Von Markus Lehnen
Samstag, 13.4.2024: Uhlenhorst Mülheim (2.Staffel A) – Rot-Weiss Köln (1.Staffel A) 2:1 (0:1)
Am Samstag kam es in Mülheimer Waldstadion zum absoluten Spitzenspiel in der Hockeybundesliga. Die KTHC-Herren, die erst seit der Niederlage des UHTC am Sonntag gegen Polo Hamburg wieder die Tabellenspitze von Staffel wie Liga erlangten, trafen dort auf den deutschen Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim.
Das Team von Cheftrainer Thilo Stralkowski, welches in der Vorsaison sensationell, da erstmals seit Jahren, die Playoffs verpasste, ist in dieser Saison wiedererstarkt und definitiv einer der großen Meisterschaftsfavoriten. Die UHTC-Herren stellen aktuell die beste Offensive der Liga, was sich u.a. mit den 15 (2.Torjägerliste), 8 und 5 Saisontoren der Nationalspieler Lukas Windfeder, Malte Hellwig und Timm Herzbruch äußert.
KTHC-Cheftrainer Pasha Gademan musste im Vergleich zur Vorwoche auch noch auf Comebacker Moritz Trompertz verzichten, für ihn rückte mit Luka Lozina ein weiterer Youngster aus der MJA in den Kader der Verletzungsgeplagten Kölner.
Vor toller Kulisse begann das Spiel bei sommerlichen Bedingungen eher gemächlich. Nach langem Abtasten mit vielen Aktionen zwischen den Schusskreisen bekam Mülheim mit einer Strafecke erst in der 12.Minute die 1.Torchance des Spiels. Gefährlich wurde aber erst die Wiederholung, die Lukas Windfeder allerdings oben links am Tor vorbei schlenzte. Rot-Weiss stand defensiv stark und wurde ab der 21.Minute auch offensiv gefährlich. Nach Chancen von Adrians (21., vorbei) und Struthoff (21., gehalten) führte ein Ballgewinn von Luis Höchemer und ein guter Lauf von Johannes Große zur 1.Strafecke für die KTHC-Herren. Den Versuch von Tom Grambusch konnte Dennis Holthaus nur mit dem Körper klären, wodurch es Siebenmeter für Köln gab. Diesen versenkte der KTHC-Kapitän humorlos unten links zum 1:0 für die Gäste aus der Domstadt. Drei Minuten später versuchte Mülheim zu antworten, aber KTHC-Goalie Jean Danneberg parierte stark gegen Timm Herzbruch. Auf der Gegenseite hatte KTHC-Jungspund Kasimir Lawrenz in der 26.Minute die Chance auf 2:0 zu erhöhen, scheiterte aber knapp an UHTC-Schlussmann Felix Damberger, der das kurze Eck im letzten Moment verschloss. Die letzte Chance in einer nun temporeicheren 1.Halbzeit hatte wieder nur eine Minute später Mülheim, doch nach einem gut ausgespielten Konter schoss Sebastian Belzer den Ball über das Tor.
Aus der Halbzeitpause kamen die Gastgeber mit ordentlich Schwung und drängten die Kölner immer tiefer in die eigene Hälfte. Diese wiederum bekamen immer größere Mühe sich zu befreien und überhaupt Ballbesitz zu generieren. Eine erste Chance in dieser Drangphase hielt Danneberg noch stark gegen Herzbruch. Auch eine weitere Strafecke von Windfeder parierte der Kölner Schlussmann in der 38.Minute. UHTC-Goalgetter Malte Hellwig wiederum verzog eine Agi in der 40.Spielminute knapp links. Drei Minuten später war es dann aber so weit und Mülheim kam zum völlig verdienten Ausgleich: Hierbei schlug Windfeder den Ball in den Kreis, wo Hellwig das abgefälschte Spielgerät artistisch mit einem Volleypass verlängerte und Henrik Mertgens in bester Tennismanier den Ball ebenfalls Volley unter Jean Danneberg hindurch ins Tor zum 1:1 schoss. Eine weitere gute Chance vergab Mertgens in der 45.Minute.
