Bericht Vorrunde Olympisches Hockeyturnier Damen-Nationalmannschaft


Von Markus Lehnen
Magische Eröffnungsfeier, im Dauerregen
Große Vorfreude, aber etwas Ungewissheit auf die ungewöhnliche Eröffnungsfeier herrschte u.a. auch bei KTHC-Mittelfeldass Felicia Wiedermann vor ihren ersten Olympischen Spielen. Einen Einmarsch der Nationen in ein Olympiastadion hatte sie noch nicht erlebt, auf die Bootsparade auf der Seine freute sie sich aber sehr. Mit vier anderen Nationen fuhr die deutsche Delegation mit Honamas und Danas auf dem Fluss durch Paris, der aufgrund seiner fehlenden Sauberkeit das Hauptthema in den Tagen vor der Eröffnung war. Ein Problem bei der spektakulären Feier war dann aber am Ende eher das Wetter, denn es regnete unablässig. 
Auch deshalb ging es für die Hockeyteams kurz nach Ankunft der Boote am Trocadero zurück ins Olympische Dorf. Die Danas hatten anschließend, anders als die Honamas, aber noch etwas Zeit sich auf ihr 1.Spiel am Sonntag vorzubereiten. 

Sonntag, 28.7.: Deutschland – Japan 2:0 (1:0) 
Erst am 2.Olympiatag, dafür zur frühen Anschlagzeit um 10.30 Uhr, begann für das Team von Cheftrainer Valentin Altenburg das Olympische Hockeyturnier in Colombes im Stadion Olympique Yves du Manoir. Bei ihrem Turnierdebüt ging es für die Danas gegen Japan, die erwartete defensiv agierten. Am Ende von mühevollen 60 Minuten Hockey stand ein völlig verdientes, wenn auch schmuckloses 2:0 für Deutschland auf den großen Stadionleinwänden. Goalgetterin Charlotte Stapenhorst von den Zehlendorfer Wespen hatte in der 14.Minute das 1:0 erzielt, bevor das deutsche Team sich lange Zeit offensiv schwertat. Defensiv aber ließen sie auch kaum etwas zu. Lediglich vier Torschüsse und zwölf Kreiseintritte standen am Ende bei den Spielerinnen aus Fernost in der Statistik, die das DHB-Team in allen Belangen dominierte. So war es am Ende auch folgerichtig, dass die stark aufspielende Danas-Kapitänin Nike Lorenz nicht nur ihre starke Form aus der späten Bundesligasaison mit Rot-Weiss Köln konservierte, sondern dazu noch in der 56.Spielminute per Strafecke mit dem 2:0 das Spiel entschied. 
,,Es war klar, dass es nicht der leichteste Start werden würde, denn natürlich ist hier und da viel Aufregung dabei. Aber wir haben es souverän gemeistert und können jetzt darauf aufbauen“, bilanzierte Danas-Spielerin und Hoofdklasse-Legionärin Sonja Zimmermann den Start ihres Teams in das Turnier beim Interview mit dem DHB. 

