Von Markus Lehnen
Der Traum vom DM-Titel lebt (wieder?)
Neuer Anlauf auf das Finale
Standing-Ovations gab es aus dem KTHC-Fanblock am Pfingstsamstag für die KTHC-Damen, die diese zwar schon stolz, aber insgesamt schwer geknickt entgegennahmen. Zu tief saß die Enttäuschung nach der 3. Halbfinalniederlage in vier Jahren. Nicht nur ihr Cheftrainer Markus Lonnes sah es dabei so, dass die 1.Damen von Rot-Weiss nach starker Leistung eigentlich endlich den Einzug in das große Finale verdient hatten. Es kam anders, trotz langer 1:0 Führung gegen den Mannheimer HC und wieder im ungeliebten Penalty Shoot-Out. Allerdings hatten die Kölnerinnen, die die ganze Saison ohne ihre Toptorjägerin Pia Maertens auskommen mussten, sich gerade gegen Ende der Saison deutlich gesteigert und sich spätestens nach einem souveränen Weiterkommen im Viertelfinale gegen Großflottbek zu echten Kandidatinnen um den DM-Titel entwickelt. Auch deswegen gab sich Kölns Stürmerin Emma Boermans an diesem Maitag in Bonn mit Blick auf die neue Saison direkt kämpferisch:,,Wir werden jetzt genauso weitermachen und es nächstes Jahr bessermachen!“
Für zwei KTHC-Spielerinnen lief in der Folge der olympische Sommer sehr unterschiedlich. Torhüterin Julia Sonntag und Mittelfeldspielerin Felicia Wiedermann wurden zwar beide für die Olympischen Spiele in Paris nominiert, doch während letztere etwas überraschend nominiert wurde, ihr Glück zunächst kaum fassen konnte und in Paris alle Spiele für die Danas bestritt, riss sich Kölns langjährige Torfrau Sonntag direkt vor dem Turnier, schon in Paris, das Kreuzband und fiel dementsprechend aus. Die dritte Kölnerin im Bunde, Nike Lorenz, avancierte dahingegen in Paris zur besten Torschützin, konnte mit ihren sechs Turniertoren das Aus im Viertelfinale gegen Argentinien allerdings auch nicht abwenden.
Und so verging der Sommer wieder schnell, bis die fast unveränderte KTHC-Mannschaft wieder für die Saisonvorbereitung zusammenkam.
Neuzugänge
Nach dem ereignisreichen letzen Sommer ging es in Köln diesmal ruhiger in Sachen Transfers zu. Von den Spielerinnen, die regelmäßig zum Einsatz kamen, beendete lediglich Katharina Hüls ihre Karriere. Mit der 30-jährigen, stets verlässlichen Stürmerin hörte nun auch die vorletzte Spielerin aus dem letzten Meisterkader der KTHC-Damen von 2014 auf. Lediglich Julia Sonntag ist von dieser Truppe noch immer im aktuellen Kader.
Insgesamt vier Spielerinnen kamen neu an den Olympiaweg und verstärken den KTHC-Kader ab sofort vor allem in der Breite:
Johanna Czech, 21 Jahre, ATHC Wien, Mittelfeld
Zwei Jahre nach dem Karriereende vom letzten KTHC-Österreichimport Julia Busch, schlägt ab dieser Saison wieder eine Wienerin im Rot-Weiss Trikot gegen den Ball. Die 21-jährige österreichische Nationalspielerin wurde im letzten Jahr mit ihrem Auswahlteam Vizeweltmeisterin bei der Hallenhockey-WM in Südafrika. Czech kommt vom Akademiker Club Wien nach Köln, weil sie gerne in Deutschland spielen wollte und nach einem erfolgreichen Probetraining dann auch erste Wahl für ihr Wunschteam Rot-Weiss Köln war. Wie ihre Landsfrau Busch es zehn Jahre lang tat, beackert auch sie vor allem das Mittelfeld.
