Spielbericht Viertelfinale Hallenbundesliga 22/23 1.Damen KTHC

Von Markus Lehnen

Samstag, 28.01.: Rot-Weiss Köln (1.West)- Club an der Alster (2.Nord) 4:7 (2:5)
Kader KTHC: Lisa Höllriegl- Jule Fischer, Fee Mazkour, Katharina Reuten, Helena Würker, Camille Nobis, Sophie Prumbaum, Katharina Hüls, Nika Boenisch, Lea Stöckel, Rebecca Grote (C), Maja Weber

Am letzten Januarsamstag war es soweit, in der Hockeyhalle im Rewe-Sportpark fand der große Viertelfinaltag der Hallenhockey Bundesliga statt. Den Anfang machten hierbei die 1.Damen des KTHC, die zum ersten Mal seit 2014 die Weststaffel gewonnen hatten und sich damit gleichzeitig das Heimrecht im Viertelfinale sicherten. Etwas überraschend wurden die von Stan Hujsmans trainierten Alsterdamen hinter dem UHC Hamburg nur 2.im Norden und mussten damit zum ersten Mal seit Jahren zu ihrem Viertelfinalspiel reisen. Dabei mussten sie auf Halleneuropameisterin, und mit 24 Saisontoren ihre beste Scorerin, Lisa Altenburg verzichten, die an der Hand verletzt ausfiel. Auf Kölner Seite gab es einen nicht minder schwerwiegenden Ausfall zu verkraften, denn auch Nationalstürmerin Pia Maertens fiel verletzt aus. Bei der 2.in der Torjägerliste der abgelaufenen regulären Saison fällt die Verletzung allerdings weitaus schwerer aus, denn Maertens zog sich im Spiel beim Crefelder HTC einen Kreuzbandriss zu, wodurch sie mehrere Monate ausfallen wird.

Vor sehr stimmungsvoller Kulisse betraten zwei dennoch hoch motivierte Teams das Spielfeld. Gleich in der 1.Minute hatten die Gastgeberinnen die Chance auf die frühe Führung, nachdem sich Katharina Hüls auf rechts durchgespielt hatte und im Rückraum die völlig freie Lea Stöckel fand, die allerdings an Mali Wichmann im Alstertor scheiterte. Das sollte sich rächen, denn anschließend übernahmen die Meisterinnen von 2020 die Spielkontrolle. Ihre 1.Strafecke konnten die Hanseatinnen dann auch gleich verwerten und in der 5.Spielminute durch Viktoria Huse die 1:0 Führung erzielen. Knappe vier Minuten später, nach Chancen auf beiden Seiten, sah Kölns Jule Fischer die grüne Karte. Die folgende Überzahl nutzen die Gäste direkt, Emily Wolbers kam frei im Kreis zum Torschuss, ließ Lisa Höllriegl im KTHC Tor keine Chance und erhöhte auf 2:0. Gerade im Aufbau technisch unsaubere Domstädterinnen taten sich im 1.Durchgang schwer, weswegen Alster nicht unverdient mit 2:0 in die Viertelpause ging. Aus dieser kam Rot-Weiss allerdings mit Macht und verkürzte in der 16.Minute auf 1:2, Sophie Prumbaum stand am Ende einer tollen Kombination zwischen Katharina Hüls, Lea Stöckel und eben ihr. Die Halle peitschte ihr Team nun weiter nach vorne und keine zwei Minuten später eroberte Hüls den Ball per Forechecking, fand am langen Eck Katharina Reuten, die sicher zum umjubelten Ausgleich einschoss. Im direkt nächsten Angriff tauchte Reuten wieder alleine vor Wichmann auf, konnte die Alster Schlussfrau mit der Rückhand aber nicht überwinden. Eine folgenschwere Szene, denn wieder nur eine Minute später verwertete Hanna Valentin eine eigentlich gute Abwehraktion von Camille Nobis und traf zur erneuten Gästeführung. In der 23.Minute hatte Köln die erneute Ausgleichschance, doch die bereits 3.Strafecke verunglückte und auch der Nachschuss von Nika Boenisch fand nicht den Weg ins Tor. Gute sechs Minuten vor der Pause ereignete sich dann die wohl spielentscheidende Szene, als Fee Mazkour einen zwei auf eins Alsterkonter nur per Foul verhindern konnte und damit nicht nur eine Strafecke verursachte, sondern auch noch die grüne Karte sah. Die Ecke verwandelte Huse zum 4:2 und keine Minute später konnte Nele Sophie Aring die Überzahl auch noch zum 5:2 Halbzeitstand nutzen. Besonders ärgerlich war, dass Rot-Weiss im 2.Viertel eigentlich ein klares Chancenplus besaß und nur fünf gegnerische Chancen zuließ, die Alster allerdings äußerst effizient zu drei Toren nutzte.
,,Ich muss sagen, dass wir in der 1.Halbzeit überhaupt nicht präsent waren. Da hatten wir zu viel Angst. Nach dem 2:3 haben wir wieder zu zögern angefangen, aber das ist halt so. Es sind junge Leute, die halt manchmal komische Sachen machen, nervös sind, aber das ist auch völlig normal“, resümierte KTHC Cheftrainer Lonnes die 1.Halbzeit dieses Viertelfinales.

