Von Markus Lehnen
Ausgangssituation
,,Ein Punkteziel ist immer schwer auszugeben, Platz eins aus dem Vorjahr wollen wir aber wiederholen, das ist immer unsere Herangehensweise. Mir ist aber erstmal wichtig, die sehr gute Mentalität der Rückrunde zu erhalten, obwohl wir Stützen verloren haben, die das sehr getragen und gelebt hatten. Die vier neuen Spielerinnen wollen wir dazu möglichst schnell in die Truppe integrieren“. So formulierte KTHC-Cheftrainer Markus Lonnes das Saisonziel vor Beginn der Spielzeit. Im Sommer erlebten die Damen von Rot-Weiss Köln allerdings einen mittelschweren Umbruch, denn mit Kapitänin Rebecca Grote und Allzweckwaffe Lea Stöckel beendeten zwei absolute Routiniers ihre Karrieren. Neu dazu kamen mit Felicia Wiedermann (Alster), Anna Küskes (Krefeld), Nika Hansen und Charlotte von Hülsen (beide Mülheim) aber Spielerinnen mit ordentlich Bundesligaerfahrung. Während Pia Maertens weiterhin verletzt fehlte, pausierte auch Nationalmannschaftskollegin Julia Sonntag in der Hinrunde.
Saisonverlauf
Nach einer abwechslungsreichen, Shoot-Out reichen (vier Shoot Outs, davon eins gewonnen) Hinrunde überwinterten die KTHC-Damen auf dem 2. Platz der Staffel B, deutlich hinter Alster, aber auch mit Vorsprung auf den HTHC. Dem neu eingeführten Shoot-Out bei Remis sah Coach Lonnes vor der Saison positiv entgegen, würde sich seiner Meinung doch ein gewisser Trainingseffekt einstellen und man sei bei einem möglichen Shoot-Out beim Final Four besser vorbereitet. Ein Thema, was in der Tat noch einmal wichtig werden sollte.
Nach dem Karriereende von Stöckel und Grote im Sommer mussten die Domstädterinnen ziemlich zu Beginn der Winterpause/Hallensaison den nächsten Rückschlag verdauen: Topstürmerin Pia Maertens, die sich gerade nach Kreuzbandriss auf den Platz zurückgekämpft hatte, riss sich dasselbe Kreuzband direkt im 1.Spiel für die Danas erneut und fiel damit für die Rückrunde weiterhin aus.
Nachdem in der Halle erneut im ungeliebten Shoot-Out gegen den MHC im Viertelfinale Schluss war, startete Köln, wieder mit Sonntag im Tor, mit einem 2:1 beim Berliner HC durchaus gut. Allerdings verlief auch die Rückrunde wechselhaft. Gute Leistungen wie bei der knappen 3:4 Niederlage gegen Alster oder einem 4:1 Sieg in Raffelberg wechselten sich mit einer unerklärlich schlechten Leistung beim 0:3 zu Hause gegen Harvestehude ab. Dank Schützenhilfe des BHC schlossen die Domstädterinnen die Hauptrunde aber trotzdem noch auf den 2.Platz ab und ersparten sich damit die Damen des DHC als Viertelfinalgegnerinnen. Ingesamt beendete Rot-Weiss die Hauptrunde mit 32 Punkten (9 hinter Alster), stellte dabei die fünftbeste Offensive und die sechsbeste Defensive der Liga. Beste Torschützin war Stürmerin Katharina Reuten mit sechs Saisontoren.
In den Playoffs folgten zwei hart erarbeitete, aber durchaus verdiente 2:0 Siege gegen die GTHGC-Damen, wodurch sich die Rheinländerinnen auf schnellstem Wege für das Final Four in Bonn qualifizierten.
In Bonn feuerte ein großer KTHC-Fanblock die Damen, die diesmal als einziges Team Rot-Weiss beim Final Four vertraten, an, was die Kölnerinnen offensichtlich stark motivierte. Nach der wohl besten Halbzeit der Saison stand man mit einem 1:0 (6.Minute, Emma Boermans) kurz vor dem 1.DM-Finale seit 2016. Allerdings vergaß man leider etwas das Toreschießen, was sich rächte, als der MHC in der 32.Spielminute mit einer verwandelten Strafecke von Stine Kurz ausglich. Köln war auch danach die etwas bessere Mannschaft, konnte sich aber kein Tor mehr erspielen, auch weil man etwas Pech mit einer nicht gegebenen Strafecke in der letzten Sekunde hatte. Also folgte Shoot-Out Nummer fünf (sechs mit der Halle), und dort trotz zwei verwandelter Versuche auch die 4. bzw. 5.Niederlage in dieser in den letzten Jahren so prägenden Spielform für die KTHC-Damen. Nachdem Fischer den finalen Penalty links am Tor vorbeischoss, standen die MHC-Damen mit einem 4:3 n.So.als Finalteilnehmer fest.
Anschließend bauten die mehreren hunderten Kölner Schlachtenbummler das Team, und vor allen die untröstliche Jule Fischer, wieder auf. Zurecht, denn trotz vieler Widerständen war das Team ganz nah dran ins Finale einzuziehen.
