Von Markus Lehnen
Feldhockey Final Four 2022 Bonn
Das Finalturnier der jeweils vier besten deutschen Hockeyteams findet in diesem Jahr erstmals in Bonn auf der Anlage des BTHV statt. Qualifiziert haben sich bei den Herren die Titelverteidiger von Rot-Weiss Köln, der Harvestehuder THC, der Hamburger Polo Club und der Mannheimer HC. Nachdem 2021 in Mannheim kein einziger Hamburger Verein qualifiziert war, ist die Hansestadt diesmal gleich doppelt vertreten. Überraschend nicht dabei ist Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim, der im Viertelfinale an Polo Hamburg scheiterte. Für den KTHC bietet das diesjährige die Chance auf den 10. Meistertitel in der Vereinsgeschichte, für ihren Cheftrainer Pasha Gademan ist es das erste Final Four als Cheftrainer. Hierfür haben die Kölner fast einen Heimvorteil, beträgt die Anreise aus der Domstadt doch nur 30 Kilometer, was auch Kapitän Mats Grambusch freut:,, Ich finde es cool, das bedeutet keine große Fahrt und viele Freunde und Familienangehörige können kommen“ Wichtig: Es gibt noch Eintrittskarten, für Rot-Weiss Fans ist die rechte Seite des Blocks H reserviert.
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Kader Rot-Weiss Köln
,,Da kann ich noch nicht viel zu sagen. Dienstag sah es gut aus mit den angeschlagenen Spielern, Mittwoch weniger“, äußert sich Gademan zum Verletztenstand seines Kaders am Ende einer langen Saison. Sicher ist, dass er Härtefallentscheidung treffen muss, trugen sich doch alleine 14 seiner Spieler in die Torjägerliste der Saison ein. Topscorer in der 5.besten Offensive der Hauptrunde ist dabei Nationalstürmer Christopher Rühr mit 12 Toren. Jungnationalspieler Elian Mazkour und Eckenspezialist Mink van der Weerden folgen mit jeweils 10 Saisontoren. Prunkstück war in dieser Saison die mit Abstand beste Defensive der Liga um Belgiens Olympiasieger und zweifachen Welttorhüter Vincent Vansch und die Honama Innenverteidigung Tom Grambusch und Johannes Große. Von den Youngstern spielte sich der erst 18-jährige Fabio Seitz in seiner ersten kompletten Feldsaison mit starken sechs Saisontoren in den Vordergrund und dürfte ein Ticket für Bonn sicher haben. Ansonsten wird Pasha Gademan die Qual der Wahl bei seinem 17er Kader haben, wie er im Vorfeld bestätigt:,, Jemanden zu sagen, dass er trotz guter Leistung nicht dabei ist, ist das schlimmste an meinem Job. Ich würde gerne allen alles möglich machen, aber das ist halt leider nicht möglich. Bei den Spielern, die nicht dabei sind, liegt es in jedem Fall nicht an fehlender Qualität.“
1. Halbfinale, Samstag 4.6.2022, 11.45 Uhr: Rot-Weiss Köln- Harvestehuder THC
Zur ungewohnt frühen Anschlagzeit eröffnen die Herren des KTHC das diesjährige Final Four gegen den HTHC, der erstmals seit 2018 wieder für das Finalturnier qualifiziert ist. Dass die Herren die frühen Anschlagzeiten bekommen, ist laut Mats Grambusch auf eine Initiative der Kapitäne der acht Viertelfinalteams zurückzuführen, die sich eine längere Regenerationszeit zwischen Halbfinale und Finale (So, 13.45 Uhr) und Spiel um Platz drei (So, 11.30 Uhr) erbeten hatten. Für KTHC Cheftrainer Gademan ist der frühe Start ins Turnier nur ein kleines Problem:,, Das ist mit dem Essen natürlich nicht ganz optimal, aber das ist nicht unsere Entscheidung. Wir spielen, wann die Bundesliga sagt wann wir spielen“.