Markus Lonnes:,,Jetzt haben wir auf jeden Fall Ösi 2.0. Ob sie charakterlich ähnlich wie Ösi 1.0 Julia Busch ist, müssen wir noch abwarten, da sie erst vor kurzem zum Team gestoßen ist. Insgesamt würde ich sie mit Julia nicht vergleichen, aber sie ist definitiv eine richtig gute Hockeyspielerin. Nach einer Woche Probetraining stand für uns direkt fest, dass wir sie auf jeden Fall ins Team holen wollen.“
Jule Hufer, 21 Jahre, Crefelder HTC, Mittelfeld
Wie so viele, kam Jule Hufer zunächst zum Studieren in die Domstadt. Da liegt es nahe, dass die talentierte Mittelfeldspielerin ihre Hockeyschuhe in Zukunft für den KTHC schnürt.
Markus Lonnes:,,Jule studiert in Köln und wollte noch mal eine Stufe höher spielen. Sie wird noch etwas Zeit brauchen, kommt aber immer besser rein.“
Inna Sophia Hofmeister, 24 Jahre, Club de Campo Madrid, Mittelfeld
Mit Inma Sophia Hofmeister kehrt eine alte Bekannte zurück an den Olympiaweg, denn die Mittelfeldakteurin spielte bereits von 2019 bis 2022 für die KTHC-Damen. In den letzten beiden Jahren spielte Hofmeister für den Club de Campo in Madrid, wurde dabei u.a. Spanische Vizemeisterin und spielte zuletzt an Ostern beim EHL-Finalturnier in Amstelven.
Markus Lonnes:,,Inma ist Inma, bei ihr ist sportlich in den zwei Jahren alles gleichgeblieben. Ob internationale Erfahrung in der Bundesliga so hilft, weiß ich jetzt nicht. Sie braucht noch etwas, um sich wieder an unsere Art des Hockeys zu gewöhnen, ist aber auf einem guten Weg.“
Mia Kähler, 23 Jahre, Blau-Weiß Köln, Mittelfeld
Vom Rande des Beethoven-Parks in Köln aus wechselte Mia Kähler von Blau-Weiß zu Rot-Weiss. Die 23-jährige verstärkt ebenfalls das Mittelfeld, kann aber mehrere Positionen bekleiden.
Markus Lonnes:,,Da sie zuletzt Regionalliga gespielt hat, braucht sie noch etwas, muss sich noch ein bisschen an das höhere Tempo gewöhnen. Insgesamt gilt das aber für alle Neuzugänge, alle vier brauchen noch etwas, um ihren Charakter und ihre Art des Hockeys so richtig einbringen zu können.“
Aktueller Kader und Vorbereitung
Vor allem in der Breite verstärkte Markus Lonnes seinen Kader, weswegen es gerade in der Hinrunde auf die üblichen Verdächtigen ankommt. Mit Innenverteidigerin Maja Weber, Kapitänin Paula Brux im Spielaufbau, den Olympionikinnen Nike Lorenz und Felicia Wiedermann im Mittelfeld und den treffsichersten Stürmerinnen der Vorsaison, Emma Boermans und Katharina Reuten im Sturm, spielt eine zentrale Achse der Vorsaison auch in dieser Hinrunde unverändert für die Domstädterinnen zusammen. Das eingespielt sein könnte hierbei ein großer Vorteil für die Kölnerinnen in einer Liga sein, in dem sich einige Teams im Vergleich zum Vorjahr personell (auf und/oder neben dem Platz) verändert haben. So gehen die Hälfte der zwölf Teams mit neuen Cheftrainern in die Saison.
Im Tor könnte es ohne Julia Sonntag wieder auf ein Wechselspiel zwischen Maja Sielaff und Lisa Höllriegl hinauslaufen, auch wenn Coach Lonnes sich da noch nicht festlegen mag:,,Das weiß ich noch nicht, die Rotation war noch nie Selbstzweck. Wenn beide auf Top Niveau sind, dann wird rotiert, wenn eine der beiden klar besser ist, wird diese auch spielen.“
Im Sturm muss Rot-Weiss dahingegen weiterhin auf die zweimal hintereinander am gleichen Kreuzband verletzte Topstürmerin Pia Maertens verzichten. Wann Maertens auf das Feld zurückkehren kann, ist dabei noch ungewiss.