Im Schlussviertel arbeitete sich Köln wieder besser in die Partie und schaffte es das Spiel wieder chancenarm zu gestalten. Erst ab der 55.Minute begann die Crunchtime im Waldstadion. Mit einem langen Ball fand Tom Grambusch Thies-Ole Prinz im Kreis, der eine Agi aber knapp über das Tor schoss. Auf der Gegenseite setzte sich Timm Herzbruch im Schusskreis bis zur Grundlinie durch, fand in der Mitte aber keinen Abnehmer. In der 57.Spielminute fiel dann aber die Entscheidung noch vor einem möglichen Shoot-Out: Nachdem sich Moritz Ludwig bis zur Grundlinie durchspielte, passte er in das Zentrum des Schusskreises auf Henrik Mertgens, der in bester Dirk Nowitzki Manier einen Schritt zurückging, seinen Schuss auflud und mit einem Flachschuss Jean Danneberg beim 2:1 für die Gastgeber keine Chance ließ. Nachdem Henrik Mertgens anschließend recht unnötig die Grüne Karte wegen Ball wegspielens sah, nahm KTHC-Coach Gademan auch noch Danneberg vom Platz und erzeugte eine 11 zu 9 Feldspieler-Überzahl. Michel Struthoff (59., knapp rechts hoch drüber) und Thies Prinz (60., Parade Damberger) konnten diese Überzahl aber nicht mehr zum Ausgleich nutzen.
Damit gewann der deutsche Rekordmeister nicht unverdient auch das 2.Duell mit dem amtierenden deutschen Meister in dieser Saison und setzt sich erst einmal mit drei Punkten Vorsprung auf den 1.Platz der Staffel A.
,,Im 3.Viertel standen wir zu tief. Das kann passieren, weil viele Spieler halt sehr lange auf dem Platz standen und wir ein wenig müde waren. In dieser Phase haben wir es nicht mehr geschafft hintenraus mit dem Ball zu spielen und die Bälle direkt verloren. Insgesamt waren wir im 3.Viertel etwas weit weg von unserem Niveau. Ansonsten war das aber ein sehr stabiler Auftritt heute“, nahm Coach Gademan vor allem auf das schwächere 3.Viertel seines Teams Bezug. Insgesamt überwog aber der die Zufriedenheit:,,Auf die letzten beiden Spiele kann man aufbauen. Dass so viele Junge jetzt schon Bundesliga spielen, ist gut für die Zukunft des Vereins und ich muss alle Jungs unfassbar loben. Viele von denen haben in dieser Saison extrem viele Spiele in den Knochen. Schade, dass wir am Ende nicht mehr in den letzten Bereich durchkamen, aber jetzt fahren wir nach Berlin und wollen morgen noch mal alles auf den Platz bringen.“
Rot-Weiss, das ein Spiel weniger als Mülheim gespielt hatte, konnte aber trotz der Niederlage noch aus eigener Kraft mit zwei möglichst deutlichen Siegen in Berlin und Frankfurt die Staffel gewinnen.
Tore:
0:1 Tom Grambusch (22.,7m, 2.Saisontor)
1:1 Henrik Mertgens (43.)
2:1 Henrik Mertgens (58.)
Schiedsrichter: Thomas Hinsken, Benjamin Göntgen
Sonntag, 14.4.2024: Berliner HC (5.Staffel A) – Rot-Weiss Köln (2.Staffel A) 2:3 (0:1)
Nach dem Westklassiker ging es für Rot-Weiss direkt auf die weite Fahrt an den östlichsten Standort der Liga, dem Berliner HC. Die vom zukünftigen KTHC-Chefcoach Darren Cheesman trainierten Hauptstädter erleben eine enttäuschende Saison, werden in der starken Staffel A zum ersten Mal seit langem die Playoffs verpassen und müssen gegen den Abstieg spielen. Mit Spielern wie den Topscorern Liam Holdermann und Paul Dösch sowie Weltmeister Martin Zwicker waren die Berliner aber dennoch nicht zu unterschätzen. Das Hinspiel gewann der amtierende deutsche Meister im letzten September allerdings deutlich mit 3:0.
