Fazit KTHC 1.Damen Feldhockey Bundesligasaison 2022

Von Markus Lehnen
Ausgangssituation:

Nach den Abgängen der Olympionikinnen Cécile Pieper und Nike Lorenz, den Absenzen der Stürmerinnen Liv Arndt und Camille Nobis, sowie einer schweren Verletzung von Mittelfeldallrounderin Julia Busch in der Vorbereitungsphase ging das Team von Cheftrainer Markus Lonnes stark verändert in die Feldhockey Saison 2022/23. Als Ziel gab Lonnes, nach dem knappen scheitern im Halbfinale der letzten DM, dennoch das erneute Erreichen des Final Four an, was er als ,,schwer aber nicht unmöglich bezeichnete“. Der Ausfall der mit 32 Jahren sehr routinierten Busch wog im Endeffekt allerdings schon schwer, wie Markus Lonnes heute sagt:,, Ihre Verletzung hatte mit Sicherheit Auswirkungen. Allerdings nicht, weil die Mannschaft das miterleben musste, sondern weil sie sportlich fehlte. Als Leader hat Ösi (Anm. des Autors: Wie Busch im Team genannt wird)komplett gefehlt. Mit ihrer Emotionalität, neben ihrer spielerischen Fähigkeiten, hätte sie uns am Wochenende gegen den HTHC sicher geholfen. Das ist eine Fähigkeit, die uns mit ihrem Ausfall sicher abgegangen ist.“

Hinrunde
In der Hinrunde wurden bereits elf Spiele gespielt und so klar die Richtung für das entscheidende Frühjahr vorgegeben. Nach drei Niederlagen in Serie und vier Spielen in Folge ohne Sieg kämpften die KTHC Damen sich im Oktober mit vier Siegen in Serie stark in die Saison zurück und schlossen die Hinrunde als 2.der Staffel zwar deutlich hinter dem Düsseldorfer HC, aber eben vor dem UHC Hamburg ab. Die Playoff Qualifikation war bereits mit Ende Oktober so gut wie geschafft.
So konnte man optimistisch in die Hallensaison gehen, bei der das Team von Markus Lonnes erstmals seit 2016 wieder das Final Four erreichte, dort aber im Halbfinale nach 2:0 Führung noch unglücklich im Shoot- Out am Mannheimer HC scheiterte.

Rückrunde und Playoffs
Noch fünf Spiele gegen die direkten Staffelgegnerinnen standen ab Ende April auf dem Programm der Feldhockey Bundesliga. Da die U21 WM in den April verschoben wurde, begannen die Damen erst drei Wochen nach den Herren mit ihrer Rückrunde, was einen enggedrängten Spielplan von fünf Spielen in 15 Tagen nach sich zog. Wie bereits in der Halle verstärkte ab jetzt Stürmerin Camille Nobis wieder den KTHC Kader. Gleich zu Beginn stand das um Platz zwei, und damit Heimrecht in einem Playoff Viertelfinalspiel zwei und eben möglichen Spiel drei, vorentscheidende Gastspiel beim UHC Hamburg an. Und obwohl das Feldhockeyjahr für Köln nach einem Gegentor in der 2.Minute nicht schlechter hätte starten können, kämpften sich die Domstädterinnen zurück in die Partie und drehten das Spiel bis zur Halbzeit zu einer eigenen 3:1 Führung. Nach einer schwächeren 2.Halbzeit wurde es noch einmal spannend, aber letztendlich brachte Köln einen 3:2 Sieg über die Zeit und fuhr eminent wichtige Punkte ein, die auch einen Viertelfinalgegner Club an der Alster verhindern sollten.
,, Drei Punkte geholt zu haben ist gut, dass Anouk Kolmetz ihr 1.Feld Bundesligaspiel gemacht hat ist auch gut, alles andere nicht. Gerade die 2.Halbzeit war schlecht, nach dem etwas unglücklichen 2:3 haben wir den Faden verloren und hatten im Schlussviertel etwas Glück. Mit drei Punkten beim direkten Kontrahenten sind wir allerdings grundsätzlich immer zufrieden[…]“, gab sich Lonnes trotz der Punkte nicht zufrieden. Am folgenden Tag folgte das Rheinderby beim Düsseldorfer HC, welches Köln in der Hinrunde noch 3:1 gewonnen hatte. Diesmal lieferten die Gäste ein gutes Spiel ab, verloren aber letztlich verdient mit 0:1. Nach dem drei Punkte Wochenende schaute Lonnes dennoch positiv nach vorne, waren die schwereren Spiele der Staffel doch nun bereits absolviert. Am folgenden Wochenende lieferte Rot-Weiss gegen Mülheim zwar eine sehr schlechte 1.Halbzeit ab, steigerte sich aber in der 2.Hälfte und gewann am Ende verdient mit 2:0. Aufgrund der anderen Ergebnisse bedeutete das 6:0 am folgenden Tag gegen Auf- und letztlich auch wieder Absteiger TuS Lichterfelde bereits den sicheren 2.Platz in der Staffel A. Am letzten Spielwochenende der regulären Saison schlug man dann noch den Münchner SC auswärts mit 0:1 und zeigte vor allem spielerisch deutliche Fortschritte.
Gut gerüstet gingen die KTHC Damen also in die Playoff Serie gegen den Harvestehuder THC, die zuletzt dreimal in Folge gegen Köln gewonnen hatten. Es sollte genau die knappe Serie werden, die viele im Vorfeld vermutet hatten. Beim HTHC gingen die KTHC Damen durch Pia Maertens zwar mit 1:0 in Führung, doch eine verwandelte Strafecke von Laura Saenger, eine überragende Rosa Krüger und etwas mehr Glück im Shoot-Out führten zu einer Niederlage in der Hansestadt. Beim Spiel im heimischen Rewe-Sportpark zwei Wochen später war Rot-Weiss zum Siegen verdammt, wollte man in einem entscheidenden 3.Spiel noch die Final Four Teilnahme erreichen. Es sollte anders kommen, denn eine erneute Weltklasseleistung von Rosa Krüger und der für Köln vermaledeite Shoot-Out führten nach einem 1:1 nach regulärer Spielzeit zu einer erneuten Niederlage und dem damit verbundenen Saisonaus. Tief enttäuschte Kölnerinnen scheiterten also am Ende denkbar knapp am Saisonziel Final Four Teilnahme.

