Zwischenfazit 1. Damen und 1. Herren nach der Bundesliga Hinrunde 2021/2022

Von Markus Lehnen

1. Herren

Ausgangssituation:
Beinahe unverändert ging der amtierende deutsche Meister im September in die neue Feldhockeysaison. Mit Vincent Kallrath, Valentin Esterhues, Lasse Mink und Moritz Zimmermann verlor Köln lediglich vier Nachwuchstalente, konnte dafür mit Frederik Nyström aber ein Toptalent von Uhlenhorst Mülheim an den Rhein locken. Im Laufe der Hinrunde sollten sich auch die drei A-Junioren Leon Lindemann, Fabio Seitz und Henrik Siegburg als zusätzliche Verstärkungen des Herrenkaders herausstellen.
Hinrundenverlauf:
Gegen den stets abstiegsbedrohten Nürnberger HTC startete das Team von Cheftrainer André Henning im heimischen Rewe-Sportpark mit einem 9:0 standesgemäß in die Saison. Gleich in Woche zwei standen dann bei einem Doppelspieltag in Hamburg, gegen Polo und UHC, die ersten richtigen Gradmesser auf dem Spielplan. Beim knappen 2:1 bei Polo erzielte Fabio Seitz den Siegtreffer und machte erstmals deutlich auf sich aufmerksam. Tags darauf folgte mit einem teilweise wilden, für André Henning teils zu wilden, 4:3 der 2. knappe Sieg binnen zwei Tagen. Rot-Weiss führte zwar stets, konnte den UHC aber nie abschütteln und musste sich am Ende bei Joshua Onyekwue bedanken. Die 19-jährige Nummer zwei im Kölner Tor vertrat Olympiasieger Vincent Vanasch, der gerade zum zweiten Mal Vater geworden war,  in den ersten vier Saisonspielen und hielt mit Glanzparaden in der Schlussphase den Sieg fest. Etwas souveräner gestaltete sich der Sieg in der Woche darauf  in Berlin beim BHC, als die Domstädter 3:1 gewannen.
Zu diesem Zeitpunkt war auch klar, dass Köln ein Jahr ohne Niederlage bliebe, wenn man am letzten Septemberwochenende zu Hause nicht gegen den Club an der Alster und den Harvestehuder THC verlor. Man verlor nicht, sondern gewann auch die Saisonspiele fünf und sechs mit 3:2 und 5:2, womit klar war, dass man bis zum Jahrestag der letzten Bundesliganiederlage, dem 4.10.2020, kein Spiel mehr verlieren würde. ,,Sechs Siege in Serie zum Saisonstart, seit einem Jahr ungeschlagen, darauf können wir sehr stolz sein“, äußerte sich ein glücklicher André Henning im Anschluss an den 5:2 Sieg über den HTHC. Am ersten Oktoberwochenende verlor eine Perspektivmannschaft beim EHL Ranking Cup in Brasschaat/Belgien gegen die Gastgeber KHC Dragons, lieferte aber eine ansprechende Leistung ab. In voller Mannschaftsstärke wurden anschließend der TSV Mannheim mit 9:0, und nach der Länderspielpause der SC Frankfurt 1880 mit 6:1 vom Olympiaweg nach Hause geschickt. Am 24.10. riss allerdings nach 22 Bundesligaspielen ohne Niederlage die Serie der KTHC Herren, als man beim Topteam des Mannheimer HC nach verkorkstem 1.Viertel mit 0:2 verlor. ,,Das ist schade, aber ich weiß gar nicht, ob es so schlimm ist. Am Ende war das schon etwas Druck die Serie aufrecht zu erhalten. In jedem Fall können wir stolz sein“, zeigte sich Nationalspieler Johannes Große anschließend nicht extrem enttäuscht. Sicherlich auch, weil Rot-Weiss drei Viertel eine gute Leistung in der Kurpfalz bot, lediglich im Abschluss einen gebrauchten Tag erwischte.
Mit einem 6:0 beim letzten Heimspiel des Jahres konnte man immerhin das Jahr 2021 auf heimischen Platz perfekt machen: 9 Heimspiele, 9 Siege.
Und auch im Prestigeduell bei Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim konnte das Team von André Henning zum Abschluss der Hinrunde mit 3:1 gewinnen und die Hinrunde krönen. ,,Richtig super. Das ist die beste Hinrunde aller Zeiten. Für uns sicher, nach unserem Wissen aber auch in der eingleisigen Bundesliga. Ein toller Abschluss eines tollen Jahres“, freut sich Henning über die Rekordverdächtigen Werte seines Teams im Hockeyjahr 2021 und fügt im aktuellen Interview mit der Deutschen Hockey Zeitung  (Ausgabe 37/2021,vom 2.11.2021) hinzu:,, Ich bin extrem stolz auf meine Jungs. Dass wir so eine starke Hinrunde hinlegen, war so nicht zu erwarten.[…]Und das eben ohne Anreize von  außen. Das spricht für den besonderen Charakter dieser Mannschaft und eine sehr ausgewogene Balance im Kader.“