KTHC-Cheftrainer Pasha Gademan hatte auch diesmal alle Hände voll zu tun, bei all dem Verletzungspech, einen kompletten Kader zu nominieren. Ganz gelang ihm dies nicht, aber als 17.Spieler reiste immerhin Ole Boelke am Samstagabend per Zug nach Berlin um Luka Lozina zu ersetzen.
Bei bestem Hockeywetter waren beiden Teams zunächst die Anstrengungen des Vortages anzusehen. So dauerte es fast 11 Minuten, bis es erstmals vor einem der beiden Tore gefährlich wurde. Kölns Michel Struthoff setzte sich im Kreis gut durch, seine Hereingabe verpasste Kasimir Lawrenz am langen Pfosten aber knapp. Eine Minute später hatte Paul Babic eine gute Schusschance, seine Agi verpasste das Tor aber knapp links. Mit Ablauf des 1.Viertels beging Berlin in der Folge einen folgenschweren Fehler, denn bei einem letzten Schlenzer hielten sie den nötigen Abstand nicht ein und es gab noch die 1.Strafecke für Köln. Bei der Wiederholung dieser klärte Martin Zwicker den Ball zwar stark auf der Linie, allerdings direkt vor den Schläger des einschussbereiten Johannes Große, der nur noch zum 1:0 für die Gäste einschieben musste. Im 2.Viertel wurden die BHC-Herren dann gefährlicher, aber weder Luis Gill (23., gehalten) noch Liam Holdermann (25., rechts vorbei) konnten den Ausgleich erzielen. Köln wiederum hatte noch eine gute Konterchance, an dessen Ende der einschussbereite Florian Adrians aber noch entscheidend gestört wurde. Damit ging es nach einer unspektakulären 1.Halbzeit mit 1:0 für Köln in die Halbzeitpause.
In der 2.Halbzeit bekamen die zahlreichen Zuschauer in Berlin-Zehlendorf dann aber deutlich mehr zu sehen. In der 35.Minute hielt KTHC-Goalie Danneberg mit einer sehenswerten Flugparade einen Schuss von Mika Schmidt, allerdings so, dass es zur 1.Strafecke für die Gastgeber kam. Den Schlenzer von Nico Kirstein fälschte Antheus Barry so unglücklich ab, dass Danneberg keine Chance blieb und die Hauptstädter auf 1:1 stellten. Die Rheinländer zeigten sich aber keineswegs geschockt, zwei Minuten später kam Weltmeister Thies-Ole Prinz im Schusskreis halblinks zu einer Agi, die der völlig freie Henrik Siegburg im Zentrum nur noch zum 2:1 ins Tor drücken musste. Wieder nur zwei Minuten brannte es aber schon wieder im Kölner Schusskreis. Die jetzt wesentlich griffigeren Hausherren kamen durch Gill zur Torchance, die Danneberg zwar klärte aber zu hoch und für Simon Herzsprung gefährlich, so dass es erneut Strafecke für Berlin gab. Bei der 2.Wiederholung verstoppte Paul Dösch eigentlich den Ball, brachte ihn dann allerdings doch noch auf das Tor, vor dem Tom Grambusch seinen Gegenspieler Herzsprung verlor, der zum 2:2 einstechen konnte.,,Mit unserer Strafeckenverteidigung bin ich nicht zufrieden, aber Theo Barry läuft sonst so viele Ecken ab, es war einfach unglücklich, dass er den Ball so unglücklich mit so viel Speed abfälscht, dass Jean keine Chance mehr hatte. Die 2., das nervt mich ein bisschen, weil wir schon oft besprochen haben, was wir bei verstoppten Ecken machen“, zeigte sich Coach Gademan unzufrieden mit der Entstehung der beiden Gegentore.
