Von Markus Lehnen
Die European Hockey League Finals
Nach 2019 stehen an diesem Osterwochenende endlich wieder auch Hockeyfeiertage an, wenn in Amstelveen bei Amsterdam mit den EHL Finals das größte Vereinsturnier im europäischen Hockey ausgespielt wird. 2021 gab es zwar ebenfalls ein Finalturnier, aufgrund der Pandemie wurde dies allerdings nur als Final Four ohne Zuschauer vor Ort ausgetragen. Da zu diesem Zeitpunkt noch Uhlenhorst Mülheim amtierender deutscher Meister war, bekam der deutsche Rekordmeister den einzigen deutschen Startplatz und für Rot-Weiss Köln blieb nur ein Platz beim Rankingturnier im Herbst in Brasschaat, Belgien.
Bei den Herren löste die EHL 2008 den Eurohockey Club Champions Cup ab und wird seit 2019 (wieder) zentral an sechs Tagen an einem Ort ausgespielt. Der Rekordsieger ist mit vier Titeln auch der amtierende Champion aus dem Jahr 2021, der HC Bloemendaal aus den Westniederlanden. Gleich darauf folgt der UHC Hamburg mit drei Titeln. Damit sind die Hansestädter eines von zwei deutschen Teams, die den wichtigsten Europapokal bisher gewinnen konnten, denn auch der KTHC trug sich bereits in die Siegerliste ein. 2017 besiegte man in Brasschaat die Niederländer von Oranje-Rood im Finale mit 3:2. Bei den letzten regulären EHL Oster Finals 2019 in Eindhoven erreichten die Kölner das Endspiel, scheiterten dort aber mit 0:4 an den Waterloo Ducks aus Belgien. Damals stand mit Vincent Vanasch die heutige KTHC Nummer eins zwischen den Pfosten der Sieger.
,,Die EHL ist für uns natürlich sehr wichtig, wir sind aktuell die Nummer eins in Deutschland, wir wollen auch die Nummer eins in Europa sein. Schade, dass das Turnier die letzten Jahre in der Form nicht stattfinden finden konnte, aber umso schöner, dass es jetzt stattfindet“, hebt Rot-Weiss Cheftrainer Pasha Gademan die Bedeutung des Turniers heraus. Für den in Almere beheimateten Gademan ist das Turnier in Amstelveen beinahe ein Heimspiel, denn die Anfahrt zum Wagener Stadion beträgt von dort aus nur knappe 30 Minuten mit dem Auto. Kölns Kapitän Mats Grambusch, der von 2014 bis 2019 jedes Jahr mit den Domstädtern bei den EHL Finals spielte, hebt ebenfalls die herausgehobene Bedeutung des Turniers heraus:,, Die Bedeutung für den Verein ist natürlich riesengroß, da es das einzige internationale Vereinsturnier ist. Dazu ist es der mit Abstand am schwierigsten zu gewinnende Titel, denn wir müssen drei KO Spiele in vier Tagen gegen die besten Mannschaften Europas gewinnen, um den Titel zu holen. Da muss einfach extrem viel richtig laufen.“
In diesem Jahr spielen übrigens auch erstmals die Damen ein EHL Turnier am gleichen Ort aus. Für Deutschland treten in einem achter Turnier hierbei die deutschen Meisterinnen vom Düsseldorfer HC an.
Austragungsort, Termine, Modus
Die EHL Finals finden vom 13.4. bis 18.4.2022 (Ostermontag) im Wagener Stadion in Amstelveen statt. Das mit berühmteste Hockeystadion der Welt fasst 9000 Zuschauer: innen und war zuletzt Austragungsort der Damen und Herren Europameisterschaften im Juni 2021.
Bei den Herren spielen zehn Teams um den Sieg. Eigentlich wären es 12, aber die beiden Vertreter aus Russland (Dinamo Ak-Bars) und Belarus (HC Minsk) wurden aufgrund des Ukrainekriegs von der EHF ausgeschlossen. Gespielt wird ausschließlich im KO System, wobei Rot-Weiss Köln, die KHC Dragons, HC Bloemendaal, Club de Campo Madrid, die SV Arminen Wien und Atletic Terrassa bereits für das Viertelfinale gesetzt sind. Der jeweilige Gegner von Köln (SV Kampong– Uhlenhorst Mülheim) und den KHC Dragons (Saint Germain HC- Surbiton HC) wurde bereits am Mittwoch in zwei vorgezogenen Partien ausgespielt.
