Zwischenfazit KTHC 1. Herren nach der Bundesliga Hinrunde 2022/2023

Von Markus Lehnen
Ausgangssituation
Nachdem die 1.Herren von Rot-Weiss Köln im vergangenen Juni den deutschen Meistertitel verteidigt hatten, startete das Team Anfang September in die erste volle Saison unter ihrem im Frühjahr neu installierten Cheftrainer Pasha Gademan. Mit den Routiniers  Kai Aichinger, Florian Pelzner und Florian Scholten verloren die Domstädter im Sommer allerdings einiges an Erfahrung. Für den nach Krefeld abgewanderten Nummer zwei Goalie Joshua Onyekwue Nnaji, engagierte Köln bereits im Frühjahr Jungnationaltorwart  Jean Danneberg (20 Jahre) vom Mannheimer HC. Ansonsten wurde lediglich Talent Aron Flatten (ebenfalls 20) vom Münchner SC verpflichtet. Die durch den Abgang der drei erfahrenen Spieler entstandene Lücke, sollte vor allem durch die jüngeren Spieler kompensiert werden, denen Gademan mehr Einsatzzeiten in Aussicht stellte. ,, Der Titel kann nur das Ziel sein, aber diesen zu erreichen ist sehr schwierig. Back to back ist schon schwierig, dreimal in Folge ist noch schwieriger und wurde deswegen selten erreicht. Natürlich wollen wir nach dem Finale 2022 auch in der EHL ganz vorne sein, aber dafür müssen wir im Frühjahr erst einmal in die Position kommen das schaffen zu können […]”, antworte der KTHC Cheftrainer vor der Saison auf die Frage nach den Saisonzielen.
Hinrundenverlauf
Da keine Länderspiele auf dem Programm standen, konnte Rot-Weiss, erstmals seit langer Zeit, fünf Wochen mit dem vollen Kader trainieren und so eine vermeintlich perfekte Vorbereitung, inklusive Trainingslager im Sporthotel Grafenwald, absolvieren. Am 1.Spieltag machte sich allerdings bemerkbar, dass sich in dieser Nationalspieler Timur Oruz längerfristig verletzte und sich seine DHB Kollegen Mats Grambusch und Christopher Rühr mit kleineren Blessuren herumschlagen mussten. Der 1:0 Auftaktsieg gegen den TSV Mannheim im heimischen Rewe-Sportpark war zwar hochverdient, aber ergebnistechnisch durchaus knapper, als erwartet. Am 2.Spieltag sah die KTHC Form aber schon ganz anders aus, der Club an der Alster wurde, gerade zu Beginn, an die Wand gespielt und auswärts mit 4:1 geschlagen. Auch dem ersten absoluten Topgegner der Saison, Mannheimer HC, ließen die Domstädter mit dem gleichen Ergebnis auswärts keine Chance. Am einzigen Doppelheimspieltag der Hinrunde siegte Köln eine Woche später gegen den Berliner HC (2:0) und erst Recht den Münchner SC (7:1) ebenfalls sehr deutlich und machte den bestmöglichen Saisonstart mit fünf Siegen aus fünf Spielen perfekt. Es schien also super zu laufen, denn auch beim UHC Hamburg führten die KTHC Herren bis Sekunden vor der Halbzeitpause mit 3:0. Dann fiel allerdings der Anschlusstreffer und in einer denkwürdigen 2.Halbzeit drehten die Hanseaten das Spiel komplett und gewannen 4:3, sehr zum Unmut von Pasha Gademan, der die 2.Halbzeit seines Teams als ,,absolut inakzeptabel” bezeichnete. Die Minikrise erreichte in der folgenden Woche ihren Höhepunkt, als Rot-Weiss bei Aufsteiger Krefeld erneut eine Führung aus der Hand gab und im 3.Viertel mit 1:2 zurücklag. Zwar erkämpfte sich das Team noch einen Punkt, doch auch eine erneute Niederlage wäre nicht gänzlich unverdient gewesen. Schon am Folgetag zog sich Köln allerdings am heimischen Olympiaweg aus dem Leistungsloch und ließ dem Halbfinalgegner von der DM im Juni, dem Harvestehuder THC, beim 5:0 keine Chance. Noch deutlicher wurde es drei Tage später, als die KTHC Herren unter der Woche unter Flutlicht die Lokalrivalen vom Düsseldorfer HC mit 8:0 abschossen, ohne dafür auch nur eine einzige verwandelte Strafecke zu benötigen. Am Ende einer kräftezehrenden Hinrunde wurde in einem weiteren Flutlichtspiel der Erzrivale von Uhlenhorst Mülheim in deren Waldstadion nach spektakulärem Spielverlauf mit 5:3 geschlagen. Mit diesem Sieg überholte der Titelverteidiger noch den Mannheimer HC (der aber ein Spiel mehr gespielt hat) in der Gesamttabelle und wurde zum 3.Mal in Folge Herbstmeister.