Statistik:
Tabelle: Staffel A Platz 1, 11 Spiele, 30 Punkte, 50:13 Tore, 10 Punkte Vorsprung auf Polo Hamburg (ein Spiel weniger). Gesamttabelle: Platz 1, 5 Punkte Vorsprung auf den Mannheimer HC.
In der Liga Beste Offensive und Beste Defensive.
Torjäger: 1. Elian Mazkour, Christopher Rühr, Mink van der Weerden: Je 8 Tore
Das war gut
Wie die Werte zeigen war sehr viel sehr gut. Köln stellte nicht nur die beste Offensive und die beste Defensive, mit dem erst 20-jährigen Elian Mazkour hat man auch den Stürmer mit den meisten Toren der Liga aus dem Spiel heraus im Team. Hinzu kommt, dass die Tore sehr gut aufgeteilt sind: Ganze 14 Spieler trafen für den KTHC in der Hinrunde (vgl. MHC, Polo, Uhlenhorst je 11 Spieler), alleine die unter 20-jährigen Spieler erzielten 9 der 50 Tore. Der erst 18-jährige Fabio Seitz kam auf beeindruckende 5 Treffer und auch der noch jüngere Leon Lindemann trug sich jüngst gegen Düsseldorf in die Torschützenliste ein. Hinzu kommen mit Christopher Rühr, Mink van der Weerden, Thies Ole Prinz (6 Tore) sowie Mats und Tom Grambusch (je 3 Tore) die bekannten Torgaranten. Aber auch defensiv ist das Team äußerst stabil. Toptorhüter Vincent Vanasch und Supertalent Joshua Onyekque, die sich die Einsätze (6 zu 5) fast gleich aufteilten, bildeten mit Spielern wie Tom Grambusch, Mink van der Weerden und Johannes Große eine schwer zu überwindende Abwehr. Der Schlüssel zum Erfolg ist allerdings sicher im Inneren des Teams zu suchen, wie mir André Henning mehrfach bestätigte, es in der aktuellen Deutschen Hockey Zeitung bestätigt und mir auch Johannes Große im Interview beschrieb: ,,Das macht gerade extrem Bock, die Stimmung im Team ist extrem gut, jeder arbeitet extrem stark und jedes Trainingsspiel findet auf sehr hohem Niveau statt. Nach Olympia wollte ich im Verein so viel machen, dass ich mich, nach der großen Belastung dort, selbst bremsen musste“
Das gilt es zu verbessern
Vielleicht die Eckenbilanz, die hinten raus nicht mehr stark war, wie zu Beginn der Saison. Wie bei den Damen lag dies aber auch weniger an der Quote an sich, als eher daran zuletzt nicht mehr genug Strafecken herausgeholt zu haben. Ansonsten wird es sicherlich die größte Aufgabe für André Henning, und sein Trainerteam um Pasha Gademan und Wolfgang Kluth, die überragende Form der Mannschaft ins Frühjahr zu konservieren.
So geht’s weiter
Ab April stehen noch fünf Bundesligaspiele gegen die direkten Staffelgegner an, bevor dann im Mai die Playoffs um die deutsche Meisterschaft beginnen. Dazwischen findet rund um Ostern vom 14.-18.4.2022 die Endrunde der EHL statt, bei der Rot-Weiss als Mitfavorit ins Rennen geht. Da man auch in der Halle DM Titelverteidiger von 2020 ist, hat sich nach einer famosen Hinrunde auf dem Feld sicher nichts an den Saisonzielen geändert, die mir André Henning vor der Saison im direkten Gespräch nannte:,, Natürlich ist es das Ziel Platz eins in der Staffel zu erreichen und den Titel zu verteidigen. Dazu wollen wir um den EHL Titel an Ostern mitspielen und auch in der Halle in DM und Europokal vorne sein. Es gibt vier Titel, die wollen wir möglichst alle gewinnen und ich denke, dass meine Mannschaft auch das Zeug dazu hat.“ Bisher scheint Henning damit Recht zu behalten, Platz eins in der Staffel ist in jedem Fall bereits fast erreicht.

