Von Markus Lehnen
Magische Eröffnungsfeier, im Dauerregen
Große Vorfreude, aber etwas Ungewissheit auf die ungewöhnliche Eröffnungsfeier herrschten u.a. auch bei KTHC-Comebacker Christopher Rühr schon Wochen vor den Olympischen Spielen. Bei dessen 3.Spielen gab es nämlich nicht wie gewohnt den Einmarsch der Nationen ins Olympiastadion, sondern eine Bootsparade auf der Seine. Mit vier anderen Nationen fuhr die deutsche Delegation mit Honamas und Danas auf dem Fluss durch Paris, der aufgrund seiner fehlenden Sauberkeit das Hauptthema in den Tagen vor der Eröffnung war. Ein Problem bei der spektakulären Feier war dann aber am Ende eher das Wetter, denn es regnete unablässig.
Auch deshalb ging es für die Hockeyteams kurz nach Ankunft am Trocadero zurück ins Olympische Dorf, vor allem aber stand für die Herren von Cheftrainer und Ex KTHC-Meistertrainer André Henning bereits tags darauf am Samstag das 1.Spiel des Turniers auf dem Programm.
Samstag, 27.7.: Deutschland – Frankreich 8:2 (5:1)
Und dort wurde in Colombes im Stadion Olympique Yves du Manoir bereits nach 30 Sekunden deutlich, dass die Eröffnungsfeier den deutschen Herren so gar nicht geschadet hatte. Denn bereits in der 1.Spielminute erzielte Justus Weigand von Uhlenhorst Mülheim, u.a. nach Vorlage von KTHC-Abwehrchef Tom Grambusch, das 1:0. In der 7.Minute krönte Rühr vorläufig sein Comeback und erhöhte per Traumtor auf 2:0. Zwar erzielte Frankreich in der 15.Spielminute aus dem Nichts das 1:2, doch nach 19 Minuten brachte mit Thies Prinz ein weiterer Kölner Stürmer das frenetische Publikum mit dem 3:1 wieder zum Schweigen. Bis zur Halbzeit gingen die Rot-Weiss Festspiele der Honamas weiter, denn mit Mats Grambusch (21.) und Tom Grambusch (22.) stellten zwei weitere Spieler den 5:1 Halbzeitstand her, die in der vergangenen Saison noch die Hockeyschuhe für den KTHC geschnürt hatten.
Die konstanierten Gastgeber konnten auch in der 2.Halbzeit dem druckvollen Spiel der deutschen standhalten. Weigand und zweimal Niklas Wellen erhöhten noch auf 8:1, Masson konnte in der 59.Minute nur noch den 8:2 Ehrentreffer erzielen. ,,Es war eine unglaubliche Atmosphäre, vor der wir heute hier spielen durften. Am Ende das Stadion leise zu bekommen, ist natürlich das Größte, was man als Auswärtsmannschaft erreichen kann“, kommentierte Mats Grambusch beim DHB folgerichtig den Auftakt nach Maß der deutschen Herren beim diesjährigen olympischen Hockeyturnier.
Sonntag, 28.7.: Deutschland – Spanien 0:2 (0:0)
Mit so viel Rückenwind sollte es doch auch gegen Angstgegner Spanien klappen, dachte man. Eine Hiobsbotschaft gab es für Deutschland allerdings bereits vor dem Spiel, denn Christopher Rühr wurde für eine unabsichtliche Berührung mit dem Schläger im Gesicht eines Gegenspielers zwar im Spiel gegen Frankreich mit Gelb bestraft, der Welthockeyverband erhöhte diese Strafe aber im Nachhinein auf Rot, weswegen Rühr im wichtigen 2.Gruppenspiel ausfiel. Und das ausgerechnet gegen die Iberer, die mit ihrem defensiven, konterstarken Spiel den Deutschen auch zuletzt in der Pro League das Leben schwer machten. Deutschland kam zwar besser ins Spiel, doch vielmehr als eine Strafeckenchance von Gonzalo Peillat (13., gehalten) sprang aus einigen Schusskreiseintritten nicht heraus. Im 2.Viertel kamen die Spanier dann mehr und mehr in die deutsche Hälfte und KTHC-Goalie Jean Danneberg musste in der 21.und 25.Minute bereits mit zwei Glanzparaden den Rückstand verhindern.