Statistik
Tabelle: Staffel A Platz 1, 10 Spiele, 25 Punkte, 41:12 Tore, 3 Punkte Vorsprung auf den 2.UHC Hamburg. Gesamttabelle: Platz 1, Besseres Torverhältnis als der Mannheimer HC.
In der Liga Beste Offensive und Beste Defensive.
Torjäger: 1. Elian Mazkour 11 Tore, 2. Thies Ole Prinz 7 Tore, 3. Tom Grambusch 6 Tore
Stimmen zur Hinrunde
Cheftrainer Pasha Gademan: ,,Mit den Ergebnissen bin ich nicht ganz zufrieden. Einmal nicht zu gewinnen kann passieren, aber, dass wir dann gegen Krefeld auch nur 2:2 gespielt haben ist natürlich nicht so gut. Aber, und das habe ich auch den Jungs gesagt, ich bin sehr zufrieden mit unserer Entwicklung. Natürlich willst du immer alles gewinnen, wir müssen allerdings auch in die Teamentwicklung investieren. Dafür trainieren, kommunizieren wir und ich glaube dabei haben wir einen riesigen Sprung gemacht. Das ist für mich wichtig.”
Kapitän Mats Grambusch: ,,Die beste Offensive und die beste Defensive , dazu der Herbstmeistertitel, damit haben wir, was wir wollten. Witziger weise guckt man aber auf die sieglosen Spiele immer kritischer. Aus den UHC und Krefeld Spielen müssen wir lernen, danach haben wir aber direkt wieder gut in die Spur gefunden. Insgesamt war das eine sehr gute Hinrunde, wir gehen glücklich in die Winterpause und werden nächstes Jahr wieder um den Titel mitspielen.”
Das war gut
Wie die Werte zeigen war sehr viel sehr gut. Köln stellte die beste Offensive, die beste Defensive der Liga und sind das einzige Team, welches mehr als 40 Tore erzielen konnte. Jungnationalstürmer Elian Mazkour erwischte eine super Hinrunde, liegt mit elf Toren in der Torjägerliste nur zwei Treffer hinter Spitzenreiter Masi Pfandt (vom CHTC und anders als Mazkour Eckenschütze) und dürfte wohl zu André Hennings WM Kader für den Januar gehören. Beeindruckend war auch die Ausgeglichenheit bei den eigenen Toren: Zwölf verschiedene Torschützen stellte kein anderes Team der Liga. Ebenso stark sind die zehn Strafeckentreffer, bei denen sich Abwehrass Tom Grambusch in den Vordergrund spielte und damit ebenfalls gute Chancen auf ein Ticket für Indien haben dürfte. Gerade auswärts beeindruckten häufig die Anfangsphasen der Kölner, in denen vor allem der Club an der Alster und der MHC regelrecht überrollt wurden. Aber auch die Defensive um den belgischen Starkeeper Vincent Vanasch und die deutschen Nationalspieler Tom Grambusch und Johannes Große zeigte sich in Topform, kassierte nur zwölf Gegentreffer und damit drei weniger, als das nächstbeste Team dieser Kategorie, der Mannheimer HC.