Montag, 29.7.: Deutschland – Niederlande 1:2 (0:0)
Eine Steigerung war am Folgetag aber definitiv nötig, denn mit den Niederländerinnen traf man auf die amtierenden Welt-, Europameisterinnen, Olympiasiegerinnen, Pro League Siegerinnen und Nummer eins der Hockey-Weltrangliste, kurz um das absolute Nonplusultra im aktuellen Damen-Hockey. Erschwerend kam noch hinzu, dass die Danas ihre Rivalinnen aus dem Nachbarland bei großen Turnieren seit 20 Jahren nicht mehr besiegen konnten. 
Zu Beginn hatten die Deutschen Oranje allerdings gut im Griff, ohne selbst offensiv gefährlich zu werden. Erst in der 14.Minute hatten die Favoritinnen ihre erste große Chance, doch DHB-Goalie Nathalie Kubalski rettete mit dem Schoner so eben noch gegen einen Schuss von Xan de Waard das 0:0. Im 2.Viertel wurde Deutschland offensiv immer mutiger und hatte unter anderem mit drei Ecken die Chancen zur eigenen Führung. Doch auch KTHC-Mittelfeldchefin Nike Lorenz vermochte es, ebenso wie Kira Horn, nicht den Ball ins Tor zu schießen. Die Niederländerinnen vergaben ihrerseits gut sechs Minuten vor der Halbzeit die bis dahin beste Chance der Partie, als Albers frei vor Kubalski nur den Pfosten traf und es auch deswegen mit 0:0 in die Kabinen ging. 
Im 3.Viertel verpassten die eigentlich gerade etwas in der Defensive stehenden Danas den Titelverteidigerinnen dann aber die kalte Dusche, als in der 44.Minute Stapenhorst mustergültig von Lorenz bedient wurde, sich den Ball auf die Agi legte und diese unhaltbar ins lange Eck zum 1:0 drosch. Die große Antwort von Oranje blieb zwar zunächst aus, doch ab der 48.Minute drückten sie das deutsche Team dann doch mehr und mehr an und in den eigenen Schusskreis. Erst in der 50.Minute führte dies zur 1.Strafecke für die Niederlande, die dafür eine absolute Spezialistin haben: Yibby Janssen wurde hauptsächlich durch Eckentore haushoch Torschützenkönigin der pro League und ließ sich auch diesmal nicht zweimal bitten. Mit Wucht und Präzision schlenzte sie den Ball unten links zum 1:1 ins deutsche Tor. Vier Minuten später zog mit Matla ein weiterer Superstar in den Kreis, spielte den Ball zu Marijn Veen, die von Felicia Wiedermann nicht mehr entscheidend gestört werden konnte und den Ball zum 2:1 für die Niederlande ins Tor schoss. Kurz vor Schluss hatte Lorenz bei elf gegen zehn Feldspielerinnen noch einmal eine Chance auf den verdienten Ausgleich, doch Oranje-Goalie Veenendaal parierte sicher mit dem Fuß. Anschließend brachten die Niederländerinnen den Sieg im Stile einer Spitzenmannschaft über die Zeit und hinterließen enttäuschte Danas, für die es wieder einmal knapp nicht gegen die Rivalinnen gereicht hatte, um zumindest einen sehr verdienten Punkt mitzunehmen. ,,Es war ein sehr intensives Spiel vor einer tollen Kulisse. […] Unser Spiel war richtig gut und am Ende sind wir natürlich frustriert, dass wir hier 1:2 verloren haben, wir sind hier noch nicht fertig“, zeigte sich KTHC-Leistungsträgerin Wiedermann  beim Interview mit dem DHB dennoch kämpferisch. 

Mittwoch, 31.7.: Frankreich – Deutschland 1:5 (0:3)
Volles Haus in der Mittagshitze von Colombes gegen die Gastgeberinnen, am Ende 13 Strafecken, von denen zumindest drei den Weg in das gegnerische Tor fanden und ein am Ende auch in der Höhe völlig verdienter Sieg gegen teilweise überforderte Gastgeberinnen, das alles stand am Mittwoch der 1.Olympiawoche in den Medien überhaupt nicht im Fokus. Nachdem Bundestrainer Altenburg Spielerin Anne Schröder in der 1.Viertelpause vor laufenden Kameras und laufenden Mikros vielleicht etwas zu harsch, aber sicher nicht grenzüberschreitend zurechtgewiesen hatte, kannten die Medien (vor allem der Boulevard) plötzlich wenig andere Themen und der Hockeysport geriet auf eine Art und Weise in den Fokus, die man sich als Hockeyfreund so gar nicht wünscht, inklusive veritablen Shitstorm bei X (vormals Twitter) und Threads. Spielerin und Trainer ordneten die Situation direkt nach dem Spiel solide ein und damit sollte das Thema auch erledigt sein. 
Rein sportlich machten die Danas ein starkes Spiel, gingen bereits in der 3.Minute durch Nike Lorenz mit 1:0 Führung. Acht Minuten später parierte die sehr gute französische Torfrau Lucie Ehrmann eine Strafecke der Rot-Weiss Spielerin, doch den Nachschuss schoss Stapenhorst zum 2:0 ins Tor. Vor der Pause gelang Amelie Wortmann mit einem Schuss in die kurze Ecke sogar noch ihr 1.Olympiator zum 3:0. In der 2.Halbzeit sahen die über 10.000 Zuschauer ein Ecken- und Chancenfestival der Danas, doch Ehrmann spielte sich geradezu in einen Rausch und hielt lange den drei Tore Rückstand. Im Schlussviertel wurden die Französinnen mutiger und erzielten sogar das 1:3 durch L´Hopital, doch die neuerdings als Goalgetterin aktive Lorenz verwandelte noch zwei der insgesamt dreizehn Strafecken zum am Ende völlig verdienten 5:1 für Deutschland. ,,Mit dem Spiel bin ich sehr zufrieden. Wir haben viele Emotionen auf den Platz gebracht, das ist wichtig gegen den Gastgeber“, resümierte Coach Altenburg den klaren Sieg seiner Danas beim Gespräch mit dem DHB.  
Ob er damit auch die 1.Viertelpause meinte, naja lassen wir das…

