Vorbericht Damen-Final 4 von Markus Lehnen

Vorbericht Final 4 2024 in Bonn KTHC 1.Damen

Von Markus Lehnen

Der Weg ins Final 4

,,Ein Punkteziel ist immer schwer auszugeben, Platz eins aus dem Vorjahr wollen wir aber wiederholen, das ist immer unsere Herangehensweise. Mir ist aber erstmal wichtig, die sehr gute Mentalität der Rückrunde zu erhalten, obwohl wir Stützen verloren haben, die das sehr getragen und gelebt hatten. Die vier neuen Spielerinnen wollen wir dazu möglichst schnell in die Truppe integrieren“. So formulierte KTHC-Cheftrainer Markus Lonnes das Saisonziel vor Beginn der Spielzeit. Im Sommer erlebten die Damen von Rot-Weiss Köln allerdings eine kleine Zäsur, denn mit Kapitänin Rebecca Grote und Allzweckwaffe Lea Stöckel beendeten zwei absolute Routiniers ihre Karrieren. Neu dazu kamen mit Felicia Wiedermann (Alster), Anna Küskes (Krefeld), Nika Hansen und Charlotte von Hülsen (Mülheim) aber Spielerinnen mit ordentlich Bundesligaerfahrung. Während Pia Maertens weiterhin verletzt fehlte, pausierte auch Nationalmannschaftskollegin Julia Sonntag in der Hinrunde.
Nach einer abwechslungsreichen, Shoot-Out reichen (vier Shoot Outs, davon eins gewonnen) Hinrunde überwinterten die KTHC-Damen auf dem 2. Platz der Staffel B, deutlich hinter Alster, aber auch mit Vorsprung auf den HTHC. Nachdem sich im Winter die Hoffnung zerschlug, die erneut mit  Kreuzbandriss verletzte Topstürmerin Pia Maertens in der Rückrunde wieder einsetzen können, wurden die Hoffnungen auf den ersten deutschen Meistertitel seit 2014 gleich zu Beginn der Winterpause stark gedämpft. Aus dieser startete Köln, wieder mit Sonntag im Tor, aber mit einem 2:1 beim Berliner HC durchaus gut. Allerdings verlief auch die Rückrunde wechselhaft. Gute Leistungen wie bei der 3:4 Niederlage gegen Alster oder einem 4:1 Sieg in Raffelberg wechselten sich mit einer unerklärlich schlechten Leistung beim 0:3 zu Hause gegen Harvestehude ab. Dank Schützenhilfe des BHC schlossen die Domstädterinnen die Hauptrunde aber trotzdem noch auf den 2.Platz ab und ersparten sich damit die Damen des DHC als Viertelfinalgegnerinnen. Ingesamt beendete Rot-Weiss die Hauptrunde mit 32 Punkten (9 hinter Alster), stellte dabei fünftbesten Offensive und die sechsbeste Defensive der Liga. Beste Torschützin war Stürmerin Katharina Reuten mit sechs Saisontoren. 
In den Playoffs folgten zwei hart erarbeitete, aber durchaus verdiente 2:0 Siege gegen die GTHGC-Damen, wodurch sich die Rheinländerinnen auf schnellstem Wege für das Final Four in Bonn qualifizierten. Damit qualifizierte sich Köln zum dritten Mal in den letzten vier Jahren für das Finalturnier, bei dem sie 2021 und 2023 aber jeweils bereits im Halbfinale ausschieden. 

