Spielbericht 1.Spiel Playoff Viertelfinale Feldhockey Bundesliga 22/23 1. Herren KTHC

Von Markus Lehnen

Samstag, 13.05.2023: Berliner HC (4.Staffel B)- Rot-Weiss Köln (1.Staffel A) 3:2 (0:2)

Playoff Viertelfinale: 1:0 

Im Eishockey bezeichnet man die Playoffs gerne als ,,die geilste Zeit des Jahres“ und auch beim Pendant auf dem Feld kann man hiervon sicherlich mit Fug und Recht sprechen. Am Samstag ging diese Zeit nun endlich los, u.a. in Berlin-Zehlendorf mit dem 1.Spiel in der Playoff Viertelfinalserie zwischen dem Berliner HC und Rot-Weiss Köln. In der Best of Three Serie um das Final Four kommt es zur Wiederauflage eines absoluten Hockeyklassikers aus dem Final Four, nämlich vom Halbfinale 2020, als Köln zwischen der 48.und 50.Minuten in knapp 90 Sekunden das Spiel von 2:4 auf 5:4 drehte, 6:4 gewann und sich einen Tag später den DM Titel in Mannheim sicherte. Dieses Jahr waren die Vorzeichen allerdings etwas anders, denn vor allem die von Cheftrainer Darren Cheesman trainierten Gastgeber waren noch überhaupt nicht im Feldhockeyjahr 2023 angekommen. Von fünf Spielen gewannen sie nur eines (gegen den TSV Mannheim) und verloren vier, u.a.die letzten drei. Dabei kassierten sie gegen Polo Hamburg und den MHC neun bzw. sechs Gegentore. Dennoch unterschätzte bei Rot-Weiss niemand das Team um den Weltmeister Martin Zwicker und Kapitän Paul Dösch. Das liegt auch daran, dass sich der amtierende Meister zuletzt ebenfalls alles andere als in Topform präsentierte. Von den sechs Spielen der Rückrunde gewann das Team von Cheftrainer Pasha Gademan nur zwei, spielte zweimal Remis und verlor zum Auftakt gleich beide Auswärtsspiele in Hamburg gegen Polo und den HTHC. Hoffnung gaben zuletzt vier ungeschlagene Spiele und der, wenn auch ebenfalls etwas holprige, Einzug in das Finale der EHL.

Cheesman musste bei dieser Partie auf Liam Holdermann und Michael Hummel verzichten. Bei Rot-Weiss fielen sogar drei Stammspieler aus:  Elian Mazkour (nach Krankheit noch nicht wieder fit), Florian Adrians (verletzt) und Kapitän Mats Grambusch (private Gründe) konnten die Reise in die Hauptstadt nicht mitmachen, dafür liefen im Vergleich zur Vorwoche Henrik Siegburg und Youngster Paul Babic auf. 

Vor einer dem Anlass würdigen Kulisse begann das Spiel bei strahlendem Sonnenschein mit zwei eher abwartenden Teams. Erst in der 6.Spielminute wurde es erstmals gefährlich, als Rot-Weiss sich die 1.Strafecke herausholte. Bei dieser wurde Mink van der Weerden zweimal abgelaufen, sein 3.Versuch kam dann durch, wurde aber vom BHC Goalie Mika Schleu sicher aus dem linken unteren Eck gehalten. Direkt im Anschluss hatte Henrik Siegburg die Chance auf die Gästeführung, verfehlte das Tor aber knapp. In der Folge wurde Kölns Überlegenheit immer größer und in der 12.Minute gelang es den Domstädtern Goalgetter Christopher Rühr auf der linken Flanke des Spielfelds frei zu spielen. Dieser zog in seiner unnachahmlichen Art in die Mitte, ließ seinen Weltmeisterkollegen Martin Zwicker aussteigen und schob den Ball durch die Beine von Schleu zum 1:0 für Köln ins gegnerische Tor. Berlin zeigte sich allerdings nicht geschockt, reagierte offensiv und holte sich eine Minute vor Ende des 1.Viertels selbst seine 1.Strafecke heraus. Die Stecher Variante von Paul Dösch auf Adrian Lehmann-Richter platzierte dieser allerdings knapp über das Kölner Tor. Auch die nächste Chance hatten die Gastgeber, doch Luis Gill konnte in der 18.Minute den Ball nicht auf das Tor bringen, auch eine kurze Ecke gab es nicht. Die beste Chance hatten die immer besser spielenden Gastgeber dann aber drei Minuten später, als Tom Neßelhauf im Schusskreis völlig frei zum Schuss kam, seine brachiale Vorhand aber nur an den Pfosten des KTHC Tors setzte. Auch zwei Strafecken in Überzahl brachten in der Folge keinen Erfolg für Berlin, die aber aufzeigten, dass sie an diesem Tag keineswegs chancenlos sein würden. Den letzten Punch vor der Halbzeitpause setzten aber wieder die individuell klar besser besetzten Kölner: In der 26.Spielminuten erreicht ein präziser Schlenzer von Tom Grambusch Paul Babic, der einen Freischlag herausholte. Bei diesem fand Thies Prinz seinen Teamkollegen Maximilian Siegburg im linken Schusskreis, der von dort aus den Ball brachial ins lange Eck zum 2:0 für Köln schoss. 