Der Gegner im Eröffnungsspiel ist der viermalige deutsche Feldhockeymeister Harvestehuder HTHC, der zuletzt 2014 den Pokal in die Höhe reißen konnte. Das Team von Cheftrainer Christoph Bechmann spielte mit Platz zwei in der Staffel B, vor u.a. Uhlenhorst Mülheim, eine starke Saison und schaltete in drei Spielen im Viertelfinale den innerstädtischen Rivalen Club an der Alster aus. Prunkstück der Hamburger war in der regulären Saison die Defensive um Torwart Anton Brinckman und Abwehrchef wie Kapitän Xaver Hasun. Zuletzt drehte aber auch die Offensive auf, die in der Hauptrunde zwar nur die 4.meisten Tore erzielte, aber dort schon u.a. beim 7:0 gegen Alster und bei einem 3:2 gegen Mülheim glänzen konnte. In den drei Viertelfinalspielen erzielten sie zuletzt dann zweimal drei und einmal vier Tore. In den Vordergrund spielte sich dabei der Südafrikanische Stürmer Nqobile Mansuet Ntuli, der in diesen drei Spielen alle seine fünf Saisontore erzielte und sich aktuell in Topform befindet. Topscorer bei den Hansestädtern ist allerdings der 35-jährige österreichische Routinier und Strafeckenspezialist Michael Körper, der auf 18 Saisontore kommt. Ihm in der internen Torjägerliste dicht auf den Fersen ist Sturmtalent Masi Pfandt (21 Jahre) mit 16 Treffern in der laufenden Saison. Bei den schwarz-gelben aber natürlich auch immer zu beachten ist die Nummer 13, der zweifache Olympiasieger Tobias Hauke.
,,Ich glaube, dass der HTHC ein sehr gefährlicher Gegner ist. Sie haben eine gute Balance mit starker Defensive, mit einem starken Torwart Brinckman und sehr guten Offensivspielern. Dazu haben sie sehr erfahrene Spieler, wie Hauke und Körper. Individuell sind wir das bessere Team, müssen aber Vertrauen in uns haben. Der HTHC möchte Chaos auf dem Feld haben, wenn wir das unterbinden sind wir sogar sehr viel besser“, schätzt Pasha Gademan den Halbfinalgegner seiner KTHC Herren ein. Im einzigen Ligavergleich unterband der KTHC das Chaos und siegte mit 5:2 im heimischen Rewe-Sportpark, lag dabei allerdings früh mit 0:1 in Rückstand. Vielleicht auch wegen diesem deutlichen Sieg blickt Rot-Weiss und Honamas Kapitän Mats Grambusch positiv auf das Spiel voraus:,, Der HTHC spielt seit Jahren ähnlich. Sie haben einen guten Torwart, eine gute Ecke und spielen wahnsinnig giftig. Es geht bei ihnen auf und neben dem Platz unheimlich zur Sache. Ihre Manndeckung führt zu sehr vielen eins gegen eins Duellen, die man gewinnen muss. Wenn wir aber genauso zur Sache gehen wie sie, dann haben wir mehr Qualität und sind die stärkere Mannschaft.“ Für sieben KTHC Spieler und u.a. Michael Körper, Tobias Hauke und Anton Pöhling auf HTHC Seite ist dieses Duell nicht das erste Aufeinandertreffen bei einem Final Four, denn 2016-2018 war diese Partie jeweils bereits zuvor ein Halbfinale im Final Four. Alle drei Begegnungen gewann Köln, mit 4:2, 4:3 n.V. und 8:2.