 

1. Damen

Ausgangssituation:
Nach den Abgängen der Olympionikinnen Cécile Pieper und Nike Lorenz, den Absenzen der Stürmerinnen Liv Arndt und Camille Nobis, sowie einer schweren Verletzung von Mittelfeldallrounderin Julia Busch in der Vorbereitungsphase ging das Team von Cheftrainer Markus Lonnes stark verändert in die aktuelle Feldhockey Saison. Als Ziel gab Lonnes, nach dem knappen scheitern im Halbfinale der letzten DM, dennoch das erneute Erreichen des Final Four an, was er als ,,schwer aber nicht unmöglich bezeichnete.“
Hinrundenverlauf:
Standesgemäß, aber bereits mit gewissen Defensivproblemen, starteten die Kölnerinnen ihre Saison Anfang September mit einem 6:2 bei den Aufsteigerinnen vom TuS Lichterfelde. Auch der folgende Doppelspieltag lief noch in Ordnung, als die Domstädterinnen den stark einzuschätzenden Damen vom Mannheimer HC nur knapp mit 1:2 unterlagen, tags darauf aber den Münchner SC im heimischen Rewe-Sportpark mit 5:0 besiegten.
Die Probleme zeigten sich beginnend mit dem Doppelspieltag in der Hansestadt Hamburg. Zunächst gab man gegen das kadertechnisch verbesserte, aber nicht als Topteam einzuschätzende Großflottbek eine 1:3 Führung aus der Hand und spielte nur 3:3. Anschließend setzte es beim Club an der Alster eine 1:4 Niederlage, bei der man vor allem in der 1.Halbzeit weitestgehend chancenlos war. In der Woche drauf folgte eine weitere Niederlage in Hamburg, als Köln eine zweimalige Führung aus der Hand gab und beim Harvestehuder THC mit 3:4 unterlag. Der Tiefpunkt der Hinrunde war dann am 9.Oktober erreicht, als man am heimischen Olympiaweg wieder einmal eine Führung aus der Hand gab und trotz ansprechender Leistung 1:2 gegen den Berliner HC verlor. ,,Die Hinrunde muss man eigentlich zweiteilen. Der Anfang der Saison war schon echt schwerfällig“, bewertet KTHC Kapitänin Rebecca Grote den Saisonbeginn und Markus Lonnes fügt hinzu:,, Offensiv haben wir uns gegen alle Teams, außer gegen Alster, gut geschlagen, in der Phase stand die Abwehr aber überhaupt nicht.“
Die große Trendwende folgte nur einem Tag nachdem die Stimmung am Boden war. ,,Wir wollten einfach nicht mehr verlieren, den Ruck hat man dann in der ganzen Mannschaft gemerkt“, erinnert sich Allrounderin Lea Stöckel an diese Saisonphase. Und so wurde der UHC Hamburg mit einer beeindruckenden Vorstellung 8:1 abgeschossen an einem Tag an dem auf einmal alles funktionierte.
Nach der Länderspielpause folgte ein 2:1 Arbeitssieg bei Uhlenhorst Mülheim, bei dem das Team laut Nationalstürmerin Pia Maertens bewies, dass es die engen Spiele wieder gewinnen könne.
Am abschließenden Doppelspieltag gelang dann eine größere Überraschung, als Rot-Weiss die amtierenden deutschen Meisterinnen vom Düsseldorf HC auf heimischen Platz mit 3:1 schlug. Am Folgetag wurde dann noch der Club Raffelberg unspektakulär, aber sicher, mit 3:0 besiegt und damit der 4.Sieg in Serie eingefahren.
,,Im 2.Teil der Saison standen wir hinten deutlich besser, das war der Schlüssel warum es zuletzt so gut lief“, ist Lonnes` Antwort auf die Frage, wie die Trendwende sportlich zu Stande kam.
Hinrunden Noten:
