Zwischenfazit 1. Herren KTHC nach der Feldhockey Bundesliga Hinrunde 2023/24

Von Markus Lehnen
Ausgangssituation
Nachdem die 1.Herren von Rot-Weiss Köln im vergangenen Juni erneut den deutschen Meistertitel verteidigt hatten und damit den Titelhattrick schafften, gab es im Sommer einige Veränderungen im Kader von KTHC-Cheftrainer Pasha Gademan. Mit Olympiasieger Vincent Vanasch, dem niederländischen Eckenspezialisten und Außenverteidiger Mink van der Weerden sowie den beiden Rot-Weiss Routiniers Florian Pelzner und Moritz Trompertz verlor Köln jede Menge sportliche Klasse und Erfahrung.,,Was verloren geht ist natürlich die Erfahrung. Die Anzahl der Bundes- und Länderspiele ist so schnell nicht auszugleichen. Aber wir haben mit Philipp Holzmüller und Michel Struthoff zwei sehr gute, junge Spieler dazubekommen“, beschrieb Co-Trainer Dominic Giskes im Sommer die Veränderungen am Meisterkader von Rot-Weiss. Da die Europameisterschaft in Mönchengladbach erst kurz vor der Saison endete, blieb den Domstädtern allerdings nur eine Woche Zeit sich gemeinsam auf die neue Saison vorbereiten. Negativ hinzu kam eine Verletzung vom verbliebenen Strafecken-Ass Tom Grambusch, der die komplette Hinrunde ausfallen sollte.

Hinrundenverlauf
Der Saisonstart gelang den KTHC-Herren allerdings trotz der schwierigen Situation mit einem 2:1 beim komplizierten Auswärtsspiel gegen ambitionierte Krefelder in einer echten, heute kaum vorstellbaren, Hitzeschlacht Anfang September. Eher zäh war der folgende 3:1 Sieg bei der Heimpremiere im Rewe-Sportpark gegen den Abstiegskandidaten TSV Mannheim, nach dem Coach Gademan wenig, bis gar keine positiven Worte für sein Team fand. Deutlich besser lief es in der Woche darauf als man daheim, vor allem in der 2.Halbzeit, dem Berliner HC beim 3:0 keine Chance ließ. Anschließend kam es aber zur nächsten Besonderheit in dieser Hinrunde: Die Weltmeister Tom und Mats Grambusch, Christopher Rühr, Timur Oruz, Thies Prinz, Jean-Paul Danneberg (der allerdings krankheitsbedingt absagen musste) und der eigentlich zurückgetretene Moritz Trompertz wurden aufgrund ihres Titels von der Deutschen Sporthilfe zum Club der Besten nach Italien eingeladen, fehlten vor dem wichtigen Auswärtswochenende in Hamburg daher komplett im Training. Trainer Gademan war es dennoch wichtig seinen Spielern diese Reise zu ermöglichen, was diese ihm mit Leistung zurückzahlen sollten. Beim UHC (3:0) und Polo Hamburg (2:0) gelangen gegen zwei Topteams der letzten Saison zwei starke Siege ohne Gegentor. Die Rot-Weiss Saison lief jetzt richtig gut, was eine Woche später die Aufsteiger vom Gladbacher HC erfahren mussten, die auf eigenen Platz vom amtierenden Meister mit 8:1 abgefertigt wurden. Als es nach drei Vierteln des Topspiels am folgenden Dienstagabend unter Flutlicht durch ein Tor von Chris Rühr 1:0 für Köln gegen Mülheim stand, schien sogar eine perfekte Hinrunde zum Greifen nah. Der wiedererstarkte Rekordmeister drehte das Spiel allerdings noch, gewann 2:1 und fügte Rot-Weiss die schmerzhafte 1.Saisonniederlage zu. ,,Natürlich ist es ein Wermutstropfen gegen Mülheim verloren zu haben“, ärgerte sich KTHC-Kapitän Mats Grambusch daher auch noch eineinhalb Wochen später über die Pleite gegen den ewigen Rivalen. Nach der 1.Niederlage folgten aber noch zwei Heimsiege gegen den Harvestehuder THC (2:1) und den SC Frankfurt 80 (6:1), wodurch sich Köln zum 4.Mal in Folge den inoffiziellen Titel des Herbstmeisters sichern konnte. Bei diesen zwei Siegen plötzlich wieder mit von der Partie war Mo Trompertz, der aufgrund vieler Abstellungen zur MU18 (die deutscher Meister wurden), Verletzungen und Erkrankungen ein kurzzeitiges Comeback im Rot-Weiss Dress feierte.,,Das war es jetzt aber endgültig“, versicherte mir Trompertz nach dem Spiel gegen Frankfurt. Mit 27 Punkten schnitt Rot-Weiss in der Hinrunde letztendlich sogar besser als in der Vorsaison ab, schoss zwar fünf Tore weniger als damals, kassierte dafür aber auch vier weniger. Insgesamt zeigte sich ein klares Bild zwischen den Staffeln, welches Köln in der klar stärkeren Gruppe sieht. Der HTHC, in Kölns Staffel A mit 22 Punkten 4.gewann zum Beispiel einen Punkt mehr als der Mannheimer HC, der die Staffel B anführt. 