In der 2.Halbzeit versuchten die Gastgeberinnen nochmal alles und konnten in der 35.Minute durch Lea Stöckel auf 3:5 verkürzen. In der Folge fielen allerdings erst einmal keine Tore mehr. Alster hatte dabei ein leichtes Chancenplus, doch die KTHC Abwehr und Lisa Höllriegl im speziellen wehrten diese (dabei drei Strafecken) allesamt ab. Da aber die Domstädterinnen ihre Chancen nicht nutzen konnten, blieb es bis zur 52.Minute beim 3:5. Hier kam es nun allerdings zur strittigsten Szene des Spiels, denn Katharina Haid spielte einen Ball in den Kreis, wo Emily Wolbers diesen vermeintlich berührte und somit das 6:3 für Alster erzielte. Ob die hanseatische Stürmerin allerdings am Ball war, ist auch nach ansehen des Streams eher zweifelhaft. KTHC Kapitänin Rebecca Grote ist sich allerdings sicher, dass dem nicht so war:,,Da war kein Mensch dran, wegen solcher Szenen unterstütze ich den Videobeweise zu 100%, in solchen Situationen ist so eine Möglichkeit zu haben der Jackpot. Man muss auch sagen, dass es Teams gibt, die dann zugeben, dass keiner dran war, aber das kann man in einem Viertelfinale vielleicht nicht erwarten.“ Dennoch zählte das Tor und Rot-Weiss stand nun mit dem Rücken zur Wand. Fast im direkten Gegenzug konnte allerdings Jule Fischer per Strafecke auf 4:6 verkürzen und in der 56.Minute konnte Stöckel nur per Foul am 5:6 gehindert werden. Den fälligen Siebenmeter schnappte sich die sonst so sichere Grote, die aber diesmal Nerven zeigte und den Ball an den linken Pfosten schoss. Im Anschluss nahm Markus Lonnes noch Lisa Höllriegl für eine 6.Feldspielerin vom Platz, doch einige Karten, u.a.eine gelbe gegen den KTHC Cheftrainer selbst (wegen Reklamieren), machten den Vorteil zu Nichte. Und so konnte Hanna Valentin in der 59.Spielminute noch das leere Tor zum 7:4 treffen und damit dieses turbulente Viertelfinale endgültig entscheiden. Damit fahren die fünfmaligen Hallenmeisterinnen vom Club an der Alster zum Final Four nach Frankfurt am Main, während die tief enttäuschten KTHC Damen ausgeschieden sind. ,,Nach der nicht guten 1.Halbzeit war die 2. okay bis gut, aber halt an der ein oder anderen Stelle etwas unglücklich. Ich möchte mich noch bei den Zuschauern, und besonders den C-Mädchen bedanken, das war heute einfach eine coole Atmosphäre und das hat richtig Spaß gemacht. Da möchte ich mich bei allen Leuten für bedanken, das war richtig gut“, schaute Markus Lonnes auf die Partie zurück und lobte das Publikum. Rebecca Grote analysierte das Spiel wie folgt:,, Verletzungen und Schiedsrichterentscheidungen, das sind so Sachen, das Risiko gehen wir ja jede Woche ein, dass etwas mal nicht so glatt läuft. Klar ist das im Viertelfinale noch ärgerlicher, aber daran lag es heute nicht. Die Phase nach dem 2:2 war entscheidend. Wir schießen dann kein Tor, verlieren den Anschluss, rennen hinterher und wurden hektisch. Es hat eh schon nicht alles geklappt,  mit dem Rückstand wurde es dann doppelt schwer. Das 3:6 war dann leider das negative I-Tüpfelchen.“

Trotz des Viertelfinalaus können die Rot-Weiss Damen auf eine insgesamt starke Saison zurückblicken, die sicher ihren Höhepunkt mit dem 4:3 Sieg gegen den DHC Anfang Januar erreichte. Von elf Spielen wurden neun gewonnen, lediglich das entscheidende KO Spiel ging eben verloren. Dementsprechend zufrieden bilanziert KTHC Trainer Lonnes die Hallensaison seiner 1.Damen:,,Die Mannschaft hat insgesamt eine geile Saison gespielt. Dass das heute nicht der große Wurf war ist halt ärgerlich, aber ich finde wir hatten eine geile Mannschaft. Das Spiel heute stand auf des Messers Schneide, aber ich denke auch daraus haben wir viel gelernt, wie man schon an der verbesserten 2.Halbzeit sehen konnte. Man darf eben auch nicht vergessen, dass viele die heute gespielt haben zum 1.mal so ein großes Spiel gespielt haben und z.B.letztes Jahr gar nicht dabei waren.“

Neben dem Club an der Alster qualifizierten sich noch Titelverteidiger Düsseldorfer HC, der Münchner SC und der Mannheimer HC für das Final Four am kommenden Wochenende.
Tore:
0:1 Viktoria Huse (E, 5.)
0:2 Emily Wolbers (9.)
1:2 Sophie Prumbaum (16., 10.Saisontor)
2:2 Katharina Reuten (19., 8.Saisontor)
2:3 Hanna Valentin (20.)
2:4 Viktoria Huse (E, 25.)

2:5 Nele Sophie Aring (27.)
3:5 Lea Stöckel (E, 35., 4.Saisontor)
3:6 Emily Wolbers (52.)
4:6 Jule Fischer (E, 54., 4.Saisontor)
4:7 Hanna Valentin (59.)

Schiedsrichter: L.Fernkorn, M.Garske

Karten: 6:1 (4mal grün, 3mal gelb)

Spielbericht Viertelfinale Hallenbundesliga 22/23 1.Damen KTHC