Markus Lonnes:,, Ich würde eine 3 geben. Erster Teil 4-, zweiter Teil 2+, da kommt dann eine glatte 3 bei heraus.“
Rebecca Grote:,, Hinten raus haben wir echt solide gespielt und gute Leistungen gebracht, nachdem der erste Teil überhaupt nicht gut war. In der Schule ist der letzte Eindruck ja meist wichtiger bei der Zeugnisnote, deswegen 2-.“
Statistik:
Tabelle: Staffel A Platz 2, 19 Punkte, 36:20 Tore, 1 Punkt Vorsprung auf den UHC Hamburg, 6 Punkte Rückstand auf den Düsseldorfer HC. Gesamttabelle: 5.Platz
In der Liga 2. Beste Offensive und 6. Beste Defensive
Torjägerinnen: 1. Pia Maertens und Emma Boermans: Je 8 Tore 3. Katharina Hüls: 6 Tore
Das war gut
Positiv fiel bei den Kölnerinnen vor allem die starke Offensive auf. Obwohl mit Liv Arndt und Camille Nobis zwei Stürmerinnen, plus Nike Lorenz als Eckenspezialistin, im Sommer einiges an Offensivpower weggebrochen war, stellte Rot-Weiss in der Hinrunde den 2.besten Angriff der Liga. Während Pia Maertens des Öfteren aus dem Mittelfeld ihre individuelle Klasse zeigte, konnte Stürmerin Emma Boermans ihre Torquote verbessern. Mit der erst 18-jährigen Newcomerin Sophie Prumbaum (3 Tore) kam zuletzt eine starke Abschlussspielerin dazu. Katharina Reuten hat selbst war erst ein Tor erzielt, war aber an vielen Toren direkt beteiligt. Helena Würker konnte, wie Paula Brux, zwei Tore beisteuern. Katharina Hüls kam dazu im Verlauf der Hinrunde, nach langer Verletzung, immer besser ins Spiel und erzielte bereits sechs Tore, was für Markus Lonnes aber noch nicht das Ende der Fahnenstange ist:,, Die sechs Tore sind natürlich Gold wert, aber bei ihr ist da sogar noch Luft nach oben. Ich möchte aber gar keine Spielerin hervorheben, es ist unsere Art im Kollektiv zu spielen. Schön, dass die Stürmerinnen so treffen, das Torschussthema war die ganze Hinrunde schon ganz gut. Insgesamt ist es eine große Qualität von uns nicht von einer Spielerin abhängig zu sein.“
Das gilt es zu verbessern
Strafecken waren noch nicht die große Stärke von Rot-Weiss Köln in dieser Hinrunde. Zwar erzielte Spezialistin Rebecca Grote von vier Saisontreffern drei per Ecke, doch kamen nur zwei weitere Tore (je eins von Hüls und Maertens) nach dieser Standardsituation dazu. ,,Ich glaube unsere Quote ist gar nicht zu schlecht. Mich stört aber, dass wir so wenige herausholen“, bewertet Markus Lonnes dieses Thema.
So geht’s weiter
Ab April folgen noch fünf Spiele gegen die Staffelkontrahentinnen. Da die Staffel A diese Saison schwächer besetzt ist als die Staffel B, sollten noch einige Punkte für die zuletzt so starken KTHC Damen drin sein. Der 2.Staffelplatz, und damit Heimrecht in Spiel zwei und möglichen Spiel drei im Playoff Viertelfinale, erscheint erreichbar, weswegen das Ziel für Rebecca Grote auch klar ist:,, Ziel ist der 2.Platz, das wäre perfekt. Ich denke mit diesem guten Abschluss gehen wir dafür in die absolut richtige Richtung.“ Und dieser zweite Platz sollte den Domstädterinnen wiederum eine gute Chance geben das von Markus Lonnes vor der Saison formulierte Ziel, nämlich das Final Four, zu erreichen.


 

Zwischenfazit 1. Damen und 1. Herren nach der Bundesliga Hinrunde 2021/2022