Statistik
Tabelle: Staffel A Platz 1, 10 Spiele, 27 (25) Punkte, 36 (41):8 (12) Tore, punktgleich mit Uhlenhorst Mülheim (Köln mit einem Spiel weniger) Gesamttabelle: Platz 1, wegen dem sieben Tore besserem Torverhältnis vor Mülheim. 13 Punkte Vorsprung auf den ersten Nicht-Playoffplatz.
In der Liga Beste Offensive und Beste Defensive.
Torjäger: 1. Christopher Rühr 11 Tore, 2. Mats Grambusch 5 Tore, 3. Elian Mazkour, Thies Prinz je 4 Tore

Gesamt: 1. Gonzalo Peillat (Mannheimer HC) 16 Tore

(Werte zum selben Zeitpunkt der Hinrunde 2022/23)
Stimmen zur Hinrunde
Cheftrainer Pasha Gademan:,,Wir können auf jeden Fall hoch zufrieden sein, wie es in der Hinrunde gelaufen ist. Es bleibt immer schwierig bei uns mit den ganzen Abstellungen. Allgemein muss man in der 1.Saisonhälfte die Basis legen, die man in der 2.Hälfte nutzen kann. Zum Glück haben wir in der Liga schon eine gute Basis gelegt und gezeigt, wie gut wir sein können. Da waren ein paar Dinge dabei, mit denen ich unfassbar zufrieden bin: Eines ist unsere Disziplin, wir haben z.B. sehr wenige Karten bekommen und unsere Defensive stand fast die ganze Zeit sehr sicher. Dazu kommt die Entwicklung der jungen Spieler. Wir hatten vier, fünf sehr junge Spieler, die regelmäßig zum Einsatz kamen. Ich glaube, wir können daher mit dem ganzen Prozess zufrieden sein, nicht nur mit den Ergebnissen.“ 
Kapitän Mats Grambusch:,,Es war eine großartige Hinrunde. Ich glaube wir sind noch nie so dominant gewesen, trotz der vielen Ausfälle, der Nationalmannschaft, Champion des Jahres und was sonst noch alles dazwischengekommen ist. Deswegen war es unterm Strich unglaublich gut, nicht nur von den Punkten her, auch wegen der Art und Weise, wie wir aufgetreten sind. Offensiv stärkste Mannschaft, Defensiv stärkste Mannschaft- was will man mehr?!“ 
Das war gut
Wie die Werte zeigen, war sehr viel sehr gut. Köln stellte die beste Offensive und die beste Defensive der Liga, dazu trafen 13 verschiedene Spieler für Rot-Weiss, auch das war der Bestwert in der Hockey Bundesliga. Defensiv ersetzten Jean-Paul Danneberg und Neuzugang Philipp Holzmüller die abgewanderten internationalen Stars Vincent Vanasch und Mink van der Weerden fast nahtlos, vorne konnte der extrem wuselige und unkonventionell spielende Michel Struthoff bereits einige Akzente setzen. Mit den MU18 Meistern 2023 Paul Babic, Tom Stahl und Justus Warweg spielten sich drei absolute Youngster dauerhaft in den Kader, gerade Babic und Warweg sind dort bereits nicht mehr wegzudenken. Seine alte Treffsicherheit hat Stürmerstar Chris Rühr wiedergefunden, der nach einer etwas torärmeren Vorsaison bereits bei elf Toren steht, dennoch aber nichts an Qualität im Forechecking und Vorlagen geben verloren hat. Insgesamt stach die defensive Stabilität der Kölner heraus, die sie auch schwierige Phasen überstehen ließ. 

