Von Markus Lehnen
Samstag, 4.6.2022, 1.Halbfinale: Rot-Weiss Köln- Harvestehuder THC 3:1 (0:1)
Nach drei Jahren wurde ab Samstagmittag endlich wieder ein Feld Final Four vor Zuschauern gespielt. Fans von sechs Vereinen kamen in die ehemalige Bundeshauptstadt, u.a. auch eine starke Abordnung von KTHC Fans, die den 30 Kilometer langen Weg rheinaufwärts gemacht hatten, um die 1.Herren bei der Mission 10.Meistertitel, in Spanien als ,,La Decima” legendär, zu unterstützen.
Im Vergleich zum 2.Viertelfinalspiel gegen den UHC Hamburg letzte Woche ersetzte im Kader von Rot-Weiss Mittelfeldspieler Florian Adrians positionsgetreu Florian Scholten, der ausgerechnet beim Final Four zum 1.Mal in diesem Feldhockeyjahr passen musste.
Bei den von Christoph Bechmann, einst 2009 deutscher Meister als Cheftrainer des KTHC, trainierten Hamburgern begannen die zu erwartenden 17 Spieler, inklusive Olympiasieger Tobias Hauke (ebenfalls deutscher Meister mit Köln 2009), Eckenspezialist Michael Körper und der fünf Tore Mann aus dem Viertelfinale, Nqobile Ntuli aus Südafrika.
Das Spiel begann äußerst schwungvoll und bereits nach 30 Sekunden pfiffen die Schiedsrichter das 1.Mal Strafecke für den HTHC, wurden aber vom Videoschiedsrichter, der in diesem Final Four zum Einsatz kommt, überstimmt. In der Folge übernahm allerdings der Favorit aus der Domstadt das Spiel und Elian Mazkour sowie Christopher Rühr verpassten Ball und Führungstor nur knapp, Kapitän Mats Grambusch scheiterte an HTHC Schlussmann Anton Brinckman. 15 Sekunden vor der Viertelpause hatte der Titelverteidiger dann die mit Abstand beste Chance des Spiels, als Thies Prinz bei einem starken Konter den am Siebenmeterpunkt völlig freistehenden Mats Grambusch fand, der aber das Tor links verfehlte. In der 17.Spielminute setzte sich dann Ntuli auf der Gegenseite stark durch und holte die wirklich 1.Strafecke für den HTHC, und insgesamt im Spiel, heraus. Hierfür haben die Hamburger einen echten Spezialisten und auch diesmal ließ sich der 35-jährige österreichische Routinier Michael Körper diese Möglichkeit nicht entgehen, ließ Kölns belgischen Olympiasieger Vincent Vanasch keine Chance und schlenzte den Ball links oben ins Eck zum zu diesem Zeitpunkt überraschenden 0:1 aus Kölner Sicht. ,,Vorm 0:1 haben wir selbst die Chance durch Mats, danach war das ganze Team enttäuscht und brauchte etwas Zeit”, schilderte Pasha Gademan im Interview nach dem Spiel die Phase vor dem Rückstand. KTHC Abwehrspieler Kai Aichinger ergänzte:,, Ich denke wir sind sehr gut in das Spiel gestartet und kassieren dann unglücklich eine Ecke. Es war aber ein geiles Tor von Körper, das muss man ihm lassen.” Beide Teams zeigten in der Folge eine Reaktion, die positiv beim HTHC und negativ bei den Kölnern ausfiel. Mit unsauberen Pässen verloren diese viele Bälle im Aufbauspiel, Ntuli und Masi Pfandt verpasstendabei das 2:0 bei zwei Hereingaben nur knapp, weswegen es mit 0:1 in die Halbzeitpause ging.
Bei hohen Temperaturen in Bonn entwickelte sich auch in Halbzeit zwei kein besonders temporeiches Spiel, Chancen blieben zunächst Mangelware. Erst in der 38.Minute testete Maximilian Siegburg HTHC Torwart Brinckman, der allerdings sicher parierte. Keine zwei Minuten später setzte sich auf der Gegenseite der äußerst schnelle und durchsetzungsstarke Ntuli auf der rechten Seite gegen Tom Grambusch durch, fand in der Mitte Maximilian Schlüter, der allerdings nur den Pfosten traf. Neun Sekunden vor Ende des 3.Viertels bekamen die weiterhin fehlerhaften KTHC Herren ihre 1.Strafecke, doch der Flachschuss von Spezialist Mink van der Weerden war sichere Beute für den starken HTHC Goalie.