Auf der Trainerposition geht Markus Lonnes motiviert wie eh und je in seine bereits 15. Saison als Cheftrainer der 1.Damen des KTHC:,,Darum mache ich mir keine Gedanken. Solange ich noch Bock habe und die Mannschaft mich noch ertragen kann, ist alles gut. In die Vorbereitung sind wir eher schleppend hineingekommen, kommen aber langsam wieder ins System rein. Wir brauchen noch, das war aber schon vorher klar.“ Um den Titel möchte der 48-jährige dennoch mitspielen, wie er der DHZ auf die Frage nach seinem Meistertipp verriet:,,Schwer zu sagen, wir wollen auf jeden Fall dabei sein.“
Ein neuer Modus in der Liga
Zwingend zu erwähnen ist der neue Modus, denn das während der Corona-Pandemie etwas aus der Not geborene System mit zwei Gruppen und ingesamt 16 Spielen für alle Teams gehört der Vergangenheit an.
Ab dieser Saison spielen wieder alle 12 Teams in einer großen Liga jeweils jeder gegen jeden in Hin- und Rückspiel. Nach 22 Spielen, also sechs mehr als zuvor, schließen sich anschließend für die acht besten Teams die Playoffs an, während die vier schlechtesten die beiden Absteiger ermitteln.
Das beste Team der regulären Saison qualifiziert sich dazu als eines von zwei Teams für die EHL-Saison 2025/26.
Am Playoff-Viertelfinale ändert sich nichts: Es wird in den vier Viertelfinalserien nach dem Modus Best of Three an zwei Wochenende ausgespielt, wobei die vier besser platzierten Teams in Spiel zwei und einem möglichen Spiel drei Heimrecht genießen. Beim Play-Down spielt nach demselben Prinzip der 9. gegen den 12. und der 10. gegen den 11. Während die beiden Verlierer der Play-Down Serien absteigen müssen, geht es für die vier Sieger der Viertelfinalserien ins Final Four, welches am Wochenende 31.5/1.6. an einem noch unbekannten Austragungsort stattfinden wird.
Für Markus Lonnes ist der neue Modus eine willkommene Änderung:,,Der Modus sagt mir absolut zu. Für den ,,normalen“ Bundesligaspieler lohnt sich die Saison einfach mehr und sie trainieren nicht mehr als zu spielen. Für die Nationalspieler sind die sechs Spiele mehr natürlich ein Brett. Ich finde es aber gerade im Abstiegskampf die deutlich fairere Variante, da nicht mehr so viel davon abhängt, ob man in der leichteren oder schwereren Gruppe spielt.“
Auf die Frage, ob die höhere Anzahl von Spielen gut für die Einsatzzeiten jüngerer Spielerinnen sein kann, fügt er hinzu:,, Sicherlich hat man damit, gerade in der Rückrunde, mehr Optionen jüngere Spielerinnen reinzubringen. Man kann sich aber insgesamt einfach besser entwickeln und kommt mit einer besseren Performance in die Playoffs als bisher, als es im Frühjahr nur noch vier, fünf Spiele vorher gab.“
Die Konkurrenz
Bei den Hauptkonkurrentinnen sind zunächst sicher wieder einmal die üblichen Verdächtigen zu nennen: Der Düsseldorfer HC hat seine schlechte Saison 2022/23 abgestreift und wurde mit dem Kader rund um die Nationalspielerinnen Selin Oruz und Lisa Nolte für einige Experten etwas überraschend wieder Meister der Damen, aber auch der Club an der Alster und der Mannheimer HC (wieder mit Danas-Spielerin Sonja Zimmermann) gehören zum engsten Favoritenkreis.
Spannend ist, dass außer Rot-Weiss alle anderen drei Final Four Teilnehmerteams im Sommer ihre Cheftrainer austauschten, wobei der Club an der Alster sich schon zu Beginn der Rückrunde von Stan Huijsmans getrennt hatte. So gehen die Topteams mit Mark Spieler als alleiniger Cheftrainer (DHC), Christian Wittler (MHC) und Julian Tarres (Alster) auf den Trainerbänken in die neue Saison.
