Von Markus Lehnen
Donnerstag, 8.8., Finale: Deutschland – Niederlande 2:4 n.SO (0:0, 1:1)
Donnerstagabend war es so weit, im Stade Olympique Yves du Manoir, in dem 1924 bereits Leichtathletiklegende Paavo Nurmi Olympisches Gold erlief, ertönte vor ausverkauftem Haus der Anpfiff zum Finale im Olympischen Hockeyturnier. Mit dem Duell der ewigen Rivalen Deutschland und Niederlande kam es zu einer Neuauflage des Finals von 2012 in London, als die Deutschen durch zwei Tore von Jan-Philipp Rabente mit 2:1 gewannen und sich die bis heute letzte Goldmedaille in der DHB-Historie sicherten. Mit dabei waren damals auch die alten KTHC-Bekannten Philipp und Christopher Zeller, sowie natürlich Benjamin Wess und der aktuelle Vizepräsident Sport von Rot-Weiss, Timo Wess.
Die aktuelle Generation um Kapitän Mats Grambusch mit sechs Spielern, die letzte Saison die Hockeyschuhe für Rot-Weiss Köln schnürten, wollte es dem Team von damals natürlich nachmachen.
Gegen die von Trainer Jeroen Delmee trainierten Niederländer hatte Deutschland in der Vorrunde durch ein Tor von Niklas Wellen bereits 1:0 gewonnen. Dennoch war allen klar, dass es wohl kaum möglich sein würde die Startruppe um Spieler wie Jip Janssen, Thierry Brinkman, Jorrit Croon oder Shootingstar Duco Telgenkamp wieder torlos zu halten. Da kam es gelegen, dass Nationaltrainer André Henning wieder auf seinen Abwehrchef Tom Grambusch setzen konnte.
Vor vollem Haus und sehr vielen Fans in Orange entwickelte sich zunächst ein Spiel mit zwei abwartenden Teams. Niemand wollte den ersten Fehler machen und obwohl die Honamas eine gewisse Überlegenheit entwickelten, gelang es ihnen nicht zu zählbaren Chancen zu gelangen.
Erst in der 22.Spielminute kamen die Niederländer gefährlich vor das deutsche Tor, doch KTHC-Goalie Jean Danneberg machte das lange Eck gegen van Dam zu. Drei Minuten später setzte sich Christopher Rühr auf der Gegenseite gut durch und konnte nur mit einem Foul gestoppt werden, welches zwingend eine Strafecke nach sich zog. Der Versuch von Tom Grambusch wurde aber ebenso geblockt wie der Nachschuss von Hannes Müller, Mats Grambuschs 3. Versuch ging über das Tor.
Mit etwas deutscher Feldüberlegenheit, aber einem verdienten 0:0 ging es für beide Teams kurze Zeit später in die Halbzeitpause.
Nach dieser änderte sich das Spiel zunächst wenig, bis die Niederländer ab der 38.Spielminute das Geschehen mehr und mehr in die deutsche Hälfte verlagerten. In dieser Minute musste Danneberg bereits gegen eine Agi aus kurzer Distanz von Telgenkamp klären.
In der 46.Minute verursachten die DHB-Herren dann auf ihrer linken Abwehrseite einen etwas zweifelhaften Freischlag. Diesen schoss Wortelboer in den deutschen Kreis, wo Windfeder den Ball nicht unter Kontrolle brachte und den Ball unglücklich in die Mitte weiterleitet wo Bijens per Volley an Danneberg vorbei verlängerte und Thierry Brinkman nur noch zur Führung von Oranje ins leere Tor einschießen musste.
Die Niederländer versuchten direkt nachzulegen und hatten per Doppelchance die Chance zur Vorentscheidung, doch an dessen Ende klärte Peillat in spektakulärer Baseball-Manier für seinen bereits geschlagenen Goalie auf der Linie mit dem Rücken zum Spielfeld.
Jetzt aber reagierten die Honamas und Wellen holte nach starkem Alleingang die 2. deutsche Strafecke heraus. Peillat, der Held von kurz zuvor, verstoppte diese zwar, doch sein Stopper, KTHC-Stürmer Thies Prinz, reagierte blitzschnell und schoss den Ball selbst links unten ins Eck zum 1:1 Ausgleich.
Anschließend hatten beide Teams noch kleinere Chance, doch auf beiden Seiten fanden aussichtsreiche Flanken jeweils keinen Abnehmer. Als in der 60. Minute Jip Janssen die 1.Strafecke seines Teams links am deutschen Tor vorbeischoss, war klar, dass dieses Finale in die ultimative Entscheidung gehen musste.
