Von Markus Lehnen
Sonntag, 04.06.2023: Mannheimer HC- Rot-Weiss Köln 2:3 (2:1)
Rot-Weiss Köln gewinnt den 3.Feld DM Titel in Serie und den 11.insgesamt. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH AN DAS TEAM UND DEN GESAMTEN STAFF!
Am Sonntag war es dann also soweit, direkt am Neckarkanal auf der Anlage des MHC stand das, nicht nur für viele Experten, Traumfinale der Herren Feldhockey Saison 2022/23 zwischen den Gastgebern und Rot-Weiss Köln an. Während die KTHC Herren sich gegen Harvestehude über die Zeit retten mussten, besiegten die Kurpfälzer in ihrem Semifinale Tags zuvor den UHC Hamburg souverän mit 4:0.
Köln hatte zwar das einzige Aufeinandertreffen beider Klubs in dieser Saison mit 4:1 in Mannheim gewonnen, allerdings fand dieses Spiel bereits Mitte September zu Beginn der Saison statt. Gleichzeitig war die Partie eine Wiederneuauflage des 2017er Finals, als an gleicher Stelle die MHC Herren Köln mit 3:2 schlugen. Kurioserweise hieß auch damals der Halbfinalgegner der KTHC Herren Harvestehude. Mit u.a.den Grambuschbrüdern, Christopher Rühr oder Timur Oruz auf der einen und Jan-Philipp Fischer, Dan Nguyen oder Gonzalo Peillat auf der anderen Seite, waren einige der aktuellen Akteure schon damals mit von der Partie.
Da das Thermometer zur Anstosszeit um 16.15 Uhr wieder die 30°C kratzte stand den Spielern auch diesmal ein körperlich extrem forderndes Spiel bevor. Ein Spiel, welches beide Team mit den gleichen Aufstellung wie am Vortag bestreiten konnten. Einige Rot-Weiss Spieler waren zwar angeschlagen, bissen für das wichtigste Spiel der Saison aber auf die Zähne. Besonders speziell war das Match für die drei KTHC Stammspieler Vincent Vanasch (wechselt wieder nach Belgien), Mink van der Weerden (verlässt Rot-Weiss) und Moritz Trompertz (Karriereende), die allesamt ihr letztes Spiel für den Verein bestritten.
Vor vollem Haus begann das Spiel ohne große Abtastphase. Bereits in der 2.Spielminute hatte Raphael Hartkopf eine erste Chance, wurde aber abgeblockt. In der Folge kam Köln besser ins Spiel und hatte durch Rühr (3.,Außennetz) seine erste Chance auf die Führung. Als die Titelverteidiger, aufgrund einer grünen Karte für Nico Reichert, in der 8.Spielminute in Überzahl spielten schafften es Moritz Trompertz und Tom Grambusch den Ball noch so eben für ihr Team zu sichern. Am Ende dieses Angriffs zog Aron Flatten an den Kreis, spielte ihn dort hoch hinein, wo Maximilian Siegburg den Ball verlängerte und Elian Mazkour ihn aufs Tor schoss, in dem Lukas Stumpf zwar zunächst parieren konnte, doch keine Chance gegen den Abstaubervolley von Christopher Rühr hatte: 1:0 für die Titelverteidiger. Mannheim zeigte sich allerdings nicht geschockt und kam schnell wieder ins Spiel. In der 18.Spielminute brachten die Gastgeber den Ball vors KTHC Tor, wo Justus Weigand den Ball aus der Luft pflückte, sich drehte und mit der Rückhand sicher zum Ausgleich einschoss. Vier Minuten später wurde es kontrovers, denn nachdem bereits Rühr die grüne Karte gesehen hatte, unterbrachen die Schiedsrichter erneut die Partie. Fern des Balles hatte sich KTHC Kapitän Mats Grambusch mit dem Ellenbogen vermeintlich zu energisch Platz gegen Jan-Philipp Fischer verschafft und bekam die grüne Karte, inklusive einer heftigen zehn Minuten Zeitstrafe. Die zwei Mann Überzahl nutze der MHC direkt, brachte den Ball irgendwie vor das Kölner Tor, wo ausgerechnet Trompertz der Ball durch die Beine geriet und Teo Hinrichs hinter ihm keine Probleme mehr hatte zum 2:1 für die Gastgeber einzuschießen. Anschließend zockte Kölns Weltmeister Prinz zweimal groß auf, kam an mehreren Gegnern vorbei, wurde aber einmal mit vereinten Kräften gestoppt (23.Minute) und scheiterte kurze Zeit später an MHC Goalie Stumpf (25.) Auf der Gegenseite hatte noch Guido Barreiros die Chance zum 3:1, verzog aber rechts. ,,Ich glaube in der 1.Halbzeit waren wir auch stark, bis zur Karte für Mats, die ich mir noch mal in Ruhe angucken muss. Zwei Mann weniger kostet so viel, da haben wir soviel Energie verloren, dass wir unser Spiel bis zur Pause nicht mehr hinbekommen haben. In der Halbzeit hat es auch ein bisschen gedauert, so ehrlich muss ich sein, bis wir wieder klar waren und wussten, wie wir das Spiel angehen müssen“, analysierte KTHC Cheftrainer die noch etwas schwächere 1.Halbzeit seines Teams.
