Von Markus Lehnen
Samstag, 12.10.2024: Harvestehuder THC (6.) – Rot-Weiss Köln (5.) 10:9 n.SO. (3:3, 1:0)
Nein, so hatte ich mir mein freies Hockeywochenende nicht vorgestellt, als ich Sonntag Nachmittag nach erfolgreich absolvierten Halbmarathon bei DYN das KTHC-Spiel beim TSV Mannheim einschaltete. 0:2 stand es da aus Sicht der Kölner, und mit einem 0:4 Endstand sollte die Reise in die Kurpfalz noch bitterer enden. Neun Strafecken konnten die 1.Herren von Rot-Weiss nicht für ein Tor nutzen und da Mannheim in Weltklassemanier konterte, stand am Ende eine derbe Auswärtsklatsche für Köln auf dem Ergebnisbogen.
Rot-Weiss lag vor diesem Spielwochenende zwar weiterhin auf dem 5.Tabellenplatz, aber bei einer weiteren, unangenehmen Auswärtsreise galt es an diesem Samstag beim HTHC endlich richtig in der Saison anzukommen.
Mit Tobias Lietz und Paul Pongs übernahmen zwei neue Trainer am Voßberg den Cheftrainerposten als Tandem. Spektakulär ist aber vor allem der Trainerstab dahinter mit Ex-Nationaltrainer Markus Weise, Hockeylegende Tobias Hauke und Strafeckenmaschine Michael Körper. Mit den beiden letzteren verloren die Hamburger aber natürlich langjährige Stützen auf dem Feld, zu denen mit Ben Hasbach, Thomas Habif (beide zum MHC) und Paul Glander (zum KTHC) noch weitere bedeutende Abgänge kamen. Neu hinzu kamen dafür die beiden australischen Nationalspieler Craig Marais und Corey Weyer sowie mit Alec von Schwerin ein junger, hoffnungsvoller Spieler vom DHC. Mit bisher zehn Punkten nach sieben Spielen erwischten daher auch die HTHC-Herren einen eher mittelmäßigen Saisonstart und rangierten vor diesem Spiel einen Platz und einen Punkt hinter Köln auf dem 6.Tabellenplatz.
Im Duell der Tabellennachbarn änderte KTHC-Cheftrainer Darren Cheesman seinen Kader dreimal im Vergleich zur Niederlage in der Vorwoche und bekam mit Timur Oruz und Blake Govers zwei seiner absoluten Topspieler zurück. Als Ersatz-Goalie nahm Oberländer für Leist auf der Bank Platz, Justus Warweg schaffte es diesmal nicht in den Kader.
Vor guter Kulisse in Hamburg-Winterhude entwickelte sich von Anfang an ein schnelles Spiel mit ausgeglichenen Spielanteilen. Den ersten guten Kreisantritt hatte Köln in der 9.Spielminute als Michel Struthoff zentral vors Tor auf Elian Mazkour passte, der dann aber beim Schuss über den Ball schlug. Anschließend übernahmen aber die Gastgeber das Ruder und kamen mehrfach gut in den Kölner Schusskreis. In der 13.Spielminute traf Fülöp Losonci vermeintlich zum 1:0, doch die Schiedsrichter hatten etwas gesehen und gaben statt Tor Strafecke. Diese schlenzte Andrew McDonnell ins linke Eck, wo Kölns Schlussmann Jean Danneberg aber mit dem Schläger parierte.
Im 2.Viertel erwischten die Gäste den besseren Start. In der 18.Minute spielte sich Mazkour über rechts gut durch, passte zu Struthoff, doch diesmal schlug dieser über den Ball. Zwei Minuten später bekam Köln die erste eigene Strafecke der Partie, doch der Schlenzer des ehemaligen HTHC-Spielers Paul Glander geriet zu zentral und war kein Problem für Harvestehude-Schlussmann Jasper Ditzer. Den Rebound sicherte sich Thies Prinz, der direkt die nächste Strafecke herausholte. Diesmal wurde die Herausgabe aber etwas Opfer des huckeligen Platzes am Voßberg. Prinz bekam den Ball zwar gestoppt, aber Glander konnte nur mit einem Notschuss abschließen, womit Ditzer keinerlei Probleme hatte. Vier Minuten später bekamen die Hanseaten die nächste Chance per Strafecke zum 1.Tor zu kommen, doch den Abschluss von Losonci hielt Danneberg sicher mit dem linken Schoner. So plätscherte das Spiel etwas Richtung Halbzeit, als in der 29.Minute Christopher Rühr mit einem öffnenden Schlenzer Philipp Holzmüller auf dem rechten Flügel fand, der vom HTHC-Aussie Craig Marais nur per Foul gestoppt werden konnte. Folgerichtig führte dies zur 3.Strafecke für Rot-Weiss Köln. Diesmal war Spezialist Blake Govers auf dem Platz, der die Wiederholungsecke auf das Tor brachte, aber so zentral, dass Ditzer parieren konnte. Der Nachschuss führte allerdings zu Diskussionen, denn ein HTHC-Abwehrspieler klärte mit dem Körper auf der Linie, doch da Ditzer noch dahinter lag, gaben die Schiedsrichter nicht Siebenmeter, sondern, sehr zum Verdruss der Kölner, lediglich erneut Strafecke. Diese erwischte Govers gut, aber seinen Schlenzer nach unten links fischte Ditzer aus dem Eck.