Keine zwei Minuten nach Wiederanpfiff war es dann aber so weit, José Basterra verwandelte Spaniens 2.Strafecke zum nicht unverdienten 0:1. Die DHB-Herren versuchten in der Folge weiterhin alles, so richtig durch kamen sie offensiv aber nicht. Spanien dagegen konterte immer wieder gefährlich und nachdem kurz zuvor Danneberg noch gegen den Iberischen Topspieler Pepe Cunill parieren konnte, ließ dieser dem deutschen Schlussmann in der 53.Minute keine Chance mehr und verwandelte nach starker Vorlage von Basterra trocken im linken unteren Eck zum 0:2 aus deutscher Sicht. André Henning nahm anschließend noch Danneberg aus dem Tor, doch auch mit elf Feldspielern gelang den Honamas an einem gebrauchten Tag kein Tor mehr. ,,Wenn man auf die Statistiken schaut, ist das heute mindestens ein Unentschieden. Aber mit unserer Harmlosigkeit und einer phasenweise schlechten Kontersicherung ist es dann zu schwer, gegen so eine starke Mannschaft zu gewinnen“, kommentiert Coach Henning dann auch beim DHB die Niederlage, bei der sein Team unter anderem 61% Ballbesitz hatte und zehnmal häufiger als Spanien in den gegnerischen Kreis kam (21:11).
Dienstag, 30.7.: Südafrika – Deutschland 1:5 (0:3)
Nach Ruhetag und Autogrammstunde im deutschen Haus, welches in diesem Jahr in einem Rugbystadion untergebracht ist, gab es für die Honmas am Dienstag der 1.Olympiawoche bereits die Chance die Pleite vom Sonntag wieder gut zu machen. Und wieder mit Christopher Rühr im Sturm sollte dies gegen unangenehm spielende Südafrikaner (u.a.mit HTHC Spieler Nqobile Ntuli) auch eindrucksvoll gelingen. Hatten die Deutschen vor drei Jahren in Tokio noch gegen die unkonventionell spielenden Afrikaner verloren, so starteten sie diesmal gleich nach Maß. Wie gegen Frankreich war keine Minute gespielt, als diesmal Peillat die Deutschen früh in Führung brachte. In der 15.Minute staubte Rühr nach Strafecke zum 2:0 ab, in der 17.Minute erzielte Justus Weigand sein zweites Turnier zum 3:0. Guise-Brown erzeugte nach knapp fünf Minuten in Halbzeit zwei kurzfristig etwas Hoffnung für Südafrika, doch mit einer trockenen Strafecke zum 4:1 beendete Peillat diese nur vier Minuten später direkt wieder. Etwas mehr als zwei Minuten vor Schluss trug sich dann auch noch Kapitän Mats Grambusch in die Torjägerliste ein und erzielte mit ebenfalls seinem 2.Turniertor den 5:1 Endstand.
,,Wir haben heute eine gute Antwort auf die Niederlage gegen Spanien gegeben. […]Das war heute eine Topleistung und wir haben alle gesehen, wozu Südafrika in der Lage ist. Es ist alles andere als selbstverständlich, sie mit 5:1 zu schlagen“, kommentierte WM-Held und CHTC-Topstürmer Niklas Wellen den deutlichen Sieg beim DHB.
Mittwoch, 31.7.: Deutschland – Niederlande 1:0 (1:0)
Mit dem immer jungen Klassiker gegen die Niederlande ging es direkt am Folgetag für die DHB-Herren in Colombes weiter. Bei den Herren ist Oranje zwar nicht so dominant wie bei den Damen, dennoch sind sie amtierender Europameister und haben mit Leuten wie Jip Janssen, Thierry Brinkman, Jorrit Croon oder Shooting Star Duco Telgenkamp absolute Weltklassespieler in ihrem Team.
Die Honamas mussten dagegen diesmal u.a. Verletzungsbedingt auf Mats Grambusch verzichten, für ihn übernahm Niklas Wellen die Kapitänsbinde.