Statistik:
Tabelle: Staffel A Platz 2, 31 Punkte, 48:23 Tore Gesamttabelle: 4.Platz
In der Liga 2. Beste Offensive und 5. Beste Defensive
Torjägerinnen: 1. Pia Maertens: 10 Tore  2. Emma Boermans 7 Tore 3. Katharina Hüls und Rebecca Grote: je 6 Tore

Das war gut
13 verschiedene Torschützinnen  stellte der Rot-Weiss Kader. Das ist einer der besten Werte der Liga und unterstreicht die Breite im Team. Die 2.beste Offensive stellte man in der Hauptrunde, obwohl mit Emma Boermans eine A-Kader Spielerin zum Beginn der Rückrunde vier Spiele ausfiel. In die Saison kämpften sich die KTHC Damen sehr gut zurück und zeigten bis zum Schluss eine gewisse Resilienz gegen Misserfolge innerhalb von Spielen. Bestes Beispiel hierfür ist das späte 1:1 im 2.Spiel gegen den HTHC. Mit der 18-jährigen Stürmerin Sophie Prumbaum überzeugte eine neue Abschlussspielerin über weite Teile der Saison und erzielte fünf Tore. Ihr Trainer Markus Lonnes sieht aber noch weitaus größeres Potential bei ihr:,, Sie kann noch viel mehr. In der Halle war das schon richtig gut, auf dem Feld ist noch deutlich mehr drin.“ In der Rückrunde überzeugte auch die Defensive um Nationaltorhüterin Julia Sonntag. Lediglich fünf Tore kassierte Rot-Weiss im Jahr 2022.

Das war nicht gut
Negativ muss man die Offensive in den Playoffs benennen, denn jeweils nur ein Gegentor reichte nicht, um wenigstens ein Spiel nach 60 Minuten zu gewinnen. ,,Es war schwierig gegen den HTHC, die standen viel im Halbfeld, eigentlich haben wir nur Konter zugelassen. Aber offensiv waren wir vielleicht zu hektisch, wollten es zu sehr, wollten zu sehr mit dem Kopf durch die Wand“, sagt KTHC Topscorerin Pia Maertens zu dieser Problematik. ,,Seitdem es keine Siebenmeterschießen mehr, sondern Shoot- Outs gibt, läuft es irgendwie nicht mehr für Rot-Weiss“, sagte die verletzte Julia Busch im Livestream des 2.Spiels gegen den HTHC.  Man kann ihr da nur zustimmen, denn alleine seit April 2021 verlor Köln fünf von sechs Shoot-Outs (inklusive Halle), weswegen man diese Thematik in diesem Abschnitt sicherlich ansprechen kann. Was Cheftrainer Lonnes insgesamt als Entschuldigung nicht mehr gelten lassen will, ist das Thema Erfahrung:,, Nein, definitiv sind wir nicht deswegen ausgeschieden. Im Damenhockey sind alle Kader in etwa ähnlich jung. Wir haben Spielerinnen, die alle schon DM Endrunden und Viertelfinals gespielt haben. Dahinter dürfen wir uns nicht mehr verstecken.“

