Dienstag, 6.8., Halbfinale: Deutschland – Indien 3:2 (2:1)
Nachdem am frühen Nachmittag die Niederländer bereits mit einem souveränen 4:0 über Spanien ins Finale des Olympischen Hockeyturniers eingezogen waren, ging es am Abend auch für die Honamas um das Endspiel und damit die sichere Medaille.
Gegner waren die Inder, die etwas überraschend Großbritannien im Viertelfinale ausgeschaltet hatten. Bei den Deutschen gab es einen schmerzhaften Ausfall zu verkraften, denn KTHC-Abwehrchef Tom Grambusch fiel mit gebrochenem Finger aus, für ihn rückte Paul Kaufmann in das Team von Cheftrainer André Henning.
Vor ausverkauftem Haus im Stade Olympique Yves du Manoir begannen die vermeintlichen Außenseiter aus Asien wie die sprichwörtliche Feuerwehr und stellten die neu formierte DHB-Abwehr vor so einige Probleme. Bis zur 7.Spielminute holten die Inder bereits fünf Strafecken heraus, die die deutsche Mannschaft noch mit gekonntem Ablaufen und einer Glanztat von Jean Danneberg verteidigen konnten. Bei Nummer sechs war es dann aber so weit: Spezialist und Kapitän Harmanpreet Singh schoss den Ball an den Fuß von Teo Hinrichs und der abgefälschte Ball landete unhaltbar für Danneberg im linken Eck zum völlig verdienten 0:1. Eine 7.Strafecke kurze Zeit später verzog Harmanpreet Singh zum Glück der DHB-Herren links.
Im 2.Viertel kam Deutschland dann deutlich besser ins Spiel, schaffte es auch mal Ballkontrolle zu erlangen und den überfallartigen Indern etwas die Luft aus den Segeln zu nehmen. Dies führte dann auch in der 18.Spielminute zur 1.deutschen Strafecke, die Spezialist Gonzalo Peillat dann auch trocken rechts unten zum 1:1 verwandelte. Anschließend hatten die wenig geschockten Inder aber wieder zwei Topchancen durch Abishek (20., rechts vorbei) und Upsdhyay (23., alleine vor Danneberg, drüber).
Wer aber aus so vielen guten Chancen keine Tore erzielt, der wird im Hockey gerne mal bestraft, und so kam es auch diesmal: In der 27.Minute holte sich Peillat geschickt selbst die Chance raus mit seiner 2.Strafecke Deutschland in Führung zu bringen. Zwar wurde der Schlenzer des gebürtigen Argentiniers auf der Linie abgewehrt, allerdings brauchte Jarmanpreet Singh dafür seinen Körper. Nachdem Deutschland den Videoschiedsrichter um Aufklärung gebeten hatte, sah dieser das und gab folgerichtig Siebenmeter für die Honamas. Rot-Weiss Stürmer Christopher Rühr schnappte sich den Ball und schoss sicher unten links zum schmeichelhaften 2:1 für Deutschland ein, die trotz 8:12 Kreiseintritten, 2:7 Strafecken und 3:9 Chancen mit dieser Führung in die Halbzeitpause gingen.
Aus dieser kam Indien aber wieder mit Macht und holte sich direkt die Strafecken acht bis zehn heraus. Bei der 9. Ecke brauchte es hierbei eine Glanzparade von KTHC-Goalie Danneberg, der übergriff und per Handschuh einen Schlenzer von Harmanpreet Singh entschärfen konnte. In der 36.Spielminute gingen die Rekord-Olympiasieger dann aber bei ihrer 11.Strafecke einmal nicht auf den direkten Versuch, sondern versuchten die Stechervariante-erfolgreich, denn Harmanpreet Singh fand hierbei Sukhjeet Singh der im Fallen zum 2:2 ausglich.