Stimmen zur Saison
Nike Lorenz (9 Saisontore), vor dem Final 4:
,,Ich bin mega stolz auf die Truppe. Alles, was man von außen sieht, stimmt auch, aber wir hatten vor allem aus der Innenperspektive einiges zu beackern in dieser Saison. Wir haben teilweise bei allem etwas zu lockergelassen, da mussten wir uns erstmal wieder rausziehen. Das passiert auch nicht, indem man morgens aufsteht und dann ist plötzlich wieder alles gut, daher bin ich mega stolz, dass wir jetzt wo es richtig um die Wurst geht noch mit dabei sind.“
Emma Boermans (6 Saisontore):
,,Wir werden jetzt genauso weitermachen und es nächstes Jahr besser machen.“
Cheftrainer Markus Lonnes:
,,Natürlich können wir mit der Saison zufrieden sein. Wenn man überlegt, haben wir im letzten Sommer zwei wahnsinnige Stützen (Anm.des Autors: Rebecca Grote und Lea Stöckel), menschlich wie sportlich, verloren. Davon hat man von Anfang der Saison an aber nichts gemerkt. Die Mannschaft ist noch superjung, hat sich super entwickelt. Wir sind nicht gerade von Stars gespickt, das ist einfach eine geile Mannschaft. Da rennt jede immer für die andere. Klar gibt’s auch mal schwächere Spiele, aber insgesamt ist das immer so. Das zeichnet sie aus und macht sie so stark, deswegen hätten sie es auch einfach mal verdient so ein Spiel zu gewinnen.“
Statistik
Tabelle: Staffel B Platz 2, 32 Punkte, 30:21 Tore
Gesamttabelle: Platz 4, In der Liga fünftbeste Offensive und sechsbeste Defensive
Torjägerinnen: 1. Nike Lorenz 9 Tore, 2. Katharina Reuten 8 Tore, 3.Emma Boermans 6 Tore
Gesamt: 1. Lisa Nolte (DHC) 14 Tore
Das war gut
Stärken und Schwächen auszumachen ist nach dieser Saison gar nicht so einfach, denn die KTHC-Damen spielten vor allem eine sehr solide Saison. In Offensive (fünftbeste) und Defensive (sechsbeste) lagen sie jeweils im oberen Mittelfeld der Liga, auch bei Strafecken waren sie weder besonders stark noch schwach. Und so landet man beim Positiven sehr schnell am durchaus gelungenen Umbruch. Die vier Neuzugänge fügten sich recht nahtlos ein, Paula Brux übernahm derweil Kapitänsrolle und Aufbauspiel von Rebecca Grote. Youngster wie Klara Berger und Lena Morgenstern kamen schon zu ihren ersten Einsätzen für die 1.Damen, Eva Koy kam sogar in allen drei Playoffspielen zum Einsatz und konnte sich bereits etablieren. Hervorzuheben ist auch das Torwartspiel, denn kein anderer Bundesligaverein hat wie Rot-Weiss mit Julia Sonntag, Lisa Höllriegl und Maja Sielaff drei Torhüterinnen, die jederzeit ohne merklichen Leistungsverlust das Tor hüten können.
Insgesamt ist zudem Teamgeist zu loben, der zumindest objektiv betrachtet sehr gut war.
Das gilt es zu verbessern
Ein großes Problem dieser Saison war letztendlich auch das große Problem im Halbfinale des Final Four. Klar, offensichtlich wäre es jetzt wieder die Shoot-Out Problematik anzuführen, doch das größere Problem war, dass es überhaupt so oft so weit kam. Gegen Düsseldorf, Mannheim (reguläre Saison), Alster und auch im Halbfinale gegen Mannheim war man jedes Mal das feldüberlegende Team, verpasste es aber sich im Schusskreis Chancen und Strafecken herauszuspielen. So war die Chancenausbeute weniger das Problem, sondern vielmehr sich diese Chancen überhaupt zu erspielen. Das lag sicherlich aber auch am Ausfall von Nationalstürmerin Pia Maertens und den fehlenden zwölf (davon elf Eckentore) Toren von Rebecca Grote, die letzte Saison noch Torschützenkönigin wurde. So steht zu hoffen, dass mit Maertens und der gegen Saisonende auch besseren kurzen Ecke (vor allem von Lorenz ausgeführt) die Torgefährlichkeit in der neuen Spielzeit wieder zunimmt.
So geht’s weiter
Im Sommer stehen zunächst einmal die Olympischen Spiele in Paris auf dem Programm. Mit Nike Lorenz und Julia Sonntag werden zwei KTHC-Spielerinnen sehr sicher zum Kader von Nationaltrainer Valentin Altenburg gehören, bei Pia Maertens wird es nach ihrem erneuten Kreuzbandriss weiter ein Kampf gegen die Zeit werden. Über Zu- und Abgänge ist mir noch nichts bekannt, auch hier gilt es den Sommer abzuwarten. Ein ähnlicher Umbruch wie letzten Sommer, oder diesen bei den Herren, ist aber eher nicht zu erwarten.
And the Winner is…
…Düsseldorfer HC! Die DHC-Damen gewannen in Bonn zunächst 3:0 gegen Alster und im Finale hochverdient mit 2:1 gegen die Titelverteidigerinnen vom MHC. Damit sind die Rheinländerinnen zum 3.mal in ihrer Vereinsgeschichte deutsche Meisterinnen und schlugen nach dem bitteren Viertelfinalaus im Vorjahr eindrucksvoll zurück. Herzlichen Glückwunsch an den DHC um Cheftrainer Nicolai Sussenburger!
Danke!
Zu guter letzt möchte ich mich noch bedanken. Sowohl beim gesamten Team der 1.Damen für die super Zusammenarbeit in der vergangenen Saison als auch bei allen Leserinnen und Lesern meiner Texte. Mir hat es eine weitere Saison sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass dieser auch etwas rüberkam. Vielen Dank an den gesamten Verein KTHC Stadion Rot-Weiss für das Vertrauen in meine Arbeit und die stets sehr gute Zusammenarbeit!
Ich wünsche allen Lesern und Leserinnen sowie dem kompletten Verein einen schönen, erholsamen Sommer! Ihr, Euer Markus Lehnen
Gegen alle Widerstände