Köln bestreitet sein Auftaktspiel am Karfreitag um 20.30 Uhr, bei einem Sieg geht es für sie im Halbfinale am Ostersonntag um 14 Uhr weiter. Sollte auch das gewonnen werden spielt man am Ostermontag um 16.15 Uhr im großen Finale. Alternative Spiele wären ein Rankingspiel um den geteilten 5.Platz am Sonntag um 16.15 Uhr oder das Spiel um Platz drei am Montag um 11.30 Uhr. In jedem Fall bestreitet der KTHC am kommenden Wochenende also mindestens zwei Spiele.
Tickets und Übertragung
Zwei sehr gute Nachrichten gibt es im Bereich Ticketing: Es herrscht wieder Vollauslastung und es gibt noch für alle Turniertage Tickets. Für die für Köln relevanten Spieltage Freitag (ab 15€), Sonntag (ab 20€) und Montag (25€) sind noch Karten unter folgendem Link erhältlich: https://www.eventim.nl/en/event/abn-amro-ehl-finals-2022-wagener-stadion-14966974/?affiliate=EU2
Die Preise gelten jeweils für Erwachsene, Kinder unter 14 Jahren und Familien erhalten günstigere Tickets. Wer also eh im Osterurlaub in der Region ist, findet vielleicht noch Zeit und Muße die KTHC Herren bei ihrer Titelmission vor Ort zu unterstützen.
Wer es nicht in den Süden Amsterdams schafft, kann das gesamte Turnier auf EHL TV verfolgen: https://www.eurohockeytv.org/en-int/page/euro-hockey-league-eurohockeytv Das ganze kostet 9,99 € und kann bequem per PayPal oder Kreditkarte bezahlt werden. Nötig ist lediglich ein Account, den viele Hockeyfans aufgrund vorheriger Turniere, wie der EM 2021, wahrscheinlich schon haben.
Rot-Weiss Köln: Kader und Ziele
Strenge Regeln gelten bei den EHL Finals im Bereich Kader. Für das gesamte Turnier dürfen nur 18 Spieler (16 Feldspieler, 2 Torhüter) nominiert werden. Nachnominierungen aufgrund von Verletzungen sind nicht möglich. Pasha Gademan nominiert folgende Spieler für das Turnier:
Tor: Vincent Vanasch, Joshua Onyekwue Nnaji
Abwehr: Ole Boelke, Tom Grambusch, Johannes Große, Florian Pelzner, Mink van der Weerden
Mittelfeld: Mats Grambusch (C), Timur Oruz, Florian Scholten, Maximilian Siegburg, Moritz Trompertz
Sturm: Florian Adrians, Elian Mazkour, Thies-Ole Prinz, Christopher Rühr, Fabio Seitz
,,Die Belastung ist mit bestenfalls drei Spielen in vier Tagen natürlich extrem hoch. Das wäre es sogar für Nationalmannschaften, für Clubs umso mehr. Da ist ein 18er Kader nicht groß, aber es ist wie es ist“, beschreibt Pasha Gademan die Belastungen und sein Kapitän Mats Grambusch erklärt die Gründe:,, Wir Nationalspieler kennen das natürlich, haben im Verein aber auch mehr Einsatzzeiten als dort. Die Spieler, die ausschließlich im Verein spielen kennen das aber gar nicht, da sind Doppelwochenende in der Liga das Maximum.“
Das Ziel ist für Grambusch aber mit einer Einschränkung klar:,, Das Ziel ist immer der Titel, aber ich glaube gerade in der EHL muss man wirklich von Spiel zu Spiel gucken. Wir müssen noch große Schritte machen und können nicht gleich an den Titel denken.“ ,,Wir wollen und können auch den Titel holen, wenn wir unsere Leistung bringen. Wenn wir Freitag gut anfangen, dann sind wir sicher einer der Topfavoriten. Mindestens ins Halbfinale sollte es aber in jedem Fall gehen“, antwortet Gademan auf die Ziele beim diesjährigen EHL Turnier.
Freitag, 14.4., 20.30 Uhr: Rot-Weiss Köln- SV Kampong
Der Titelträger von 2016 ist für Rot-Weiss so etwas wie der Dauerrivale in der EHL. Zwischen 2016 und 2019 trafen beide Teams viermal aufeinander, zweimal siegte das Team aus Utrecht (2016 und 2018), zweimal die Kölner (2017 und 2019). 2016 in Barcelona gewann Kampong im Anschluss sogar den Titel mit einem 2:0 Finalsieg über Amsterdam AH&BH. Mit Jip Janssen, Jonas de Geus, Lars Balk, Sander de Wijn und Robbert Kemperman stehen alleine fünf amtierende Europameister im Kader, wobei Kemperman verletzt ausfällt. Ein alter Bekannter ist Torwart Moritz Kentmann, der vor der Saison vom Berliner HC nach Utrecht wechselte.