Shoot-Out also, die Disziplin über die ich meist nichts Gutes zu berichten habe, so leider auch diesmal.
Dabei fing es gut es an, denn Jean Danneberg parierte sowohl gegen de Geus als auch gegen de Mol. Das Problem, auch Wellen und Hannes Müller fanden kein Weg an Niederlandes Goalie Jasper Blaak vorbei. Als 3. Schütze schob Brinkman dann unten links ein, während Prinz mit seinem Spinmove Blaak nicht überwinden konnte. Van Dam tunnelte anschließend Danneberg und Weigand konnte als erster Deutscher in diesem Shoot-Out verwandeln und damit sein Team zumindest im Spiel halten. Es lag nun aber am 5. Schützen der Oranjes, Duco Telgenkamp, das Spiel zu entscheiden. Und der Youngster schoss per Agi kurz und für die Honamas schmerzvoll links ins Tor ein und machte den Olympiasieg für sein Team perfekt.
Weniger gut war, dass der Superstar in Spe anschließend seine Manieren vergaß und im Überschwang des Sieges DHB-Goalie Jean Danneberg mit einer Geste zu den Lippen bedachte und anschließend einen Wischer auf den Helm gab.
,,Das ist glaube ich das Respektloseste, was ich jemals in meinem Leben im Sport erlebt habe. Ich weiß gar nicht wie man so ein schlechter Gewinner sein kann. Dass er so reagiert – wow, da hätte ich nicht mitgerechnet. Aber anscheinend sind bei ihm in dem Moment ziemlich viele Sicherungen durchgebrannt“, äußerte sich Kölns Nummer eins anschließend bei den Kollegen des SID.
Turnier und Spiel bilanzierte der ehemalige KTHC-Meistermacher André Henning bei der Presseabteilung des DHB folgendermaßen:,, Es war insgesamt ein absolut beeindruckendes Turnier, dass wir gespielt haben. Vor 18 Monaten haben wir den Weltmeistertitel gewonnen, jetzt stehen wir im Olympia-Finale, das wir denkbar knapp im Penalty-Schießen verloren haben. Wir haben ein fantastisches Turnier gespielt und unglaublich viel Qualität mitgebracht. Spielerisch, athletisch, aber auch mental. Dass wir heute nach dem 0:1 so zurückgekommen sind, hätten uns viele bestimmt nicht zugetraut. Das war schon sehr beeindruckend. Natürlich haben wir uns heute Gold gewünscht. Meine Mannschaft hat sich aber auch mit der Silbermedaille fantastisch belohnt. Eine tolle Leistung, die das Team hier gezeigt hat und der Beweis für eine starke Entwicklung in den letzten eineinhalb Jahren.“
So endete das Turnier der Honamas also mit einer 2:4 Niederlage nach Shoot-Out mit der Silbermedaille und damit dem größten Erfolg einer deutschen Herrenhockey Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen nach den vier Goldmedaillen. Und die Entwicklung kann weiter gehen, denn schon im nächsten Sommer steht wieder eine Heim-EM in Mönchengladbach auf dem Programm. Vorher aber beginnt in vier Wochen wieder die Bundesliga und wir sehen uns hoffentlich alle auf der Anlage des KTHC wieder.
Tore:
0:1 Thierry Brinkman (46.)
1:1 Thies-Ole Prinz (50., 2.Turniertor)
Shoot Out:
Jonas de Geus scheitert an Jean Danneberg
Niklas Wellen bekommt den Ball nicht unter Pirmin Blaak hindurch
Joep de Mol scheitert an Danneberg
Hannes Müller scheitert auch bei der Wiederholung an Blaak
Thierry Brinkman trifft links unten, 1:2
Thies Prinz braucht etwas zu lange, Blaak hält
Thijs van Dam zieht nach rechts und schießt Danneberg durch die Beine, 1:3
Justus Weigand trifft mit der Agi rechts unten ins Tor, 2:3
Duco Telgenkamp schießt ohne Schnörkel mit der Agi links unten ins Tor, 2:4
Niederlande gewinnt mit 4:2 nach Shoot-Out
Statistik:
Torschüsse: 6:7
Strafecken: 1/2 : 0/1
Ballbesitz in %: 57:43
Eintritte in den gegnerischen Kreis: 10:20
Medaillen:
Gold: Niederlande
Silber: Deutschland
Bronze: Indien
Spielbericht Finale der Olympische Spiele 2024 Deutsche Herren