Die 2.Halbzeit begann Rot-Weiss zunächst überlegen, eine kleinere Chance von Rühr parierte Schleu aber sicher. Auf der Gegenseite bekam der BHC seine 4.Strafecke, die Vanasch aber sicher gegen Marius Gemmel klärte. Dieser konnte anschließend auch die 5.Ecke der Gastgeber nicht verwandeln. Es sprach also alles für Köln, erst Recht nachdem Trompertz noch die Chance hatte per Agi auf 3:0 zu erhöhen, aber erneut am starken Schleu scheiterte. In der 45.Minute allerdings erreichte ein langer Schlenzpass Martin Zwicker, der den Ball vors Kölner legte, wo Leon Schmidt vor Vanasch an den Ball kam und diesen Richtung Tor lupfte, wo wiederum Tom Neßelhauf die Kugel über die Linie drückte. Zu allem Übel sah Kölns Abwehrchef Tom Grambusch noch die gelbe Karte für Reklamieren, wodurch Köln die nächsten fünf Minuten in Unterzahl bestreiten musste. 

Der BHC glaubte nun an das Comeback und kam in der 47.Spielminute erneut gefährlich in den Kölner Kreis. Jerrit Hüneke setzte sich auf rechts durch, fand Luis Gill in der Mitte, der sicher zum umjubelten 2:2 Ausgleich einschoss. Vor jetzt enthusiastischer Kulisse spielten sich die Hauptstädter nun in einen Rausch, denn keine Minute später wurde ein Ball hoch in den Kölner Schusskreis abgefälscht, wo der überragende Tom Neßelhauf den Ball aus der Luft mitnahm und ihn ins Kölner Tor zum 3:2 für seinen BHC schoss. Erst jetzt erwachte Rot-Weiss aus seiner Schockstarre und hatte in Gleichzahl noch die Chance durch zwei Strafecken den Ausgleich zu erzielen, doch in der 53.Minute hielt Schleu einen unplatzierten Schlenzer von van der Weerden, in der 55.blockte Lehmann-Richter Tom Grambuschs Versuch ab, den folgenden Nachschuss von Trompertz hielt  Mika Schleu erneut. Köln hätte anschließend durchaus noch mindestens eine Ecke bekommen können, doch die Schiedsrichter sahen dies anders und gaben stattdessen Henrik Siegburg erst die grüne und dann die gelbe Karte wegen Reklamieren. Die Domstädter konnten mit den Herausnehmen von Vincent Vanasch deswegen nur noch eine Gleichzahl an Feldspielern herstellen und kamen auch deswegen nicht mehr entscheidend vor das Berliner Tor. Damit endete das Spiel mit 3:2 für den BHC und somit mit einer faustdicken Überraschung. Dementsprechend angefressen war KTHC Cheftrainer Pasha Gademan nach dem Spiel, besonders sauer war er über die Phase der drei Gegentore:,, Ich bin unfassbar sauer. Nach der 2.Halbzeit will ich gar nicht über die 1.Hälfte reden, das ist irrelevant. Im 3.Viertel haben wir keine Bälle mehr gehalten, spielen viel zu passiv und zu langsam, das darf uns einfach nicht passieren. Dieses Jahr passiert uns das allerdings zum wiederholten Mal. Ich will nicht über die Schiedsrichter reden (Anm. des Autors: Gademan war allerdings merkbar unzufrieden mit einigen Entscheidungen), wir brauchen aber elf Spieler und waren da zu undiszipliniert. Aber auch mit zehn Spielern müssen wir besser sein. Da haben wir falsche Entscheidungen getroffen, standen falsch und wenn wir richtig standen, standen wir nur rum statt aktiv zu verteidigen.“ Der amtierende Meister muss nun Spiel zwei am kommenden Samstag im heimischen Rewe-Sportpark gewinnen, um sich in ein entscheidendes Spiel drei zu retten. Es braucht also ein perfektes Wochenende, um sich für das Final Four in Mannheim zu qualifizieren. Coach Gademan erwartet nun einiges von seiner Mannschaft:,, Das Problem ist nicht was kommen wird, sondern was war. In diesem Moment sind wir nicht gut, aber wir werden nächste Woche voller Energie sein und voll draufgehen. Wir dürfen aber nicht erwarten, dass zwei gute Viertel reichen, das reicht sicher nicht. Wir brauchen endlich vier starke Viertel. Irgendetwas läuft im Moment falsch bei uns, was das ist müssen wir in dieser Woche herausfinden. Wenn wir das schaffen und unser Spiel spielen, werden wir nächstes Wochenende zwei Spiele spielen und die Serie gewinnen.“

Tore:

0:1 Christopher Rühr (12., 9.Saisontor)

0:2 Maximilian Siegburg (26.,2.Saisontor)

1:2 Tom Neßelhauf (45.)

2:2 Luis Gill (47.)

2:3 Tom Neßelhauf (48.)

Schiedsrichter: Pierre Papiest, Christoph Bastobbe

Karten: 2:3 (davon 2mal Gelb gegen T.Grambusch (45.) und H.Siegburg (57.)

Spielbericht 1.Spiel Playoff Viertelfinale Feldhockey Bundesliga 22/23 1. Herren KTHC