Spielbericht EHL 22/23 Halbfinale 1.Herren KTHC

Von Markus Lehnen

Sonntag, 09.04.2023: Atletic Terrassa HC  Rot-Weiss Köln6:7 n.SO. (1:3, 3:3)

Nach dem dramatischen Viertelfinale gegen Polo hatten die 1.Herren einen wohlverdienten Ruhetag, an dem sie sich im Mannschaftshotel auf das Halbfinale vorbereiten konnten. Gegner dort war der spanische Serienmeister Atletic Terrassa. Das von Xavier Gasol trainierte Team aus Katalonien machte es, ähnlich wie Köln, im Viertelfinale besonders spannend und gewann im Shoot-Out gegen den belgischen Vizemeister Gantoise HC. Bisher schaffte es Terrassa bei elf EHL Teilnahmen einmal ins Endspiel, scheiterte aber beim Coronabedingt nur als Final Four ausgespielten Turnier 2021 im Finale am HC Bloemendaal. 

Der stärker aufgestellte KTHC ging sicherlich als Favorit in dieses Halbfinale, in der Hoffnung ähnlich souverän ins Finale einzuziehen, wie vor einem Jahr gegen den Surbiton HC. Für diese Aufgabe stand Kölns Cheftrainer Pasha Gademan seine beste Mannschaft zur Verfügung.

Bei sonnigem Frühlingswetter kam Rot-Weiss erneut gut ins Spiel und bereits in der 3.Spielminute hatte Weltmeister Timur Oruz, nach starker Hereingabe von Maximilian Siegburg, die Chance auf die frühe Führung, doch Marc Calzada rettete stark mit dem Fuß. Eine weitere Hereingabe, diesmal von Moritz Trompertz, verpasste kurz danach u.a. Thies Prinz in der Mitte. Köln blieb überlegen, auch die Konter klappten besser als zuletzt, wie in der 9.Minute gut zu sehen war:Antheus Barry spielte den Ball zu Florian Adrians, der mit einem super Diagonalpass Youngster Fabio Seitz fand, der nur so eben nicht mehr genug Kontrolle für einen gezielten Abschluss auf den Ball brachte. In der 13.Minuten gab es dann die 1.Serie von Strafecken für die Domstädter, doch die 1.wurde gut geblockt, die 2.Ecke von Spezialist Mink van der Weerden wegen Ball stoppens mit der Hand zurückgepfiffen. In der gleichen Minute hatte Terrassa seinerseits die 1.Torchance per Strafecke, doch Vincent Vanasch hielt den nach unten links gezielten Schlenzer von Spaniens Spezialisten Pau Cunill sicher. In der Folge dominierte Köln weiter Ball und Gegner, bis in der 20.Minute plötzlich ein Ball in den Kreis Pepe Cunill fand, Luis Höchemer das Tacklingverpasst und der Spanier plötzlich alleine vor Vanasch stand, der den Ball zum sehr glücklichen 1:0 für die Katalanen im Tor versenkte. Der deutsche Meister ließ sich vom Rückstand allerdings nicht aus dem Konzept bringen und holte sich keine zwei Minuten später die 3.Strafecke. Diese klärte Roger Figa auf der Linie, ob mit Körper oder Schläger ließ sich nicht eindeutig entscheiden, weswegen die Schiedsrichter und der Videoreferee bei der ursprünglichen Entscheidung Siebenmeter zu geben, blieben. Diesen verwandelte Christopher Rühr sicher ins untere linke Eck zum 1:1 Ausgleich. Köln baute in der Folge einen riesigen Druck auf das spanische Tor auf. Nach einer zunächst verstoppten Ecke, stand in der 24.Minute plötzlich Kapitän Mats Grambusch alleine vorm Tor, doch Atletics Kapitän Marc Salles klärte für seinen geschlagenen Torwart auf der Linie. Keine Minute später gewann Mats Grambusch den Ball tief in der gegnerischen Hälfte, spielte ihn zu Florian Adrians, der diagonal zu Fabio Seitz spielte, der den Ball dann sicher im langen Eck zur verdienten KTHC Führung einschoss. Sekunden vor der Pause kam Rühr noch einmal gefährlich in den Schusskreis, wurde aber geblockt. Das war es allerdings immer noch nicht im 1.Durchgang, denn Mats Grambusch fand noch Elian Mazkour im Schusskreis, der sich mit dem Rücken zum Tor den Ball hochlegte, drehte und exakt eine Sekunde vor der Halbzeitsirene den Ball zum 3:1 ins Tor drosch. ,,Die 1.Halbzeit war total so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Das Gegentor war natürlich ärgerlich, weil einer ihrer ersten Kreiseintritte, aber auch danach waren wir richtig dominant, haben mit Vertrauen gespielt und super Tore zum 3:1 gemacht. Das war richtig gut“, zeigte sich Pasha Gademan mit der 1.Hälfte seines Teams hoch zufrieden.

