgespielt wird). Aber ja, die Ziele sind deutscher Meister zu werden und in der EHL in der Position zu sein den Titel gewinnen zu können.” Ein Vorteil in Richtung EHL könnte es sein, dass die Nationalspieler dieses Jahr ebenfalls den Winter zu Großteilen auf dem Feld erleben, da die Weltmeisterschaft im Januar in Indien stattfindet.

Die Hockey Bundesliga 22/23
Als Kapitän des laut DHZ in der Liga größtenteils als Topfavoriten angesehenen Teams sieht Mats Grambusch die Konkurrenzlage in der Bundesliga 2022/23 folgendermaßen: ,,In den Jahren vorher hätte ich das so nicht gesagt, aber ich glaube Polo Hamburg ist dieses Jahr unser größter Konkurrent um den Titel. Gleichermaßen muss ich aber sagen, dass der Mannheimer HC sehr nah dran ist. Bei Uhlenhorst Mülheim kommt es meines Erachtens darauf an, ob Timm Herzbruch und Lukas Windfeder nochmal zur alten Stärke finden, wenn ja, dann werden die auch wieder eine große Rolle spielen”.  Der Name Polo Hamburg fällt immer öfter, denn der amtierende Vizemeister hielt nicht nur alle seine Topleute, wie Staib, Smith, Russell und Mathias Müller, das Team von Cheftrainer Mathias Witthaus konnte mit dem 24-jährigen Nationalspieler Niklas Bosserhoff, ehemals Mülheim, auch noch den Bundesligatoptransfer des Sommers landen. Wenig verändert hat sich derweil beim Mannheimer HC, der weiter einen extrem starken Kader mit Spielern wie Strafeckenass Gonzalo Peillat sowie Linus Müller, Justus Weigand oder Raphael Hartkopf besitzt. Nach der Ausbootung von Jean Danneberg ist Lukas Stumpf nun die klare Nummer eins im Tor der Kurpfälzer. Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim verlor zwar Niklas Bosserhoff, konnte aber die beiden Neuseeländer Oliver MacIntyre (28, Verteidigung) und Harry Miskimmin (28, Mittelfeld) ins Ruhrgebiet locken. Dazu sind die drei bekannten Stützen Hellwig, Herzbruch und Windfeder immer für starke Leistungen gut. Beim Vorjahres 3. Harvestehuder THC gilt es dagegen abzuwarten, wie das Team von Christoph Bechmann das wahrscheinliche Karriereende von Überfigur Tobias Hauke verkraftet, bei dem eine Rückkehr spätestens 2023 aber in der Hockeywelt auch niemanden überraschen würde. Interessant wird auch, ob der Südafrikaner Nqobile Mansuet Ntuli an seine spektakulären Auftritte für den HTHC in Rückrunde und Playoffs anknüpfen kann. Aufgestiegen sind der Münchner SC und vor allem der Traditionsverein und Meister von 2006, der Crefelder HTC. Nach dem Betriebsunfall Abstieg hat sich das Team von Coach Ronan Gormley mit Joshua Onyekwue Nnaji, Masi Pfandt (vom HTHC), Julius Hayner (vom DHC) und vor allem Rückkehrer Niklas Wellen (von Pinoké Amstelveen, 160 Länderspiele) namhaft verstärkt und dürfte mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Während Mats Grambusch den CHTC in jedem Fall in den Playoffs sieht, plus dem Potential den ein oder anderen der Top Fünf zu ärgern, ist für Kölns Cheftrainer Gademan die Liga auch insgesamt leistungsmäßig näher zusammengerückt:,, Ich glaube, die in der Tabelle sonst eher hinten einzuordnenden Teams sind dieses Jahr stärker, als letztes Jahr. Krefeld hat ein starkes Team, aber auch der TSV Mannheim mit neuem Coach, neuen Ideen, und einen Topspieler wie Tolini wird meiner Meinung nach stärker sein.”

Erster Gegner TSV Mannheim
Los geht die neue Saison für den Titelverteidiger aus Köln mit einem Heimspiel gegen den TSV Mannheim. Das Team vom neuen spanischen Cheftrainer Héctor Martinez schaffte unter seinem Vorgänger mit einem 3:0 im Playdown gegen Nürnberger zwar den Klassenerhalt, ließ im Sommer aber kaum einen Stein auf dem anderen. So wechselte Nationaltorwart Alexander Stadler in die Niederlande zu HC s`-Hertogenbosch. Vor allem aber kamen sehr viele Neuzugänge hinzu. Bekannt dürfte neben dem wieder fitten Kapitän Moritz Rothländer noch Sturmroutinier Philipp Schlageter sein, danach wird es eher unübersichtlich. Für Stadler verpflichteten die Kurpfälzer mit Emiliano Bosso einen argentinischen Nationalspieler. Ebenso Argentinier und der 1.Strafeckenschütze deren Nationalmannschaft ist José Leandro Tolini, der Mannheim ebenso verstärkt wie Neuzugänge aus Polen, Kanada, Österreich und Südafrika. Kurz um: Auf Ecken gilt es aufzupassen, alles andere ist eher eine Wundertüte, wie Pasha Gademan betont:,, Es ist vielleicht ein Vorteil für uns, dass die noch nicht eingespielt sein können, aber die kommen mit einer neuen Energie. Ich kenne den Coach gar nicht, ich habe vorm 1.Spiel noch keine Ahnung, wie die spielen. Sonst kann ich mir Tape von Team und Coach angucken, hier habe ich bisher (Anm. d. Autors: Stand 28.8.) gar nichts.” Mats Grambusch gibt sich dennoch betont optimistisch:,, Ich denke schon, dass die stärker sind, als im Vorjahr. Trotzdem ist das für uns eine Aufgabe, die wir bewältigen müssen.” Der Auftakt der 1.Herren des KTHC steigt am Samstag um 16 Uhr im heimischen Rewe-Sportpark. Zahlreiches Erscheinen vor Ort lohnt sich, da auch die Damen zuvor um 13.30 Uhr ihre neue Saison beginnen.Es steht also reichlich Hockey am Olympiaweg an, Samstag und in den kommenden Wochen!
Wer es nicht nach Müngersdorf schafft, kann das Spiel natürlich wieder im Stream unter diesem Link schauen: https://www.youtube.com/watch?v=7BmgAEEjPF8

 

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