Freitag, 2.8.: China – Deutschland 2:4 (0:3)
Nach den beiden Siegen gegen die schwächeren Teams aus Japan und Frankreich konnten die Danas am Freitag der 1.Olympiawoche nicht nur das Viertelpause klar machen, sondern sich in Position für eine gute Gruppenplatzierung bringen. Mit den Chinesinnen erwartete sie aber zur sehr frühen Anschlagzeit von 10 Uhr ein sehr starker Gegner.
Da Linnea Weidemann erneut verletzt ausfiel, erhielt mit Cécile Pieper eine alte Kölner Bekannte ihren Einsatz und bestreitet damit ihre 3.Olympischen Spiele. 

Die deutschen Hockey-Damen hatten so überhaupt kein Problem mit der frühen Uhrzeit und dominierten die Chinesinnen in Halbzeit eins. Allen voran Kapitänin Nike Lorenz, die bei diesen Spielen auch als Torjägerin auftritt, lieferte eine brillante Leistung und erzielte dabei in der 12.Spielminute auch die 1:0 Führung. Ihre kongeniale Partnerin war in dieser Vorrunde Charlotte Stapenhorst, die in der 17.und 18.Minute per Doppelschlag auf 3:0 erhöhte. Nachdem China durch Dan Wen nach sechs Minuten in der 2.Halbzeit auf 1:3 herankam, war es erneut Lorenz, die wieder auf 4:1 erhöhte. Zou verkürzte noch auf 2:4, doch der Sieg geriet für das Team von Valentin Altenburg nicht mehr in Gefahr. 
Bei den Kollegen vom DHB zeigte sich Coach Altenburg aber durchaus kritisch, vor allem die 2.Halbzeit gefiel dem deutschen Cheftrainer nicht.
,,In der zweiten Halbzeit haben wir es heute lange verpasst, erneut zu treffen. Der 7-Meter hat das Spiel entschieden und war auch emotional wichtig für uns. Es ist nicht gut, wenn wir trotz der Führung das Spiel zu sehr aus der Hand geben, wie nach dem 3:0 und 4:1. Es war gut, dass uns diese Situation noch einmal aufgezeigt wurde, damit die Mannschaft daraus lernen kann.“

Samstag, 3.8.: Deutschland – Belgien 0:2 (0:2)
Mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Belgien hätten die Danas Platz zwei in der Gruppe A verteidigen können, doch beim letztendlich verdienten 0:2 bekam das Team um die beiden KTHC-Spielerinnen Nike Lorenz und Felicia Wiedermann die Füße nicht so wirklich auf dem Boden. War der Start noch gut, so nahmen die Tore von Struijk (13.Minute, Strafecke) und Ballenghien (17.) den Deutschen sämtlichen Wind aus den Segeln. Lorenz versuchte es zwar das ein ums andere Mal mit ihrer bei diesem Turnier außergewöhnlichen Dynamik gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen, doch die vielbeinige belgische Abwehr behielt jedes Mal die Oberhand. Und so qualifizierte Deutschland nur als 3.für das Viertelfinale am Montag, in dem man nun, wie 2021 in Tokio, auf Argentinien trifft (12.30 Uhr). 
Mit der nur sechsbesten Offensive ist auch klar, was besser werden muss, es braucht deutlich mehr Tore. Und weitere Torschützinnen. Nur Amelie Wortmann konnte sich nämlich in der Vorrunde neben Lorenz (6 Tore) und Stapenhorst (5 Tore) in die Torjägerliste eintragen. Bei den Kollegen von der DHB-Presseabteilung gab sich Coach Altenburg dennoch zuversichtlich für die KO Runde:,,Jetzt schauen wir nach vorne und werden ins Halbfinale einziehen.“ 

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