Hinzu kam, dass Gademans Plan, den Jüngeren mehr Verantwortung zu übertragen, aufging. Antheus Barry ersetze Timur Oruz, der erst beim finalen Hinrundenspiel in Mülheim wieder mitwirken konnte, bestmöglich und auch andere Youngster wie Fabio Seitz, Ole Boelke, Maximilian und Henrik Siegburg, Luis Höchemer sowie Neuzugang Aron Flatten sahen sehr viel Spielzeit und konnten dabei in den meisten Partien überzeugen. Barry und Flatten erzielten als Sahne auf den Kuchen gegen den DHC dazu noch jeweils ihr erstes Bundesligator auf dem Feld.
Das gilt es zu verbessern
Sehr wenig gibt es zu verbessern, aber es fällt auf, dass die beiden DHB Stars Christopher Rühr (zwei Tore) und Mats Grambusch (kein Tor) offensiv ungewohnt erfolglos blieben. Es bleibt also durchaus noch Luft nach oben, gerade bei Goalgetter Rühr, obwohl Kapitän Grambusch relativiert:,, Da Chrissie Stürmer ist, misst er sich eher an Toren. Er ist aber eben auch einer, der wahnsinnig viel für die Mannschaft spielt, ganz viele Assists gibt und in der 1.Reihe die defensiv wichtigste Rolle hat. Wir sind aus dem Alter raus, wo wir uns an den Toren messen, uns ist es wichtiger, dass die Mannschaft in der Struktur steht. Unsere Leistungen müssen wir natürlich bringen, aber da geht es nicht mehr wirklich um Tore. Es ist dennoch witzig, dass du es sagst, denn ich glaube kein Tor in zehn Spielen habe ich wirklich noch nie geschossen.”
Was, gerade in den Playoff Spielen um EHL und Meisterschaft, nicht mehr passieren sollte, ist ein kollektiver Blackout, wie er den Domstädtern in der 2.Halbzeit beim UHC Hamburg passierte.
So geht’s weiter
Zunächst einmal geht es für viele Rot-Weiss Spieler zu Pro League Länderspielen nach Übersee, anschließend in die direkte WM Vorbereitung und dann im Januar bei der Endrunde um den Weltmeistertitel in Indien. Mit Mats und Tom Grambusch, Christopher Rühr, Johannes Große, Timur Oruz, Elian Mazkour, Thies Ole Prinz, Moritz Trompertz und Jean Danneberg könnten neun Rot-Weiss Spieler im WM Kader von National- und Ex KTHC Erfolgstrainer André Henning stehen. Vincent Vanasch für Belgien und Mink van der Weerden für die Niederlande werden wohl ebenfalls in Bhubaneswar mit von der Partie sein. Da Pasha Gademan sich mit um die DHB Auswahl kümmern wird, übernehmen die Co Trainer Dominic Giskes und Wolfgang Kluth das KTHC Team für die Hallensaison, welches eher ein Perspektivteam sein wird.
Da bereits rund um, das nächstes Jahr sehr frühe, Ostern (9.April) die EHL Endrunde stattfindet, starten die KTHC Herren bereits am 31.März und 1.April mit einem Doppelspieltag in Hamburg gegen Polo und den HTHC in die finale Phase der Feldhockey Bundesligasaison. Nach der EHL Endrunde stehen für die Kölner noch vier weitere Spiele gegen die direkten Staffelkontrahenten auf dem Programm, bevor Mitte Mai die Playoffs beginnen und am 3./4.6.2023 das Final Four um die DM steigt. Vielleicht dann mit der historischen Chance für die KTHC Herren zum 2.Mal in der Vereinsgeschichte den Titel Hattrick perfekt zu machen.

Zwischenfazit KTHC 1. Herren nach der Bundesliga Hinrunde 2022/2023