Auf dem zweitgrößten Platz der Anlage begannen die Niederländer dann auch vor weitestgehend eigenem Publikum wie die sprichwörtliche Feuerwehr und hatten bereits nach wenigen Sekunden die Chancen auf die Führung. Hoedemakers scheiterte aber mit seinem Stecher an Danneberg, Wortelboer bekam abschließend eine Hereingabe nur über das Tor gelenkt.
Mit dem eigenen ersten Angriff spielte auf der Gegenseite Deutschland aber über Peillat Niklas Wellen frei, der Pirmin Blaak im gegnerischen Tor keine Chance ließ und mit seinem 3.Turniertor das 1:0 für die Honamas erzielte. Anschließend zeigte das deutsche Team für den Rest der Halbzeit eine nahezu perfekte Leistung und ließ defensiv nichts mehr zu.
Im 3.Viertel wollten die Niederländer mit aller Macht den Ausgleich, doch Croon (35.,Danneberg pariert), Telgenkamp (36., Danneberg pariert), Janssen (36., Strafecke geblockt von Hinrichs) und von Dam (37.,Schuss auf 5m frei links vorbei) konnten nicht ins deutsche Tor einschießen.
In der 48.Minute hatten die Oranjes die nächste Topchance, doch Telgenkamps scharfe Hereingabe verpasste der einschussbereite Bijens um Zentimeter. In der Folge hatten beide Teams noch kleinere Chancen, doch vor allem die starke deutsche Abwehr um die diesmal grandios aufspielenden Tom Grambusch und Gonzalo Peillat brachte das 1:0 über die Zeit. Die Statistiken legten bei 15:16 Kreiseintritten, 53:47% Ballbesitz und 6:10 Torschüssen sicher eher ein Unentschieden näher, unverdient war der Sieg für den neuen Tabellenführer der Gruppe A aber sicher auch nicht.
,,Wir haben heute allen Stärken ausgespielt, die man gerade gegen die Niederlande benötigt. […] Jetzt sind wir natürlich z.B. in einer guten Ausgangsposition, die wir natürlich auch nutzen wollen“, freute sich KTHCs ehemaliger Erfolgstrainer André Henning im DHB-Interview.
Freitag, 3.8.: Großbritannien – Deutschland 1:2 (0:2)
Nachdem das Viertelfinale bereits fest gebucht war, ging es im Duell mit den Briten für die Honamas noch um den Gruppensieg. Gegen die Briten, bzw. England, hatte man vor einem Jahr bei der Heim EM eine bittere Halbfinalniederlage kassiert, dementsprechend wollte das Team von Cheftrainer André Henning Revanche üben. Und die gelang. Nach einer tollen, überlegen geführten 1.Halbzeit stand es 2:0 für Deutschland, Torschütze war jeweils KTHC-Topstürmer Christopher Rühr, der einmal per Ecke und einmal aus dem Spiel heraus traf. In der 2.Halbzeit wurden die Deutschen aber etwas zu passiv und nach dem Anschlusstreffer von Gareth Furlong in der 49.Spielminute musste man noch einmal elf Minuten zittern, doch die Abwehr und vor allem Kölns Nummer eins Jean Danneberg brachten den Sieg, und damit den Gruppensieg, mit grandiosen Aktionen über die Zeit.
,,Gruppensieger! Darüber freuen wir uns sehr! Das ist ein Ergebnis mit einer großen Leistungssteigerung in der Gruppenphase. Wir haben das Spiel heute sehr lange sehr gut kontrolliert, hatten uns im Griff und haben gegen Großbritannien selten so stabil aufgebaut“, freute sich Cheftrainer André Henning bei den Kollegen vom DHB über den 4.Sieg im 5.Spiel.
Damit endete die Vorrunde mit vier Siegen, Platz eins in der Gruppe und 16:6. Die Honamas stellten mit den Niederlanden dabei den besten Angriff und mit Argentinien die beste Defensive. Ausgerechnet diese Argentinier, die wiederum offensiv eher harmlos blieben, qualifizierten sich allerdings nur als 4.in der Parallelgruppe B und treffen damit im Viertelfinale am Sonntagabend um 21 Uhr auf die Honamas.
Bester Torschütze der deutschen Hockey Herren in der Vorrunde war im Übrigen ausgerechnet Chris Rühr, der bei seinem Comeback, trotz Sperre gegen Spanien, vier Tore in vier Spielen erzielte.