Wie im 2.Viertel kamen aber die Honamas auch jetzt wieder besser in die Partie und übernahmen gegen müder werdende Inder langsam, aber sicher wieder die Kontrolle. In der 46.Minute hatte Peillat die nächste Strafeckenchance, doch vor allem der Nachschuss von Weigand wurde gefährlich, der MHC-Spieler brachte aus kurzer Distanz den Ball allerdings nicht an Sanjay vorbei, der für seinen geschlagenen Goalie Parutto Raveendran auf der Linie klärte. Weitere Chancen (51., Weigand, gehalten und 52., Strafecke Windfeder zu zentral, gehalten) konnten die jetzt überlegenen DHB-Herren nicht verwerten, doch das sollte sich gut sechs Minuten vor Schluss ändern: Nach guter Kombination war Peillat plötzlich auf seiner linken Seite recht frei und spielte den Ball vom Schusskreisrand scharf vor das indische Tor, wo Ex Rot-Weiss Spieler Marco Miltkau das Spielgerät unhaltbar für Parutto Raveendran einstach und das umjubelte 3:2 für die Honamas erzielte.
Für die letzten zwei Minuten nahm der indische Cheftrainer Fulton noch seinen Goalie zu Gunsten eines 11.Feldspielers aus dem Tor, doch kurze Zeit später bekam Deutschland die 5.Strafecke und konnte diese ins leere Tor schießen. Dies gelang Peillat allerdings nicht, dessen Versuch abgelaufen wurde.
Anschließend wurde es dramatisch, denn zwar verteidigten die Deutschen gegen verzweifelt anstürmende Inder gut, doch 20 Sekunden vor Ende das Spiel als entschieden zu verkünden, wie es ARD-Kommentator Blunck machte, war dann doch fast etwas zu voreilig. Die Inder bekamen den Ball ein letztes Mal vor das deutsche Tor und Shamsher Singh hatte den freien Schuss zum 3:3, setzte das Spielgerät aber wenige Zentimeter über das Tor.
Damit blieb es beim insgesamt schmeichelhaften 3:2 für Deutschland, die zum 1.Mal seit 2012 wieder in das Finale des Olympischen Hockeyturniers einzogen und am Donnerstag ab 19 Uhr zum 5.Mal Olympiasieger werden können.
,,Dass wird das vor Ende der regulären Zeit geschafft haben, ist unglaublich. Was wir am Ende auf den Platz gebracht ist unglaublich, was wir als Team gefightet haben auch. Umso schöner ist es, dass ich getroffen habe, darüber freue ich mich natürlich auch. Das ist nicht das Allerwichtigste, aber dennoch ein sehr schönes Gefühl. Indien hat das sehr gut über das ganze Turnier gemacht, das hat man tatsächlich in der 1.Halbzeit auch sehr gesehen. In der 2.Halbzeit waren wir ein bisschen besser, haben aber auch ein bisschen gestruggled, das muss man sagen. Umso schöner aber, dass wir es geschafft 3:2 gewonnen haben und jetzt im Finale stehen“, freute sich Siegtorschütze Marco Miltkau im Interview mit der ARD kurz nach dem Spiel.
Die aktuellen KTHC-Spieler Christopher Rühr, Thies Prinz, Tom Grambusch und Jean Danneberg haben nun zusammen mit den langjährigen KTHC-Akteuren Mats Grambusch, Johannes Große, André Henning und Pasha Gademan sowie KTHC-Doc Philipp Ibe und eben dem ehemaligen Kölner Marco Miltkau die große Chance ihre sehr erfolgreiche Vereinskarriere zu krönen, denn Olympia-Gold steht sicherlich in der Wertigkeit noch etwas über dem WM-Titel aus dem letzten Jahr.
Ob es am Donnerstag ein Public Viewing im Rot-Weiss gibt, wird dann sicherlich noch zeitnah auf der Homepage des Vereins verkündet.
An dieser Stelle aber bereits Herzlichen Glückwunsch an die Honamas zum Einzug ins Finale und der sicheren Medaille!
Tore:
0:1 Harmanpreet Singh (E, 7.)
1:1 Gonzalo Peillat (E, 18., 4. Turniertor)
2:1 Christopher Rühr (7m, 27., 5. Turniertor)
2:2 Sukhjeet Singh (E, 36.)
3:2 Marco Miltkau (54., 1. Turniertor)
Statistik:
Schüsse: 13:17
Strafecken: 1/7 (+7m) : 2/12
Ballbesitz in %: 52:48
Eintreten in den Schusskreis: 18:22
HONAMAS erreicht das Olympiafinale!