Die größten Reaktionen rief aber die Transferaktivität des Großflottbeker THGC hervor. So wechselten u.a. die Nationalspielerinnen Amelie Wortmann und Lena Micheel vom UHC in den Westen der Hansestadt. Mit den Argentinierinnen Juana Fernández, Nicola Pluta und Delfina Thome sowie der neuseeländischen Auswahlspielerin Emelie Logan kamen weitere internationale Hochkaräter dazu, und dies ist nur eine Auswahl der 13 Neuzugänge, die die Hockeybundesliga aktuell bei den Hamburgerinnen angibt. Da auch Olympiateilnehmerin Jette Fleschütz weiterhin für den GTHGC spielt, sollte man die Hamburgerinnen, die schon letzte Saison das Viertelfinale erreichten, auf jeden Fall zum Favoritenkreis dazu zählen.
,,Das ist eine komplette neue Mannschaft. Es kommt natürlich auf die Charaktere an und wie lange das hält. Das weiß ich alles nicht. Auch nicht, ob alle langjährige Verträge haben. Da sie aber auch deutsche Spielerinnen geholt haben, könnte das vielleicht etwas langfristiger angelegt sein als in den letzten Jahren. Das kann dort natürlich so klappen, es kann aber auch sein, dass die plötzlich irgendwann ohne Mannschaft dastehen, sollte der Geldgeber abspringen. Jeder muss da seine eigene Philosophie haben, wir setzen eher auf Eigengewächse, weil wir ein langfristiges Team haben wollen, aber viele Wege führen nach Rom“, kommentiert Coach Lonnes die Transferaktivitäten der Hanseatinnen.
Neben den genannten fünf Teams gilt es im Playoffrennen sicher auch wieder auf die 1.Damen des Harvestehuder THC (im Jahr eins nach Sissy Hauke), des Berliner HC (mit Olympionikin Linnea Weidemann) und des UHC Hamburgs (wo abzuwarten bleibt, wie der Verlust von Wortmann und Micheel verkraftet wird) zu achten. Auch die Aufsteigerinnen vom Bremer HC und dem TSV Mannheim sind sicher nicht zu unterschätzen, stiegen beide doch sehr souverän auf. KTHC-Cheftrainer Lonnes erwartet in jedem Fall eine sehr enge Bundesliga:,,Es ist sehr eng und ausgeglichen dieses Jahr, es gibt auch nicht so die klassischen Abstiegskandidaten. Ich glaube ebenfalls nicht, dass es so selbstverständlich wird unter die besten acht zu kommen.“
Wo kann ich es sehen?
Wie angekündigt verschwindet die Hockeybundesliga in dieser Saison hinter einer Bezahlschranke beim Streaminganbieter DYN. Dieser zeigt zwar pro Spieltag ein Spiel am Wochenende live und kostenlos auf seinem YouTube Kanal, wer aber explizit die KTHC-Spiele sehen will, braucht dafür ein Abo. Aktuell bekommt man dieses für 11,50 EUR im Monat, oder aber mit einem Code (liegen im KTHC aus) für 100 EUR bei einem ein Jahresvertrag. Zusätzlich zum Hockey kann man bei DYN u.a. auch alle Spiele der Handball-, Basketball- und Tischtennisbundesliga sehen.
Die Hinrunde, meine Berichterstattung und Feedback
Für die 1.Damen des KTHC startet die Saison durchaus anspruchsvoll, sind doch am Sonntag um 12 Uhr gleich die amtierenden deutschen Meisterinnen vom DHC im Rewe-Sportpark zu Gast. In der kommenden Woche geht es dann am ersten Doppelspieltag der Saison gleich mal auf Reisen in die Bundeshauptstadt, mit Spielen gegen die Zehlendorfer Wespen und dem Berliner HC. Anschließend steht ein Gastspiel in Mannheim auf dem Spielprogramm. Ein durchaus anspruchsvoller Auftakt also in einer 12 Spiele umfassende Hinrunde, die bis zum 3. November dauern wird.
Wie immer werde ich dabei über (fast) alle Spiele berichten, bei den Heimspielen von vor Ort am Olympiaweg und sicher auch vom ein oder anderem Auswärtsspiel.
Kritik, Lob, Anregungen können/könnt Sie/Ihr gerne an folgende E-Mail senden: mlehnen3@web.de
Ich freue mich sehr über jedes Feedback!
Jetzt wünsche ich allen Lesern aber erst einmal eine tolle Hockeysaison 2024/25!
Ihr, Euer Markus Lehnen