Und in der Tat erlebten die mehreren Tausend Zuschauer eine völlig andere 2.Hälfte, denn mit dem Wiederanpfiff spielte nur noch Rot-Weiss. Das lag zum einen an einer Überzahl durch eine gelbe Karte (5 Minuten Strafe) an Tim Seagon noch in der 1.Halbzeit, zum anderen aber an einer viel besseren Griffigkeit im Spiel der Domstädter. Bis zur 43.Minute drückte Köln bei annähernd 80% Ballbesitz, aber bis auf eine kleinere Chance von Prinz (34., Stumpf hält) ließ Mannheim keine Hochkaräter zu. Dennoch drängten gerade Prinz, Oruz und Rühr immer wieder, vor allem über die linke Seite, über Außen in den Kreis. Kurz vor der letzten Viertelpause sahen Reichert (Gelb, 5 Miuten) und Hinrichs (Grün) noch Karten, und Köln holte in zweifacher Überzahl seine ersten Strafecken heraus. Bei der 2.Wiederholung gelang die beste Chance, als eine Ablage zu Tom Grambusch kam, der aber bei seinem Schuss gefoult wurde, wie der Videobeweis bestätigte. Die Entscheidung hieß dementsprechend Siebenmeter für Köln: Christopher Rühr trat an und versenkte den Strafstoß sicher links unten zum 2:2 Ausgleich.
Auch im Schlussabschnitt spielten nur noch die Domstädter. In der 49.Spielminute drosch Rühr von der rechten Seite den Ball einfach mal in den Kreis und traf wirklich den Fuß eines MHC Verteidigers, die Folge war Kölns Strafecke Nummer vier. Da diese wiederum regelwidrig geblockt wurde, kam es auch gleich zur 5.Strafecke. Diesmal kam die Hereingabe von Johannes Große perfekt zu Spezialist Mink van der Weerden, der den Ball, in seinem letzten Spiel für Rot-Weiss, halbhoch rechts ins Tor schlenzte und damit die 2.KTHC Führung in diesem verrückten Spiel erzielte. ,,Das ist verrückt, ich hätte mir nichts besseres wünschen können“, beschrieb der Torschütze seine Emotionen. Es sollte der entscheidende Treffer gewesen sein. Zwar versuchten die Gastgeber noch einmal alles, doch außer einer unübersichtlichen Situation in der 58.Spielminute, als der MHC bereits Stumpf zu Gunsten eines Feldspielers aus dem Tor genommen hatte, kam es zu keinen aufregenden Szenen mehr vorm Kölner Tor. In der besagten Situation drang Hinrichs noch einmal in den Kölner Kreis ein, wurde aber gestoppt und schoss Antheus Barry den Ball unglücklich an den Kopf. In Folge dessen sahen Tom Grambusch und Teo Hinrichs noch jeweils Gelb wegen eines kleineren Handgemenges, Auswirkungen auf Endergebnis hatte die Szene aber nicht mehr. Der ,,rote Welle“ genannte Kölner Block konnte kurze Zeit später jubeln, als der Abpfiff ertönte und die 3.deutsche Meisterschaft in Folge, und die 11.insgesamt, für Rot-Weiss Köln feststand. ,,Heute zwei Tore gemacht zu haben ist auf jeden Fall ein schönes, emotionales Gefühl, aber was heute gewonnen hat war klar die Defense, genauso wie in den letzten beiden Jahren auch. Das wird auch immer der Schlüssel zum Erfolg bleiben. Egal was für gute