Im Schlussviertel musste Rot-Weiss nun offensiver werden, um mindestens einmal zu treffen und sich die Chance auf die Titelverteidigung zu erhalten. Und Köln verlor keine Zeit, denn bereits nach wenigen Sekunden im 4.Viertel fand Florian Pelzner Verteidiger Kai Aichinger, der in den gegnerischenSchusskreis vorgerückt war, nun auf halblinks aus gut neun Meter Maß nahm und den Ball brachial ins lange Eck zum umjubelten 1:1 einschoss. ,,Das war natürlich ein sehr, sehr geiles Gefühl. Ich treffe als Abwehrspieler nicht so häufig, das war überhaupt mein 1.Tor bei einem Feld Final Four. Wir haben sehr viel an unseren Schlägen gearbeitet, das macht sich dann schon mal bezahlt”, freute sich der glückliche Torschütze. Die Domstädter kamen jetzt richtig ins Rollen und bereits in der 49.Spielminute eroberte Youngster Fabio Seitz den Ball, passte zum freien Elian Mazkour in den Kreis, der Brinckman keine Chance ließ und Köln mit 2:1 in Führung brachte. Wieder nur eine Minute später hieß es erneut Strafecke für den amtierenden deutschen Feldmeister. Die 2.Wiederholungsecke traf Tom Grambusch gut, doch der bärenstarke Anton Brinckman parierte per Hechtsprung mit seinem Schläger. Allerdings kam der Rebound zu Mazkour, der im Rückraum Christopher Rühr fand, der sich den Ball noch auf die Vorhand legte und anschließend an Brinckman vorbei ins HTHC Tor schoss. Das 3:1 feierte der emotionale KTHC Topscorer dann zunächst lautstark jubelnd vor dem prall gefüllten HTHC Fanblock. ,,Nach dem 1:1 ist der gefährlichste Moment im Spiel, hier entscheidest du, ob dir das Spiel gehört oder dem HTHC. Ich glaube wir sind im Anschluss explodiert, wurden groß, stark und funktionierten perfekt als Team”, analysierte Pasha Gademan diese entscheidenden sieben Minuten des Spiels. Denn es blieb beim 3:1. Auch das über sechsminütige Spiel ohne Torwart und zwei Strafecken brachten den tapfer kämpfenden Außenseiter aus der Hansestadt nicht mehr zurück ins Spiel. Zum 4.mal in Serie gewann Rot-Weiss Köln damit nach 2016-18 ein DM Halbfinale gegen den HTHC. Für Pasha Gademan ist es das 1.DM Finale als Cheftrainer, dementsprechend glücklich bilanzierte er das Spiel:,, Für beide Truppen war es sehr heiß und dann ist alles ein bisschen langsamer. In diesen Phasen hat der HTHC das besser gemacht, ich hatte aber die ganze Zeit über Vertrauen, dass wir ein oder zwei Tore machen werden. Damit das reicht, mussten wir nur gut verteidigen und brauchten einen guten Torhüter, den wir hatten. Ein paar Sorgen hat man schon, aber eigentlich auch nicht. Wir waren das ganze Spiel okay, nicht schlecht, aber es fehlten vier, fünf Prozent. Die waren wir dann besser, morgen müssen wir von Anfang an so gut sein.” Ein aufgrund der hohen Temperaturensichtlich erschöpfter Mats Grambusch ergänzte:,, Es war uns schon wichtig in die EHL zu kommen, aber noch wichtiger das DM Finale zu erreichen. Der HTHC ist eine gute Mannschaft mit vor allem defensiv griffigen Jungs, die uns in Phasen das Leben wirklich schwer gemacht haben. Am Ende hat sich dann aber unsere höhere Qualität durchgesetzt, ich weiß auch nicht, ob sie es gewohnt sind so ein Tempo über 60 Minuten zu gehen. Nach dem 1:1 merkte man schon, dass sie wussten, dass es schwer wird. Letztendlich war es danach der verdiente KO.”
Ähnlich äußerte sich auch HTHC Kapitän Xaver Hasun: ,,Im Endeffekt hat es Köln auch verdient, die waren hinten raus einfach besser und machen die Tore, die wir vorher nicht machen.”
Nach 2016-2018 und 2021 steht Köln nun zum 5.mal bei den letzten sechs Feld Final Four im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft und kann am Sonntag ,,La Decima” perfekt machen. Gegner ist dann der Hamburger Polo Club, der sich überraschend deutlich mit 3:0 gegen den Mannheimer durchsetzte. In beiden direkten Duellen dieser Saisongewannen die Rivalen der Staffel jeweils ihr Auswärtsspiel mit 2:1. ,,Ich erwarte auf jeden Fall ein spannendes, intensives Spiel. Die Jungs sind extrem gut. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich ordentlich was überlegen für unsere Raumdeckung und uns vor einige Aufgaben stellen”, schaut Polo Stürmer Constantin Staib auf das Duell mit vielen seiner Honamas Kollegen voraus.
Anpfiff hierfür ist am Sonntag um 13.45 auf der Anlage des BTHV in Bonn. Tagestickets sind noch erhältlich.
Tore:
0:1 Michael Körper (E, 17.)
1:1 Kai Aichinger (46., 1.Saisontor)
2:1 Elian Mazkour (49., 11.Saisontor)
3:1 Christopher Rühr (52., 13.Saisontor)
Schiedsrichter: B. Göntgen, T. Meissner