2.Halbfinale, Samstag 4.6.2022, 14 Uhr: Mannheimer HC- Hamburger Polo Club
Kölns möglicher Finalgegner wird im Duell des 2017er Meisters MHC mit dem Final Four Debutanten von Polo Hamburg ermittelt. Mannheim qualifizierte sich souverän mit zwei Siegen über den Berliner HC für das Endturnier, Polo schaltete Rekordmeister Mülheim in drei sehr engen Spielen aus. Bekanntester Spieler beim Sieger der Staffel B und Gesamtdritten der Hauptrunde ist der Toptorjäger dieser Feldsaison und seit diesem Jahr deutscher Nationalspieler, 36 (!!!) Tore Mann Gonzalo Peillat. Der aus Argentinien stammende Eckenspezialist gilt als einer der besten Strafeckenschützen der Welt und schoss zuletzt mit fünf Toren (alle per Strafecke) den Berliner HC beim 7:3 Heimsieg fast im Alleingang vom Platz. Weitere bekannte Spieler beim Team vom spanischen Cheftrainer Andreu Enrich sind die Stürmer Raphael Hartkopf und Justus Weigand (je 10 Saisontore) sowie Abwehrchef Linus Müller. Polo Hamburg landete in der Gesamttabelle der Hauptrunde sogar einen Platz vor Mannheim und wurde hinter Köln 2.der Staffel A. Neben Mannheim sind die Hamburger das einzige Team das den KTHC in dieser Saison bisher bezwingen konnte. Beim 2:1 Sieg vor ein paar Wochen im Rewe-Sportpark erzielte Neunationalspieler Paul Smith mit dem entscheidenden 2:1 Treffer eines seiner 12 Saisontore. Damit ist er aber deutlich nur 2.bester Torschütze bei den von Matthias Witthaus trainierten Hansestädtern, denn mit Kane Russel hat Polo den 2.Strafecken Scharfschützen der Saison in seinen Reihen. 31mal traf der Kiwi für die aufstrebenden Hamburger.
Dennoch schätzt Mats Grambusch den MHC stärker ein:,, Ich glaube Mannheim ist vor allem spielerisch besser. Polo steht tief in der Raumdeckung und kontert, was sie super machen, aber der MHC hat den viel besseren Spielaufbau und die mit Abstand beste Ecke der Liga. Da es für den Sport immer besser ist, wenn die zwei besten Teams das Finale um die DM spielen würde ich mir ein Finale Rot-Weiss gegen den MHC wünschen.“
Final Four ohne Corona- Auflagen
Erstmals seit 2019 kann dieses Final Four wieder ohne Corona- Auflagen gespielt werden. Natürlich sollte sich jeder verantwortlich verhalten, aber die Veranstalter der Hockey Bundesliga e.V., die nach dem Hallen Final Four in Düsseldorf zum zweiten Mal so ein Event organisieren sind optimistisch, dass erstmals seit der Pandemie wieder eine große Hockeyparty gefeiert werden kann.
Neu ist diesmal das Spiel um Platz drei der Herren, welches am Sonntagmittag den 3.Teilnehmer an der EHL 2022/23 ermittelt. Die Fans der Herrenteams bekommen ihren Club also in jedem Fall zweimal zu sehen. Bonn ist zum ersten Mal Austragungsort des Finalturniers, für das Turnier wurde eigens eine mehrere tausend Zuschauer fassende Stahlrohrtribüne auf der Clubanlage des Bonner THV aufgebaut.
Bei Final 4 Debütant Pasha Gademan, der erst im Februar das Cheftraineramt in Köln von André Henning übernahm, ist die Vorfreude in jedem Fall groß:,, Die Vorfreude ist sehr groß, auf das Turnier freut man sich das ganze Jahr. Mit Zuschauern wird das alles auch sehr viel besser, als letztes Jahr (Anm. des Autors: Damals war Gademan bereits als Co-Trainer mit dabei). Das Ziel für Rot-Weiss Köln ist dabei auch ganz klar der Titel, oder wie Mats Grambusch im Vorfeld der EHL Finals im April sagte:,, Die EHL ist der größere Titel, aber mich ärgert es mehr, wenn wir den DM Titel verpassen würden.“
Damen Final Four
Leider nicht mit in Bonn dabei, da denkbar knapp in zwei Shoot-Outs am HTHC gescheitert, sind in diesem Jahr die 1.Damen von Rot-Weiss Köln. Hier lauten die Halbfinals Mannheimer HC gegen Harvestehuder THC und Düsseldorfer HC gegen den Club an der Alster.
Streaming
Wer nicht live in Bonn mit dabei sein kann, der kann alle sieben Spiele per Sportschau Livestream unter folgendem Link verfolgen:
https://www.sportschau.de/hockey/videostream—hockey-final-four—die-halbfinalspiele-der-frauen-und-maenner-ab–uhr–100.html