Spieler wir haben, wenn sich nicht alle in den Dienst der Mannschaft stellen, dann wirst du nichts gewinnen. So gewinnen wir halt, weil wir zusätzlich die beste Mannschaft haben. Für Mink freut es mich besonders, das war überragend. Was er vom ersten Tag für eine Mentalität in diese Truppe gebracht hat, ist unfassbar geil. So ein Ende bei uns für hat er sich verdient, es ist wie im Bilderbuch“, freute sich der zweifache Torschütze Chris Rühr über seinen insgesamt fünften DM Titel und für seinen Kollegen Mink van der Weerden. Auch Pasha Gademan sah den entscheidenen Faktor in der Defensive seines Teams:,,Die ganze Abwehr hat so toll verteidigt heute. Wir haben zwei blöde Dinger in der 1.Halbzeit kassiert, aber dafür in der 2.Halbzeit gar nichts mehr zugelassen. Wir mussten Kontrolle haben, hatten wir die bei 11vs11 waren wir heute nicht ein oder zwei, sondern sechs oder sieben Klassen besser als der MHC. Alle haben füreinander gespielt, mit Energie und Ruhe, es war so eine geile Saison. Den Hattrick zu realisieren dauert jetzt erstmal ein bisschen, das wird sicher erst später passieren.“
Realisieren muss der Niederländer in der Tat einiges, hat doch Rot-Weiss seit seiner Verpflichtung als Co-Trainer 2019 jeden möglichen DM Titel auf dem Feld gewonnen und die Honamas mit ihm als Co-Trainer im Januar den WM Titel geholt. Dieses KTHC Team ist dazu erst die 4.deutsche Mannschaft, die den DM Hattrick geschafft hat, die 2.von Rot-Weiss nach den 1.Herren von 1972-1974. Veränderungen stehen mit den Abgängen bzw. dem Karriereende drei absoluter Stützen dieses Triumphes, Vincent Vanasch, Mink van der Weerden und Moritz Trompertz, an, aber noch mit diesen drei Spielern hat diese Rot-Weiss Mannschaft an diesem heißen Wochenende in Mannheim nicht weniger als Geschichte geschrieben. Zu all dem Historischen wurde Thies Ole Prinz noch zum MVP dieses Final 4 2023 gewählt.
Bei den Damen blieb der Meistertitel in der Ausrichterstadt Mannheim, denn der von Nicklas Benecke trainierte MHC gewann gegen den Club an der Alster in einem dramatischen Spiel mit 5:4 n.SO und konnten sich so den 1.Meistertitel überhaupt sichern.
Ich persönlich möchte für diese Saison abschließend die Möglichkeit nutzen, um mich bei allen Lesern meiner Spielberichte in der vergangenen Spielzeit zu bedanken. Es war mir wieder eine absolute Ehre für den KTHC von allen Spielen der Damen und Herren, sowie insbesondere von direkt vor Ort beim Final Four berichten zu dürfen. Das wäre ohne jeden einzelnen von Euch/Ihnen nicht möglich gewesen. Vielen Dank!
Ihr, Euer Markus Lehnen
Tore:
0:1 Christopher Rühr (8.,10.Saisontor)
1:1 Justus Weigand (18.)
2:1 Teo Hinrichs (22.)
2:2 Christopher Rühr (7m, 45., 11.Saisontor)
2:3 Mink van der Weerden (E, 49.,10.Saisontor)
Karten: 5:4 (gelbe Karten 3:2, Rest grüne Karten)
Schiedsrichter: T. Meissner, O. Ingwersen