Das gilt es zu verbessern
Sehr wenig gibt es zu verbessern, eventuell aber die Strafecken. Ohne Tom Grambusch und van der Weerden trat vor allem Rühr zu den Ecken an, und auch wenn er das ein oder andere Mal scheiterte, rein statistisch gesehen sind sechs Tore nach Strafecken kein so schlechter Wert. Auch Mats Grambusch sieht die Eckenausbeute nicht zu negativ:,,Bei den Ecken kann man es auch positiv sehen und auf das sogar noch vorhandene Steigerungspotential mit Tom hoffen. Wir wissen ja, dass mit Chrissie jetzt jemand unser Hauptschütze war, der in den letzten Jahren immer mal wieder eine geschossen hat, aber nicht in dieser Frequenz. Ich muss sagen, er hat es insgesamt überragend gemacht: Gute Entscheidungen getroffen, auch selbst geschossen, ist dazu variabel gewesen. Es stimmt, wir waren nicht maximal erfolgreich, aber ich denke wir waren auch nicht schlechter nach Ecken als der Rest der Liga. Mit Ausnahme der Spezialisten Gonzo Peillat und Michael Körper vielleicht, aber das war schon vorher so.“ 

Ansonsten ist in der Offensive sicher noch Potential, wenn Youngster Fabio Seitz zurückkehrt sowie die vier Tore Stürmer Elian Mazkour und Thies Prinz in der Rückrunde noch besser treffen sollten.  

So geht’s weiter
Zunächst einmal geht es für viele Rot-Weiss Spieler quer um den Erdball. Die Honamas um Mats Grambusch, Tom Grambusch, Chris Rühr, Jojo Große, Timur Oruz, Jean-Paul Danneberg und Thies Prinz bleiben auf dem Feld und holen sich bei zwei Lehrgängen in Südafrika sowie Spanien den letzten Schliff für die hoffentlich erfolgreiche Olympiaqualifikation beim Turnier im Januar im Oman. 

Antheus Barry, Aron Flatten, Luis Höchemer, Fabio Seitz und Michel Struthoff spielen dagegen im Dezember mit der deutschen U21 Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Malaysia. Die übrigen Rot-Weiss Spieler gehen wieder in die Halle, wo Dominic Giskes das KTHC-Team ab dem 1.Dezemberwochenende hoffentlich wieder Richtung Bundesliga-Playoffs führt, was angesichts der massiven Abstellungsflut jedoch alles andere als einfach wird. 

Nachdem die A-Nationalmannschaft im Februar auch noch in eine neue Pro League Saison startet, geht es für Rot-Weiss Köln auf dem Feld bereits am 16.03.2024 mit einem Heimspiel im Rewe-Sportpark gegen den Mannheimer HC weiter, bevor am letzten Wochenende im März (Ostern ist 2024 besonders früh) bereits das Final 8 Turnier der EHL auf dem Programm steht. In der Liga bildet aber die Neuauflage des Vorjahresfinales den Start ins Feldhockeyjahr 2024, welches eventuell mit einer Einstellung des UHTC- Rekords von vier Meistertiteln in Serie an Pfingsten in Bonn seinen Höhepunkt findet. Den Grundstein hierzu haben die Rot-Weiss Herren in dieser Hinrunde gelegt.

Zwischenfazit 1. Herren KTHC nach der Feldhockey Bundesliga Hinrunde 2023/24