Erwartungen und Kader

,,Ich denke Final Four ist das, was diese Mannschaft erreichen kann. Das war also das, was wir machen mussten, nächste Woche zählt es. Wir spielen dort gegen den amtierenden deutschen Meister und Vize EHL-Sieger, da gehen wir sicher nicht als Favoriten ins Spiel. Das ist mir aber auch egal, wir schauen nur auf uns“, sagte Coach Lonnes am Samstag zur Ausgangslage vor dem Final 4. Schaut man auch auf die Einschätzungen der Instagramuser auf dem dortigen Profil der Hockey-Bundesliga, so wird recht schnell klar, dass die KTHC-Damen von vielen Hockeyfreunden als die großen Underdogs beim diesjährigen Turnier eingeschätzt werden. Dies liegt aber vor allem daran, dass mit dem Club an der Alster (DM 2018 und 2019), dem Düsseldorfer HC (2021 und 2022) und dem Mannheimer HC (DM 2023) diesmal neben Köln die deutschen Meisterinnen der letzten fünf Jahre am Start sind. Nichtsdestotrotz möchten die Kölnerinnen unbedingt mal wieder den Titel in die Domstadt holen und blenden die Halbfinalpleiten der letzten Jahre aus, wie Führungsspielerin Nike Lorenz am Samstag deutlich formulierte:,,Jedes Jahr ist anders, daher zählt es überhaupt nicht, was die letzten Jahre war. Ich freue mich einfach mega auf das Wochenende.“
Der Kader hierfür sollte, sofern in der Trainingswoche nichts mehr passiert, im Grunde derselbe sein wie im Playoff-Viertelfinale, eventuell kommt aber noch die an der Hand verletzte Anna Küskes zurück. Spannend wird die Frage, wer im Tor den Platz als Nummer zwei hinter Julia Sonntag erhält, Lisa Höllriegl oder Maja Sielaff? Was Tore betrifft tauchen mit Nike Lorenz (8 Saisontore), Katharina Reuten (7) und Emma Boermans (5) gleich drei KTHC-Spielerinnen unter den Top 20 in der Torschützenliste auf, gerade Lorenz und Reuten zeigten sich zuletzt treffsicher. Boermans traf in 2024 noch gar nicht, war aber zuletzt so nah dran, dass die blitzschnelle Stürmerin ein X-Faktor für Köln werden könnte, sollte dort bei ihr der Knoten aufgehen. 

Die weiteren Teams

Mannheimer HC:  
Die Titelverteidigerinnen aus der Kurpfalz sind gleich am Samstag, wie 2021, die 1.Gegnerinnen der KTHC-Damen in Bonn. Damals führte Köln lange, verlor aber letztendlich im Shoot-Out.
Das Team von Cheftrainer Niklas Benecke spielte wieder eine überragende Saison, gewann nach der knappen 0:1 Auftaktniederlage beim Club an der Alster zuletzt 17 Spiele in Folge. Wäre nicht die bittere Niederlage im EHL-Finale gegen AH&BC Amsterdam gewesen, man könnte denken die Mannheimerinnen wüssten gar nicht mehr, wie man verliert. Zwar hatten die Damen vom Club an der Alster in der regulären Saison sogar noch einen Punkt mehr als Köln erspielt, jedoch stellte Mannheim mit einem überragenden Torverhältnis von 46:9 Toren sowohl die beste Defensive wie auch die beste Offensive der Liga. Die Tore verteilte das Team von Coach Benecke dabei äußerst paritätisch, so traf Lucia Jiménez Vicente mit 8 Toren noch am besten, dahinter tauchen in der Torjägerliste aber gleich Nadine Kanler und Pauline Heinz mit je sieben Toren auf und direkt darauf folgen Aina Lilly Kresken und Lucina von der Heyden mit sechs Treffern. Eckenspezialistin Stine Kurz gab sich mit fünf Toren zufrieden, muss bei den nennenswerten Spielerinnen des MHC aber in jedem Fall genannt werden. Wenn man dazu noch sieht, dass Spielerinnen wie Julia Hemmerle, Charlotte Gerstenhöfer, Agustina Habif und das Goalie-Duo Lisa Schneider und Leonie Weißenberger im Kader der Kurpfälzerinnen auftauchen wird schnell deutlich, dass die MHC-Damen rein von den Namen her sicherlich die Topfavoritinnen auf den DM-Titel sind. 