Alles, wirklich alles, sah nun so aus, als wäre die Neuauflage des 2022er Finals bereits sicher, erst Recht, als ein langer Ball von Tom Grambusch in der 33.Spielminute dessen Bruder Mats fand, der sich um Calzada drehte und aufs leere Tor schoss, wo allerdings der Niederländer Johannes Mooij in höchster Not rettete. Anschließend kontrollierte Rot-Weiss vermeintlich Ball und Gegner, aber der große Zug aufs gegnerische Tor blieb aus. Auf der anderen Seite arbeitete sich Terrassa nach und nach in die Offensive. In der 44.Minute musste Vanasch eine Strafecke von Pol Bonastre parieren. Als dann aber Xavier Barutel Chris Rühr so foulte, dass er eine zehn Minuten Strafe kassierte, schien sich das Spiel endgültig auf die Rot-Weiss Seite entschieden zu haben. Nur eine Minute später sah allerdings Oruz die grüne Karte und als Tom Grambusch in der 48.Minuten Gelb sah, und für fünf Minuten den Platz verlassen musste, war der spanische Meister plötzlich sogar in Überzahl. Zudem bekamen sie Grambuschs Foul ihre 3.Strafecke, die allerdings erst Vanasch gegen Pau Cunill parierte und anschließend van der Weerdenden Nachschuss in Baseballmanier auf der Linie klärte. Nur vier Minuten später war es dann allerdings die 4.Strafecke von Atleti, die zum 2:3 Anschlusstreffer von Pepe Cunill führte. Köln war jetzt defensiv durcheinander, was Terrassa gleich im nächsten Angriff ausnutzte. Pepe Cunill spielte den Ball von außen in den Kreis, wo sich Xavier Castello gegen Johannes Große durchsetzte und den 3:3 Ausgleich erzielte. Rot-Weiss kam in der Folge noch einmal in die Offensive, die Chancen von Mats Grambusch (54., drüber) sowie die Doppelchance von Rühr und Mats Grambusch (58., jeweils gehalten) führten aber nicht mehr zum Siegtor. Es kam also, wie für beide Teams bereits im Viertelfinale, zum Penalty Shoot-Out. ,,Das 3.Viertel war am Anfang noch okay, aber dann wurde es so langsam eher Cruise Control, wir haben nicht mehr nach vorne gedrückt, wurden zu passiv. Atletic kam dann mit guten Aktionen ins Spiel, aber das haben wir selbst geschehen lassen. Wir haben dann keine Kontrolle mehr erlangt, den Fokus verloren und zu wild verteidigt“, fasste Pasha Gademan zusammen, was aus seiner Sicht zum Comeback der Spanier geführt hatte. 