Mit dem klaren 4:0 Sieg am Mittwochabend sammelte das Team von Roelant Oltmans bereits positive Erfahrungen im Wagener Stadion. Gegen geschwächte Mülheimer, bei denen mit Lukas Windfeder und Timm Herzbruch zwei absolute Leistungsträger verletzt ausfielen, erspielte sich Kampong einen nie gefährdeten Sieg. Für den Champion von 2016, der erwartungsgemäß auf die niederländischen Nationalspieler Björn Kellermann und Robbert Kemperman verzichten musste, trafen Jip Janssen, Finn van Bijnen, Mats Gruter und Silas Lageman.
Für ein echtes Topspiel sollte am Karfreitag also gesorgt sein, erst Recht wenn man daran denkt, dass die Duelle 2017, 2018 und 2019 jeweils nur mit einem Tor Differenz endeten. Das letzte Duell sollte besonders Mats Grambusch gut in Erinnerung haben, schoss er doch damals in Eindhoven in der Schlussminute des Achtelfinalspiels den 3:2 Siegtreffer für Köln. Vielleicht auch deswegen hatte sich der KTHC Kapitän im Vorfeld die Utrechter als Gegner gewünscht:,, Kampong wäre mir als Gegner schon lieber, es ist einfach viel mehr das Gefühl von Europapokal gegen einen internationalen Verein.“
Die weiteren Teams:
HC Bloemendaal, Niederlande. Aktuelle Ligaplatzierung: 1, EHL Titel: 4
Der EHL Rekordsieger ist sicher auch diesmal einer der Favoriten, wenn nicht sogar der größte Titelfavorit. In der Hoofdklasse, der 1.Liga in den Niederlanden, liegt das Team aus der Nähe von Haarlem nach 19 Spieltagen bereits 10 Punkte vor dem ersten Verfolger. Mit Jorrit Croon, Glenn Schuurman, Maurits Visser, Thierry Brinkman und Floris Woertelboer stehen fünf aktuelle niederländische Nationalspieler im hochkarätig besetzten Kader. Hinzu kommen der ehemalige Welthockeyspieler Arthur van Doeren, der mit Belgien im vergangenen Sommer Olympiasieger wurde und der 239-fache ehemalige deutsche Nationalstürmer Florian Fuchs, der im Sommer seine Karriere beenden wird und damit sein letztes EHL Turnier spielt.
KHC Dragons, Belgien, Aktuelle Ligaplatzierung: 8, EHL Titel: 0
Der amtierende belgische Meister hat eine schwierige Saison und belegt aktuell nur Platz acht in der heimischen Liga. Auch deswegen ersetzte jüngst Michael Cosma Dennis Dijkshoorn auf der Trainerposition. Bekannte Spieler sind die belgischen Olympiasieger Loic van Doren und Felix Denayer, sowie der argentinische Nationalspieler Nicolas de la Torre. Beim EHL Rankingturnier im letzten Oktober unterlag ein KTHC Perspektivteam den Dragons am Ende deutlich mit 1:5, konnte aber zunächst gut mithalten. Gewinnen die Dragons und Köln ihre Viertelfinals kommt es zu im Halbfinale zum erneuten Duell der beiden Vereine.
Club de Campo Madrid, Spanien, Aktuelle Ligaplatzierung: 4, EHL Titel: 0
Die Madrilenen konnten 2011 ins Finale der EHL einziehen, kamen sonst aber kein weiteres Mal unter die Top 4. Am bekanntesten beim amtierenden spanischen Meister sind die spanischen Nationalspieler José Basterra, Andrés Mir und Torhüter Mario Fernandez. Fun Fact: Rebecca Grote, Kapitänin der 1.Damen vom KTHC, spielte in der Saison 2017/18 für das Damenteam von Campo und gewann dort den spanischen Vereinspokal.