In der 43.Spielminute hatte Prinz für im 3.Viertel fahrige Kölner noch eine Chance per Agi, BHC-Goalie Mika Schleu hatte damit aber keine Probleme. In der Viertelpause hatte Kapitän Tom Grambusch Thies Prinz offenbar einige eher nicht so freundliche Worte zu sagen, oder aber sie besprachen was in der 51.Minute passieren sollte. In dieser schlenzte Grambusch nämlich einen Ball 70 Meter über den Platz, über die BHC-Verteidiger Marius Gemmel und Christian Franz hinweg, zu eben Thies Prinz, der frei auf Schleu zulief, sich den Ball hochlegte und dem Berliner Torhüter beim 3:2 keine Chance ließ. In der 55.Spielminute hatten die BHC-Herren noch die Chance mit einer weiter perfekten Eckenquote doch noch zum Ausgleich zu kommen, aber diesmal konnte Große den Schuss von Dösch nach einer Variante von der Linie kratzen. Berlin versuchte in der Schlussphase noch einmal alles, aber Köln spielte mit viel Ballbesitz die Führung sicher über die Zeit und holte damit vorentscheidende drei Punkte für den Heimvorteil im Viertelfinale.
Dass die Kommentatoren des Livestreams die Körpersprache seines Teams kritisierten, konnte KTHC-Cheftrainer Pasha Gademan nur teilweise nachvollziehen:,,Ich finde, dass wir in der 1.Halbzeit schon wieder gut gespielt haben und offensiv gut durchgekommen sind. Aber supergut war es auch nicht, es war okay, aber man hat uns den Doppelspieltag schon angemerkt und es gab sicher ein paar Punkte, die nicht gut waren. Es stimmt ein wenig, dass unsere Körpersprache und unser Vertrauen mit den beiden Gegentoren etwas runtergegangen ist, auch weil wir vorher die klar bessere Mannschaft waren. Dieses Gefühl zu drehen hat nicht so gut geklappt und im Schlussviertel haben wir auch nicht so gut gespielt.“
Mit dem Arbeitssieg schaffte es Köln wieder zu den spielfreien Mülheimern aufzuschließen und den das ebenfalls spielfreie Polo Hamburg um drei Punkte zu distanzieren. Mit 36 Punkten und einem Torverhältnis von jeweils +31 kommt es am kommenden Sonntag zu einem Fernduell zwischen Köln (in Frankfurt) und Mülheim (gegen Harvestehude). Sicherlich hat hierbei auf dem Papier Rot-Weiss gewisse Vorteile, aber Coach Gademan möchte am letzten Spieltag vor allem wieder mehr Dominanz sehen und betonte die äußerst angespannte personelle Situation:,,Der 1.Platz bleibt jetzt möglich.Ole Boelke ist gestern Abend noch mit dem Zug angereist, so dass wir wenigstens nur einen Spieler weniger hatten. So viele Spieler aus der MJA haben gespielt, die kaum mit uns trainiert haben, dann ein Auswärtssieg in Berlin an einem Doppelspieltag zu erkämpfen, das ist einfach überragend. Dass es vom Gesamtspiel nicht richtig gut war, ist mir für heute egal. Nächste Woche in Frankfurt beim Einzelspieltag will ich aber schon, dass wir das Spiel wieder dominieren.“
Tore:
0:1 Johannes Große (E, 15., 2.Saisontor)
1:1 Nico Kirstein (E, 35.)
1:2 Henrik Siegburg (37., 5.Saisontor)
2:2 Simon Herzsprung (E, 40.)
2:3 Thies-Ole Prinz (51., 5.Saisontor)
Schiedsrichter: Ole Ingwersen, Michelle Meister