Club an der Alster:
Beim Club an der Alster saß der Stachel im vergangenen Jahr tief, dachte man doch kurz vor Schluss des Finals das entscheidende 2:1 Siegtor zum 3.Meistertitel der Vereinsgeschichte erzielt zu haben. Mit einer höchst umstrittenen Entscheidung verweigerten die Schiedsrichter dem Tor allerdings die Anerkennung, es ging ins Shoot-Out und am Ende davon standen die MHC-Damen als deutsche Meisterinnen fest. Das Team von Cheftrainer Stan Huijsmans schien aber daran nicht zerbrochen zu sein, sondern ging eher mit ordentlich Trotz in die neue Saison und schlug gleich am 1.Spieltag eben genau Mannheim mit 1:0. Es folgte eine komplett souveräne Hauptrunde mit nur einer Niederlage (0:1 gegen den HTHC) und den meisten erspielten Punkten aller zwölf Teams. Die Hamburgerinnen stellten dabei die viertbeste Offensive und mit Düsseldorf zusammen die zweitbeste Defensive. Beim Club an der Alster sind die Tore dabei noch ausgeglichener verteilt als bei Mannheim, denn unter den Top 20 in der Torschützenliste findet man von Alster lediglich Hanna Granitzki mit sechs Saisontoren. Alle anderen Tore verteilten mit vier Treffern oder weniger die anderen Spielerinnen unter sich. Zu nennen sind hierbei sicherlich die deutschen Nationalspielerinnen Anne Schröder, Kira Horn und Emma Davidsmeyer, aber auch Torhüterin Mali Wichmann, Routinier Lisa Altenburg oder Eckenspezialistin Linda Cobano, die Köln zuletzt eben genau zwei Ecken einschenkte. Kurz um, Alster geht als zweiter großer Favorit in das Turnier. 
Düsseldorfer HC:
Aber Vorsicht, denn im Halbfinale müssen die Hanseatinnen dafür erstmal am DHC vorbei. Nachdem das Team von Nicolai Sussenburger nach zwei Meistertiteln in Folge im letzten Jahr ziemlich sensationell im Halbfinale am UHC Hamburg scheiterte, ist es in der Frage nach der Favoritenrolle etwas ruhig um die Düsseldorferinnen geworden. Vielleicht zu Unrecht, denn mit 35 Punkten schlossen sie die Hauptrunde auf Platz zwei der Staffel A und Platz drei in der Gesamtliga ab und stellten dabei die drittbeste Offensive und mit Alster die zweitbeste Defensive. Mit Nationalstürmerin und Olympiaqualifikations-Heldin Lisa Nolte stellen die DHC-Damen außerdem die Torschützenkönigin der diesjährigen Saison (14 Tore). Treffsicher zeigte sich aber auch der niederländische Neuzugang Mabel Brands (7 Tore) und Sophia Schwabe (5 Tore). Wahrscheinlich würde Sara Strauss auch in der Torjägerliste auftauchen, die Nationalstürmerin war allerdings große Teile dieser Saison verletzt. Jetzt ist sie aber rechtzeitig wieder da und traf gegen den HTHC im Spiel zwei des Playoff-Viertelfinales auch gleich mal zum 1:0. Im Tor hat Neuzugang Femke Jovy den Abgang von Nathalie Kubalski kompensiert und weitere Topspielerinnen, wie Danas-Kapitänin Selin Oruz, Lily Stoffelsma, Annika Sprink oder die Spanierin Clara Ycart-Canal zeigen, dass der DHC immer noch über einen sehr starken Kader verfügt. Da Youngster wie Charlotte Ritter, Lucy Zich oder Emma Becker integriert wurden, verfügen die Rheinländerinnen vielleicht nicht mehr über das große Starensemble vergangener Jahre, sind aber sicherlich mehr als ein Außenseitertipp beim diesjährigen Final 4. 

Termine, Übertragung, Anreise 

Damen:

Samstag, 18.05., 11.45 Uhr: Rot-Weiss Köln – Mannheimer HC

Samstag, 18.05., 14.00 Uhr: Club an der Alster – Düsseldorfer HC

Sonntag, 19.05., 11.30 Uhr: Finale
Herren:
Samstag, 18.05., 16.15 Uhr: Mannheimer HC – Crefelder HTC
Samstag, 18.05., 18.30 Uhr: Hamburger Polo Club – Club an der Alster
Sonntag, 19.05., 14.15 Uhr: Finale

Alle Spiele gibt’s auf DYN zu sehen, oder kostenlos auf dem DYN You-Tube Kanal:  https://www.youtube.com/@dynhockey
Da die KTHC-Damen sich allerdings über jede Unterstützung vor Ort freuen, wäre es sicherlich auch eine gute Idee auf dem Ticketmarkt zuzuschlagen und am Samstag und hoffentlich Sonntag nach Bonn zu reisen. Möglich ist dies u.a. auch ab Köln Messe/Deutz, Hauptbahnhof und Süd mit den Zügen der Linien RB 26 und RE 5, die an der Station Bonn UN-Campus halten, von wo man die Anlage des BTHV in 10-15 Minuten zu Fuß erreichen kann. 
Tickets gibt es noch unter: https://vivenu.com/seller/hockeyliga-ev-kaox/feld-final4-2024-9mk9

Ich wünsche euch, liebe Rot-Weiss Damen viel Erfolg und Spaß in Bonn! Vielleicht ist die Abstimmung auf Instagram ja etwas Zusatzmotivation. 

Vorbericht Damen-Final 4 von Markus Lehnen