Als alle schon fest mit dem 0:0 Halbzeitstand rechneten, unterlief KTHC-Abwehrchef Antheus Barry ein folgenschwerer Fauxpas als er sieben Sekunden vor der Sirene Harvestehudes Südafrikaner Nqobile Ntuli foulte und es nochmal Strafecke für die Gastgeber gab. Diese blockte Barry und die Wiederholungsecke pariere Danneberg stark, doch da auch hier wieder ein Kölner Körper vom Ball berührt wurde, durfte es der HTHC ein drittes Mal versuchen. Und diesmal erwischte Andrew McDonnell den Ball perfekt und schlenzte diesen links unten genau ins Eck zum 1:0 für die Gastgeber.
Damit ging es in einem eigentlich typischen Unentschieden-Spiel für Rot-Weiss erneut mit einem Rückstand in die Halbzeit.
Und das Gegentor schien den Gastgebern Auftrieb gegeben zu haben. Wenig mehr als eine Minute war in der 2.Halbzeit gespielt, als Alec von Schwerin viel zu frei auf das Kölner Tor zu lief, Doppelpass mit Anton Pöhling spielt und humorlos rechts unten unter Danneberg hindurch zum 2:0 ins Tor schoss.
Köln reagierte wütend, bekam aber aber etwas unverständlicherweise selbst auf der Gegenseite keine Strafecke. Ganz anders als die Gastgeber in der 35.Minute. Diesmal schlenzte Losonci nach unten rechts und erneut ins Tor zum 3:0 für den HTHC. Dass aktuell auch vieles gegen den elfmaligen Meister aus der Domstadt läuft, zeigte sich eine Minute später als man selbst eine Strafecke zwar verstoppte, aber Struthoff schnell reagierte und den Ball per Agi ins Tor schoss. Allerdings sah der Torschiedsrichter den Schuss als gefährlich an und entschied, anders als der ballferne Schiedsrichter, auf kein Tor. Am Ende stand diese Entscheidung und es blieb beim 3:0. Die KTHC-Herren versuchten anschließend weiter vieles, doch die Harvestehuder Defensive blieb konzentriert, wodurch Köln im 3.Viertel nicht mehr zu weiteren Chancen kam.
In Schlussviertel bekam Marais direkt die grüne Karte. Aran Zalewski reagierte prompt und schlenzte den Ball in den Kreis zu Chris Rühr, der mit einer hohen Rückhand humorlos zum 1:3 aus Gästesicht einschoss. Keine Minute später, immer noch in Überzahl, führte Zalewski eine lange Ecke schnell aus, passte zu Struthoff, der viel zu frei im Kreis stand und mit der Agi ins lange Eck zum 2:3 einschoss. Erneut keine Später danach, bekam Köln Strafecke, Ntuli bekam daraufhin wegen Meckerns zusätzlich die grüne Karte. Nach dem 1.Versuch von Govers, der mit dem Fuß geblockt wurde, sah McDonnell sogar wegen Beschwerens die etwas harte gelbe Karte. Bei der Wiederholungsecke hatte Govers dann Probleme mit dem sehr ruppigen rechten Schusskreis, verfehlte auch deswegen das Tor knapp links.
