Spielbericht EHL 22/23 Viertelfinale 1.Herren KTHC

Von Markus Lehnen

Freitag, 07.04.2023: Polo Hamburg – Rot-Weiss Köln 4:7 n.SO. (2:1, 4:4)

Mit Frühsport der besonderen Sorte begann der Karfreitag für die Spieler der beiden letztjährigen DM Finalisten Polo Hamburg und Rot-Weiss Köln beim EHL Viertelfinale im Wagener Stadion von Amstelveen. Zur für die meisten, nur bei Olympia wird manchmal ähnlich früh angepfiffen, ungewohnten Startzeit 9.30 Uhr kam es nicht zur DM Final Re-Match, sondern auch gleich zur Neuauflage des Bundesligaspiels von vor sieben Tagen. ,,Wir stehen um sechs auf, gehen spazieren, Essen was. Ich glaube nicht, dass das so gut ist für unseren Sport. Eine normale Zeit wäre für alle besser, dann kommen auch mehr Zuschauer, auch wenn ich sagen kann, dass die Zuschauer, die da gewesen sind, überragend waren“, äußerte sich KTHC Cheftrainer Pasha Gademan kritisch zur Anstosszeit.

Im Vergleich zum Bundesligaspiel starteten beide Teams mit nahezu den selben Spielern, bei RW Köln waren Tom Grambusch, Moritz Trompertz und Timur Oruz, anders als beim Samstagsspiel beim HTHC, wieder fit und einsatzbereit. Auch der letzte Woche schmerzlich vermisste Christopher Rühr konnte wieder spielen, sein Mitwirken war sicher die größte Veränderung zum 3:1 Polos in der letzten Woche.

Vor einem sehr stimmungsvollen HPC Block im noch etwas leeren Stadion versuchte Rot-Weiss in den ersten fünf Minuten das Spiel gleich in die Hälfte der Hanseaten zu verlagern. Das gelang auch, jedoch ohne Chancen dabei herauszuspielen. Die 1.Torchance des Spiels hatte dann in der 6.Spielminute Polo, als Leon Thörnblom die 1.Strafecke des Spiels herausholte. Die vom neuseeländischen Spezialisten Kane Russell geschossene Ecke konnte Johannes Große nur per Körper auf der Linie klären, worauf es zurecht Siebenmeter für Polo gab. Den Strafstoß versenkte Russell sicher zum frühen 1:0 für Hamburg. Während Köln weiter Ballkontrolle hatte, ohne dabei Chancen herauszuspielen, hatte der HPC die Gelegenheiten zu erhöhen, doch weder drei Strafecken (eine davon stark von Große geblockt) noch ein starker Schuss von Constantin Staib (Außennetz) brachten einen weiteren Torerfolg. Kurz vor der Viertelpause holte auf der Gegenseite dann Elian Mazkour Kölns 1.Strafecke heraus. Diese wurde zwar geblockt, doch der Abpraller landete bei Große, der in der Mitte wiederum den freien Florian Pelzner fand, der sicher zum zu diesem Zeitpunkt etwas glücklichen 1:1 ausgleichen konnte. 

In der 17.Minute war es die insgesamt schon 6.Ecke für den HPC, die Russell mit einem satten Schuss ins linke untere Eck zur erneuten Hamburger Führung verwandelte. Die Entstehung war etwas unnötig, hatte doch Große den Ball nach Pfiff des Schiedsrichters gespielt und so die Ecke verschuldet. Rot-Weiss hatte in der Folge weiter Probleme gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen. Zwar stand die Defensive der von Matthias Witthaus trainieren Hamburger sehr stabil, allerdings war Köln, gerade mit hohen Bällen, auch sehr unpräzise und kam selten gefährlich in den Rücken der HPC Defensive. Eine Strafecke (abgefälscht und drüber, 25.Minute) und eine Großchancen von Pelzner (zentral vorm Tor, starke Parade Niklas Garst) hatten die Domstädter allerdings noch, um vor der Halbzeitpause zum Ausgleich zu kommen, ließen beide Gelegenheiten aber ungenutzt. 

Das 3.Viertel begann Köln eigentlich gut und spielte sich durch einen abgefälschten Ball von Prinz in der 32.Minute auch die 1.Chance darin heraus, doch Garst brachte die Beine rechtzeitig zusammen und hielt sicher. Die folgenden Minuten verliefen anschließend eher alptraumhaft für die KTHC Herren. Die schon 7.HPC Strafecke konnte Antheus Barry noch stark blocken, doch nur nur eine Minute später war es in der 34.Spielminute Max Silanoglu, der sich auf der rechten Seite gegen Tom Grambusch durchsetzte, Richtung Siebenmeterpunkt zog und eiskalt mit der Rückhand rechts unten zum 3:1 für Polo abschloss. Nur zwei Minuten später zog Luca Müller vom Schusskreisrand ab, den abgefälschten Ball holte Staib stark aus der Luft und ließ Vincent Vanasch bei seinem Abschluss zum 4:1 keine Chance. In der 38.Minute hätte Kane Russell mit der bereits 8.HPC Strafecke fast schon die Vorentscheidung herbeigeführt, doch sein Schuss verfehlte das Tor um wenige Zentimeter. 