Atletic Terrassa HC, Spanien, Aktuelle Ligaplatzierung: 2, EHL Titel: 0
Das Team aus Katalonien bezwang in der vierer EHL 2021 im Halbfinale Uhlenhorst Mülheim und musste sich erst im Finale dem HC Bloemendaal mit 2:5 geschlagen geben. Bekannteste Spieler beim spanischen Rekordmeister sind die erfahrenen Marc Salles und Ignasi Torres. Mit der Teilnahme dieses Jahr bestreitet das Team von Cheftrainer Xavier Gasol bereits seine 12. EHL.
SV Arminen Wien, Österreich, Aktuelle Ligaplatzierung: 1, EHL Titel 0
Die Arminen aus der österreichischen Hauptstadt Wien sind amtierender österreichischer Meister und führen dort auch aktuell die Tabelle an. Die besten Torschützen sind aktuell ÖHV Nationalspieler Dominic Uher mit 14 und Youngster Florian Hackl mit 10 Toren. Obwohl die Wiener traditionell ihre besten Spieler an stärkere Ligen verlieren, stellen sie auch aktuell sechs österreichische Nationalspieler. Fun Fact: Der SV Arminen ist der Heimatverein von KTHC Mittelfeldspielerin Julia Busch, die von dort 2012 an den Rhein zu Rot-Weiss wechselte.
Surbiton HC, England, Aktuelle Ligaplatzierung: 3, EHL Titel: 0
Der amtierende englische Meister aus der Grafschaft Surrey, südlich von London, führt dagegen aktuell die heimische Liga nicht an. Ein Spieltag vor Schluss ist der Titel bereits verloren und nur noch Platz zwei möglich. Bekannteste Spieler sind die britischen Olympioniken Tom Sorsby und James Gall.
Saint Germain HC, Frankreich, Aktuelle Ligaplatzierung: 3, EHL Titel: 0
Bereits zum 13.Mal ist der französische Meister aus der Nähe von Paris in der EHL am Start. Top Torjäger in der heimischen Liga ist Kapitän William-Ike Jeammot. Nach der deutlichen 2:7 Niederlage gegen Surbiton spielen die Franzosen am Donnerstag noch gegen Uhlenhorst Mülheim um Platz neun.
Uhlenhorst Mülheim, Deutschland, Aktuelle Ligaplatzierung: 4, EHL Titel: 0
Der Dauerrivale von Rot-Weiss hat sich als 2.deutsches Team für dieses EHL Turnier qualifiziert, da man hinter Köln 2. der Hauptrunde in der Bundesligasaison 2019-21 wurde. Da der KTHC auch Meister wurde ist Mülheim, und nicht der Mannheimer HC, in der EHL 2022 am Start. Das Team von Thilo Stralkowski gewann seit Wiederbeginn der Liga zwei von drei Spielen deutlich, verlor aber beim Harvestehuder THC mit 2:3.
Bei der klaren 0:4 Auftaktniederlage gegen den SV Kampong musste der deutsche Rekordmeister auf seine Stützen Lukas Windfeder und Timm Herzbruch verzichten. Im Spiel um Platz neun am Donnerstag können Malte Hellwig, Henrik Mertgens und Co die EHL Finals immerhin noch mit einem guten Gefühl beenden.
Favoriten:
Mats Grambusch:,, Ich glaube die beiden deutschen und die beiden holländischen Teams können das Turnier in diesem Jahr gewinnen, dahinter vielleicht die KHC Dragons, die ein interessantes Team haben. Insgesamt sehe ich Bloemendaal als Topfavoriten, dann wir und Kampong, dahinter Mülheim.
Pasha Gademan:,, Hoffentlich wir, aber das ist eine ganz schwierige Frage. Alle teilnehmenden Teams sind in einer anderen Saisonphase, von vielen Teams, z.B. aus England oder Spanien, sieht man so gut wie nichts vor der EHL, es gibt auch kaum Videomaterial. Die Niederländer haben natürlich eine starke Liga und dieses Jahr bereits viel gespielt, von daher muss man Kampong und vor allem Bloemendaal als Favoriten nennen. Die sehen gerade sehr gut aus in der Liga. Aber nochmal, wir wollen und können das auch: We just have to show it, wir müssen einfach zeigen, was wir können.“
Spiele am Mittwoch
Saint Germain HC- Surbiton HC 2:7 (1:5)
SV Kampong- Uhlenhorst Mülheim 4:0 (2:0)
Alle weiteren Infos zum Turnier gibt es unter:
https://ehlhockey.tv/
Ich wünsche allen Lesern viel Spaß mit der EHL, vielleicht sogar vor Ort, Frohe Ostern und viel Erfolg den Rot-Weiss Männern!