Fazit
Das Saisonziel, welches ich aufgrund der Abgänge und Verletzungen damals auch als sehr optimistisch empfand, wurde nicht erreicht, allerdings denkbar knapp verfehlt. In der Hauptrunde war man unter den vier besten Teams und erspielte sich so zumindest einen Teilerfolg. Markus Lonnes bilanziert diese Saison kurz nach der Enttäuschung des Ausscheidens folgendermaßen:,, Es kann sein, dass das Ziel optimistisch war, aber man muss ja auch nüchtern sagen, dass wir knapp ausgeschieden sind ohne am möglichen Limit gespielt zu haben. Nach der schlechteren Phase zu Saisonbeginn haben wir eigentlich nur noch ein Spiel verloren (Anm. d. Autors: Shoot-Outs sind statistisch gesehen Unentschieden), und das beim DHC, wo man, denke ich, verlieren kann. Ich denke spielerisch und sportlich hat sich das Team gut entwickelt, im Do or Die fehlte es dann noch an der letzten Entschlossenheit.“
Ähnlich bewertet Nationalstürmerin Maertens die Saison:,, Wir als Mannschaft hatten das Ziel Final Four und die zwei Ergebnisse gegen den HTHC zeigen auch, dass es absolut im Rahmen war das zu schaffen. Wir hatten auch nicht das Glück auf unserer Seite und sind jetzt erstmal 100% enttäuscht. Wir haben aber trotz der Veränderung vor der Saison den 2.Platz erreicht, den wir erreichen wollten. Zu Beginn der Hinrunde und in der Rückrunde haben wir allerdings nicht zwingend gutes Hockey gespielt und sind als Mannschaft sicher noch nicht auf unserem Peak. Insgesamt war die Saison sicher gut für unsere Entwicklung.“

Ausblick:
Erstmal steht im Sommer die Damen WM in den Niederlanden und Spanien an, bei der Rot-Weiss mit Julia Sonntag, Pia Maertens und Emma Boerman drei Kandidatinnen für den Kader von Nationaltrainer Valentin Altenburg stellt. Eigentlich vier, denn ab nächster Saison wird auch Nike Lorenz wieder für den KTHC spielen. Ob überhaupt und wenn wann Julia Busch nach ihrer sehr schweren Verletzung ihr Comeback geben kann und möchte, steht dagegen noch nicht fest. Aktuell ist an ein solches laut Cheftrainer Lonnes allerdings noch nicht zu denken. Ebenso unklar ist, ob Liv Arndt in den Kader zurückkehrt. Ansonsten sollte das Team, Stand heute, so zusammenbleiben, wie es aktuell aufgestellt ist. Pia Maertens blickt in jedem Fall positiv in die KTHC Zukunft:,, Ich blicke positiv nach vorne. Ich hoffe der Kader bleibt so zusammen, ein bisschen was ändert sich ja dann doch immer. Das Ziel wird wieder das Final Four sein. Nach den Spielen jetzt kann man auch nicht sagen, dass wir da nicht reingehören. Wir wollen unter die besten vier Teams und wollen uns nächste Saison auch etwas weiter vom Mittelfeld absetzen, um ein klarer Kandidat dafür zu sein.“
Weiter geht es dann wie gewohnt Ende August, Anfang September, wenn alle Teams wieder bei 0 starten.
Ein großes Dank von mir geht an dieser Stelle an die Spielerinnen und Coach Lonnes, dafür dass ihr mir nach jedem Spiel, auch nach Niederlagen, so bereitwillig und immer nett meine Fragen beantwortet habt. Ein besonderer Dank geht an Cheftrainer Markus Lonnes, Pia Maertens und Julia Sonntag, die ich während der ganzen Saison jederzeit telefonisch befragen konnte und ohne die sämtliche Vorschauen und einige Spielberichte gar nicht möglich gewesen wären.


Fazit KTHC 1.Damen Feldhockey Bundesligasaison 2022