Die bis dahin unterlegenen Kölner gaben allerdings nicht auf und so meldete sich Rot-Weiss nach und nach wieder im Spiel an. Rühr verfehlte das Tor knapp, ein vermeintliches Tor von Oruz wurde nicht anerkannt und auch die 3.und 4.Strafecke (gehalten und rechts vorbei) führten jeweils nicht zum Erfolg, doch die Kölner glaubten deutlich sichtbar noch an ein Comeback und kamen jetzt in kurzen Abständen immer wieder vor das Hamburger Tor. Das lag auch an einer Überzahl Ende des 3.Viertels, nachdem Jan-Hendrik Bartels die gelbe Karte gesehen hatte. Sekunden vor der Viertelpause hielt Garst in dieser elf gegen zehn Situation zunächst stark gegen Mats Grambusch, doch Thies Prinz sicherte sich den hohen Rebound und schoss zum 2:4 ein. Als Polo zu Beginn des 4.Viertels aufgrund eines Wechselfehlers eine weitere gelbe Karte sah und gute zwei Minuten neun gegen Elf spielen musste, schien das Spiel das erste Mal zu kippen. Allerdings hatte just in dieser Sequenz Paul Smith die Chance auf das 5:2, scheiterte aber am Pfosten. Nachdem Rühr die grüne Karte gesehen hatte, wurde in der 52.Minute in einem jetzt wilden Spiel kurze Zeit Zehn gegen Zehn gespielt. Genau in dieser Minute kam endlich ein hoher Ball der KTHC Herren im gegnerischen Kreis an. Mats Grambusch nahm diesen stark an, bekam den Ball zwar weggespitzelt, doch Oruz sicherte sich diesen, spielte in die Mitte zum Nationalmannschaftskollegen, der trocken ins rechte obere Eck zum 3:4 Anschlusstreffer einschloss. Nur wenige Sekunden später hatte Youngster Fabio Seitz die Chance zum Ausgleich, doch sein Versuch ging über das Tor. Pasha Gademan setzte nun alles auf eine Karte und nahm vier Minuten vor Schluss Vanasch für einen 11.Feldspieler vom Platz. Nur acht Sekunden später holte Mats Grambusch die mittlerweile 7.KTHC Strafecke heraus, doch den eigentlich gut nach rechts unten platzierten Schlenzer von Tom Grambusch hielt Garst mit einer super Parade. Beim folgenden Konter spielte Staib einen Weltklasse Diagonalpassauf Lasse Mink, der die Chance hatte ins leere Tor zu schießen und damit die Entscheidung für den HPC herbeizuführen. Kölns Dauerläufer Timur Oruz war den Weg allerdings mit gerannt und störte ihn leicht, worauf der Ex-Kölner den KTHC Kasten verfehlte. Zwar entschieden die Schiedsrichter zunächst auf Siebenmeter, doch Videoassistentin LaurineDeforge erkannte beim Review keine Regelwidrigkeit und der Siebenmeter wurde zurückgenommen. In einem dramatischen Spiel holte direkt im Gegenzug Weltmeister Prinz die 8.Strafecke für Köln heraus. Nach zweimal Tom Grambusch, trat nun wieder Mink van der Weerden an: Diesmal vollendete der niederländische Spezialist erfolgreich. Recht zentral, aber hart und flach schlug der Ball zum 4:4 im Hamburger Tor ein. Das war es aber immer noch nicht, denn auch die Hanseaten zeigten eine tolle Moral und hatten noch zwei Chancen zur Entscheidung. In der 59.Minuten spielten sie sich über Silanoglu gut durch und van der Weerden musste in höchster Not vorm einschussbereiten Staib retten. Wenige Sekunden später bekam Polo sogar noch die letzte Strafecke des Spiels, die Russell auch stark links unten platzierte, doch Kölns Weltklasse Goalie Vanasch zeigte all seine Klasse und hielt den Ball. Damit ging das für die Kommentatoren ,,beste Vormittagsspiel aller Zeiten“ in den Shoot-Out, den viele deutsche Fans ja von der WM noch bestens kennen. Gademan verzichte allerdings darauf den deutschen WM Helden Jean Danneberg einzuwechseln, da er mit Vanasch einen weiteren Shoot-Out Experten bereits im Tor stehen hatte. ,,Ich glaube wir haben halt die beiden besten Torhüter im Shoot-Out. Vielleicht gibt es in der Welt jemanden, der auch so gut ist, aber dann haben wir immer noch zwei der besten drei, davon bin ich überzeugt“, beschrieb der KTHC Coach seine Qual der Wahl im Anschluss an das Spiel. 

