Werner „ Gino“ Delmes
Unser langjähriges Mitglied und vielfach dekorierter Sportler Werner Delmes ist am Do. den13.1.2022 verstorben.
Im Club, in Hockeykreisen und weit über die Grenzen hinaus war er als „ Gino“ bekannt. Der Name bezog sich auf den „ besten Bergfahrer der Welt“, den Spanier Bahamontes, der in den 40er Jahren die Radwelt beherrschte.
Unser Werner erwarb sich den „Titel“ bald nach seinem Eintritt in den Rot Weiss im Jahre 1940. Sowohl bei Sprints als auch bei Radtouren tat er sich als ehrgeiziger Kämpfer hervor.
In dieser Zeit hatte die 1. Herren Hockeymannschaft von Rot Weiss in Deutschland ein hohes Ansehen, spielten dort ja drei Stützen der Nationalmannschaft eine wichtige Rolle : Werner Delmes, Hugo Budinger und Günther Ullerich.
Ein Kuriosum aus heutiger Sicht war die Tatsache, dass Rot Weiss aus „sport-ethischen Gründen“ damals nicht an Punktespielen teilnahm, da ja das unbedingte Streben nach Siegen den Charakter verdirbt. Eine Auffassung, die zwar überkommen ist, aber auch ein Körnchen Wahrheit in sich birgt.
Er hat in seiner Tätigkeit als Hockeyvorstand RW dazu beigetragen, den Verzicht auf die Teilnahme an Punktespielen abzuschaffen und damit den Kampf um die dt.Hockeymeisterschaft einzuleiten.
In der Hockey-Nationalmannschaft nahm er an 2 Olympischen Spielen ( 1956 Melbourne, 1960 Rom ) teil und gewann die Bronze- Medaille in Melbourne.
Auch im Tennis war er erfolgreich sowohl in der Jugend mit dem 3.Platz bei den dt. Meisterschaften im Einzel und seiner Paradedisziplin Doppel mit dem 2. Platz. Später bei den Herren errang er für den Rheinbezirk die deutsche Meisterschaft mit Spielern wie Ernst Buchholz, Jochen Grosse und Engelbert Koch – Persönlichkeiten, die den Tennissport als Rot Weisse geprägt haben.
Nach der aktiven Laufbahn ruhte das Engagement für den Hockeysport aber keineswegs: seine beiden Söhne Michael und Thomas wurden unter des Vaters umsichtiger aber auch konsequenter Führung Mitglieder der 1. Herren Hockeymannschaft..
1967- 1969 engagierte er sich als Coach der Herrenmannschaft, bevor er dann als Sportwart des Deutschen Hockeybundes berufen wurde.
Seine Aufgabe bestand vor allem darin, die Herren-Nationalmannschaft (Damen waren zu dieser Zeit noch nicht zu den Spielen im Hockey zugelassen ) auf die Spiele In München 1972 vorzubereiten.
Dieser Aufgabe verschrieb er sich als ehrenamtlicher Coach mit „Haut und Haaren“. Als Alleinverantwortlicher nur mit einem Masseur an seiner Seite – heute begleiten den Coach der Nationalmannschaft 5-8 weitere Spezialisten wie Torwarttrainer , Physio, Arzt, Konditionstrainer, Mentaltrainer ,Videoassistenten … – hat er die wesentlichen Voraussetzungen zum erfolgreichen Abschneiden – und das hieß Goldmedaille – erkannt:
- Die kurzen Ecken müssen „ sitzen “
- Wir müssen den Anderen , und das hieß insbesondere den Pakistanis , konditionell überlegen sein.
Also übten wir stundenlang kurze Ecke und ließen uns von Bulle Krause die Bälle um die Ohren fliegen; anschließend an jedes Training ging es dann auf die Stadtwaldrunde ( Decksteiner Weiher- FC Heim, Militairring und Sprint vom ASV ins Clubhaus)
Genau diese Vorbereitung und die mentale Überzeugung, den bis dahin unbestritten überlegenen Pakistani ( bis dahin 4 maliger ununterbrochener Goldmedallist ) ebenbürtig zu sein, verhalf uns schließlich zum knappen aber verdienten Erfolg, der obersten Stufe auf dem Treppchen. Noch zu erwähnen ist aus Rot Weisser Sicht, dass 4 Spieler aus diesem Club an den Olympischen Spielen München 72 teilnahmen.
Die Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes und das Bundesverdienstkreuz an unseren Coach und „Vater der Medaille“ war die verdiente anschließende Ehrung.
Aber auch nach diesem Triumph war seine sportliche Laufbahn nicht beendet: es gibt für den Hockeyspieler höheren Alters noch eine weitere Sportart, das Golfen.
Auch hier wieder typisch für Gino war konsequentes Training, mentale Vorbereitung und Feierabstinenz vor wichtigen Spielen oberstes Gebot. In seinem Golfclub Hillesheim wurde er Seniorenmeister. Auch hier übernahm er Verantwortung: unter seiner Ägide als Clubpräsident, konnte er gegen den anfänglichen Widerstand der Landesregierung die die Anlage auf 18 Löcher erweitern.
Ein langjährige enge Bindung an seine Jungs, die Olypiamannschaft 72, festigte er als Chef und Organisator eines jährlichen Treffens zunächst in Garmisch, später in Tirol, um dort in familiärer Runde Spaß und Sport zu vereinen . Dass unter Sport in den letzten Jahren langsames Spazierengehen zu verstehen ist, kann sich sicher jeder/jede angesichts des fortgeschrittenen Alters von zuletzt 91 Jahren vorstellen.
So neigt sich eine herausragende Sportlerkarriere gepaart mit Engagement und Persönlichkeit einem Ende, das wir heute an seinem Todestag einerseits betrauern aber auch mit tiefer Dankbarkeit begehen.
Dr. Eduard Thelen