Im Shoot-Out verwandelten zunächst Malgosa und Große sicher, bevor Pepe Cunill die Kontrolle über den Ball verlor und den ersten Penalty des Nachmittags vergab. Trompertz, Cabré- Verdiel und Mazkour trafen in der Folge, bevor Pol Bonastre vergab, dabei aber regelwidrig gestoppt wurde. Der Folgende Siebenmeter ging an den Innenpfosten, dann vermeintlich an den anderen Innenpfosten und sprang abschließend erneut auf die Linie. ,,Kein Tor“ hieß die Entscheidung und erst die Xte Zeitlupe konnte beweisen, dass der Ball doch am zweiten Pfosten von der Oberseite des Bretts wieder rausgesprungen war. Tor war die richtige Entscheidung, womit Rot-Weiss weiterhin doch nur einenPenalty Vorsprung hatte. Thies Prinz, der aufgrund des Videobeweises lange warten musste, verlor seinerseits die Kontrolle über den Ball und konnte seinen Versuch nicht verwandeln. Nun lag es an Terrassa Kapitän Marc Salles sein Team sogar in Führung zu bringen, doch als er den belgischen Olympiasieger Vanasch schon rechts passiert hatte, streckte dieser seinen Schläger aus und lenkte den Ball mit dieser Weltklasse Aktion über das Tor. Köln Kapitän Mats Grambusch konnte nun für die Entscheidung sorgen, was er auch tat, als er links antäuschte und dann Calzada rechts passierte, um den Ball ins Tor zu schießen. Damit gewann Köln erneut im Shoot-Out und steht, wie im Vorjahr, im EHL Finale gegen den Titelverteidiger HC Bloemendaal. 

,,Ich bin nicht wirklich zufrieden, wie das Spiel lief. Die 1.Halbzeit war sehr gut, da haben wir sehr dominantes Hockey gespielt. Allerdings haben wir sie wieder reingebracht, zu passiv gespielt und zu viele Zweikämpfe verloren. Wir waren der Grund, dass sie wieder zurückgekommen sind und das gefällt mir überhaupt nicht. Am Ende geht es aber in einem KO Spiel um das Ergebnis und das haben wir, damit sind wir sehr glücklich“, fasste KTHC Kapitän Mats Grambusch (Player of the Match) das Spiel bei den Kollegen von Eurohockey TV zusammen und lobte hierbei seinen Goalie Vincent Vanasch explizit:,,Vincent war im ganzen Spiel wichtig, man fühlt sich so sicher mit ihm hinten im Tor. Heute war er dazu noch der Held im Shoot-Out. Ich habe meinen Job zum Schluss dann auch noch gemacht.“

Wie im letzten Jahr heißt der Finalgegner am Ostermontag ab 16.15 Uhr HC Bloemendaal. Das Team von Cheftrainer Rick Mathijssen um die Starspieler Jasper und Thierry Brinkman, Tim Swaen, Florian Fuchs, Arthur van Doren etc. kann nach 2021 und 2022 den Titelhattrick perfekt machen und geht sicherlich als Favorit ins Spiel, auch weil sie mit einem Ruhetag ins Finale gehen. ,,Wir müssen auf uns selber schauen. Immer wenn wir diszipliniert und miteinander gespielt haben waren wir sehr stark. Das ist ein Prozess seit dem Polospiel letzte Woche und wir müssen für das Finale nochmal einen Schritt nach vorne machen. Es wird ein anderes Spiel, weil ich erwarte, dass sie weniger pressen, über das ganze Spielfeld Manndeckung spielen. Es wird dazu wichtig sein, dass wir aus dem letzten Jahr gelernt haben. Wenn wir es schaffen unser Spiel bestmöglich zu spielen, dann können wir auch gewinnen“, beschrieb Pasha Gademan unmittelbar nach dem Halbfinale die Chancen für sein Team im großen Finale. 

Tore:

1:0 Pepe Cunill (20.)

1:1 Christopher Rühr (7m, 22., 1.Turniertor)

1:2 Fabio Seitz (25, 1.Turniertor)

1:3 Elian Mazkour (30., 1.Turniertor)

2:3 Pau Cunill (SE, 52.)

3:3 Xavier Castello (53.)

Shoot Out:

4:3 Joaquim Malgosa triff

4:4 Johannes Große trifft

Pepe Cunill vergibt

4:5 Moritz Trompertz trifft

5:5 Pau Cabré-Verdiel trifft

5:6 Elian Mazkour trifft

6:6 Juan Bonastre wird gefoult, Pau Cunill verwertet den 7m

Thies Ole Prinz vergibt

Vincent Vanasch hält gegen Marc Salles

6:7 Mats Grambusch trifft

Karten: 2 (1mal Gelb, 10 Minuten und 1mal Grün): 3 (2mal Gelb, 1mal Grün)

Spielbericht EHL 22/23 Halbfinale 1.Herren KTHC