Der Shoot-Out selbst ist dann schnell beschrieben. Köln traf durch Jojo Große (Spin nach rechts), Moritz Trompertz (durch die Beine von Garst) und Elian Mazkour (geduldig ebenfalls durch die Beine), während Polo durch Hugo Inglis (stark weggespitzelt von Vanasch), Nicholas James Woods (0,1 Sekunden zu spät verwandelt) und Paul Smith (vorbei am Tor) vergab. Die WM Spezialisten Prinz, Rühr sowie MatsGrambusch mussten so nichtmal eingreifen und Köln zog nach fast aussichtslosem Rückstand doch noch erneut ins EHL Halbfinale ein. 

,,Wir haben im 1.Viertel eigentlich gut angefangen, leider fehlte aber wieder die Connection untereinander und damit auch die Torchancen. Wir wurden dann anschließend etwas langsam, fest, ungenau und genau das spielte Polo in die Karten. Die haben das super gemacht mit ihren Kontern, das ist genau deren Spiel. Im 3.Viertel war dann die Disziplin weg, wir hatten keine Kontrolle und haben nicht mehr miteinander gespielt. Polo hat das dagegen super gemacht und die eigenen Chancen genutzt“, beschrieb Pasha Gademan das Spiel bis zum 1:4. Als Erklärung für das Comeback stellte er vor allem die Moral seiner Truppe in den Vordergrund:,, Was nach dem 1:4 passiert ist, ist sehr positiv zu bewerten. Unser Glauben ging dann nicht weg, wir sind einfach resilient (Anm. d. Autors: Vielleicht am besten zu übersetzen mitWiderstandsfähig), ließen uns von den vielen Rückschlägen nicht unterkriegen. Wir brauchten nur ein, zwei gute Momente, auch mal einen einfachen Kreiseintritt um wieder da zu sein. Das haben wir dann super gemacht.“ 

,,Mit Rot-Weiss dürfte das das beste Comeback gewesen sein, bei der WM hatten wir allerdings auch solche Spiele. Wir haben immer daran geglaubt noch drei Tore zu machen und sind jetzt sehr sehr glücklich das Spiel gewonnen zu haben. Das letzte Viertel war sehr gut von uns, aber unsere Defensive muss besser werden im Halbfinale“, schilderte der offizielle,,Man of the Match“ Thies Prinz seine Eindrücke vom Spiel bei den Kollegen von EHL TV und fügte zur Moral der Kölner noch hinzu:,, Das ist die Kultur im Team, wir hatten viele Spiele in der Vergangenheit, wo wir hinten lagen und dann noch ausgeglichen oder sogar gewonnen haben.“

Laut Gademan nutzt die Mannschaft nun den Freitag erstmal für sich selbst, bevor dann ab Morgen die Vorbereitung auf das Halbfinale am Sonntag um 13.45 Uhr startet. Der Gegner ist hierbei, zu einer für alle eben deutlich angenehmeren Uhrzeit, der spanische Meister Atletic Terrassa HC oder der belgische Vizemeister Gantoise HC. Zu diesem Duell sagte Pasha Gademan:,, Wir hoffen natürlich den Flow in dieses Spiel mitzunehmen. Das sind die wirklich coolen Spiele bei einer EHL. Während wir Polo sehr gut kennen, kennen wir diese Gegner natürlich nicht so gut, da ergeben sich geile Spiele.“ 

Klar ist schon jetzt, dass die Rot-Weiss Herren auf jeden Fall am Ostermontag aktiv sein werden, entweder im Spiel um Platz drei um 11.30 Uhr oder im großen Finale um 16.15 Uhr. 

Tore:

1:0 Kane Russel (7m, 6.)

1:1 Florian Pelzner (15., 1.Turniertor)

2:1 Kane Russel (SE, 17.)

3:1 Max Silanoglu (34.)

4:1 Constantin Staib (36.)

4:2 Thies Ole Prinz (45., 1.Turniertor)

4:3 Mats Grambusch (52., 1.Turniertor)

4:4 Mink van der Weerden (SE, 58., 1.Turniertor)

SO:

4:5 Johannes Große trifft

Hugo Ingels vergibt

4:6 Moritz Trompertz trifft

Nicholas Wood vergibt

4:7 Elian Mazkour trifft

Paul Smith vergibt

Karten: 3:2 (Polo 2mal Gelb, sonst Grün)

Spielbericht EHL 22/23 Viertelfinale 1.Herren KTHC