In doppelter Überzahl erlebte der HTHC-Schusskreis nun einen Belagerungszustand der Kölner, aus dem in der 50.Minute eine gute Chance von Rühr entstand, dessen Rückhandschuss Ditzer aber sicher parierte. In der 54.Minute verzog Prinz in den letzten Sekunden der Überzahl eine Rückhand klar am Tor vorbei. Eine Minute später bekamen die Gastgeber erneut Strafecke und Holzmüller sah dazu die grüne Karte. Der Schlenzer von McDonnell geriet aber zu zentral und war kein Problem für Danneberg, der auch den Nachschuss durch von Schwerin parierte. Auf der Gegenseite spielte KTHC-Kapitän Rühr im HTHC-Schusskreis Doppelpass mit Timur Oruz und wurde letztendlich vor dem Tor so gefoult, dass es Siebenmeter für die Gäste gab. Rühr wollte sich diese Chance nicht nehmen lassen, drosch den Strafstoß aber gegen die Latte. Dennoch machten die jetzt starken Kölner immer weiter und keine Minute später setzte sich Prinz auf dem rechten Flügel durch, scheiterte aber im 1vs1 an Ditzer. Richtig kurios wurde es in der 59.Minute, als Köln erneut eine Strafecke zugesprochen bekam. Diese legte Paul Glander auf den völlig freistehenden Chris Rühr ab, der an den langen Pfosten schoss und auch genau diesen innenseitig traf, von wo der Ball wieder ins Feld rollte. Alles schien heute gegen Rot-Weiss zu laufen, doch bei der Wiederholungsecke spielten sie einfach nochmal genau dieselbe Variante und diesmal ließ sich der Glander-Bruder von der HTHC-Seite, Felix, zu einem Foul am Kölner Kapitän hinreißen. Den fälligen Siebenmeter schnappt sich diesmal Blake Govers, der ganz trocken rechts unten zum 3:3 einschoss. Bei diesem Ergebnis blieb es dann, wodurch sich Rot-Weiss nach einem ganz starken Comeback im Schlussviertel noch in den Shoot-Out rettete.
Dabei läuft es aber diese Saison noch nicht gut. Da in einem sehr langen Shoot-Out zweimal Thies Prinz und je einmal Aran Zalewski sowie einmal Michel Struthoff vergaben, der HTHC dagegen einmal weniger die Niete zog, setzte sich letztendlich der HTHC mit 10:9 n.SO. durch und konnte zwei Punkte am Voßberg behalten, während Köln auch das dritte Shoot-Out in dieser Saison verlor und daher mit nur einem Punkt zurück in die Domstadt fahren muss. Aufgrund des letzten Viertels kann diese Fahrt aber durchaus mit einem positiven Gefühlt angegangen werden. Ähnlich sah dies auch KTHC-Cheftrainer Darren Cheesman:,,Unsere Geschichte vor dem Spiel war, dass dies eine Reise und eine Entwicklung ist. Das Hockey, was wir letzte Woche bis zum 0:3 gespielt hatten war besser als das in der Woche davor und das Hockey, was wir heute gespielt haben war besser als letzte Woche. Wir hatten eine sehr gute Klarheit und Verbindung zwischen den Jungs und im 4.Viertel haben wir gezeigt, dass wir das alles mit der Energie und dem Selbstvertrauen spielen können, die wir alle von Rot-Weiss erwarten. Das Resultat daraus haben wir mit den drei Toren gesehen, trotz Pfosten und Latte, merkwürdiger Schiedsrichterentscheidungen und allem anderen. Wir haben immer die Möglichkeit zurückzukommen, egal wie es steht. Das Selbstvertrauen, welches wir vor allem aus der 2.Halbzeit mitnehmen, sollte jedenfalls groß sein und die Nachricht an die Jungs ist, dass das alles Teil der Reise ist und wir sicherstellen müssen, dass diese weiter vorwärts geht.“
In der Tabelle zog Harvestehude damit mit Köln gleich, überholte diese aber dank des besseren Torverhältnisses. Der KTHC fällt auf den 7.Tabellenplatz zurück und braucht am kommenden Wochenende in München dringend mal wieder einen Dreier, um in der Tabelle nicht den Anschluss an die Top vier zu verpassen, denn am Ende soll die Reise dann doch unter die besten vier Teams und nach Krefeld führen.
Tore:
1:0 Andrew McDonnell (E, 30.)
2:0 Alec von Schwerin (32.)
3:0 Fülöp Losonci (E, 35.)
3:1 Christopher Rühr (46., 7.Saisontor)
3:2 Michel Struthoff (48., 1.Saisontor)
3:3 Blake Govers (7m, 58., 3.Saisontor)
Shoot-Out
Anton Pöhling, Rückhand hoch ins linke Eck, 4:3
Aran Zalewski, Rückhandlupfer ins Tor, 4:4
Fülöp Losonci, Danneberg pariert im Liegen mit dem Schoner, kein Tor
Christopher Rühr nach links ins kurze Eck mit der Vorhand, 4:5
Nqobile Ntuli rechts an Danneberg vorbei, flach ins Tor, 5:5
Blake Govers geht weit vor Ditzer der einsticht, dreht ab und am rechten Kicker vorbei, 5:6
Corey Weyer schießt direkt ins linke Eck, 6:6
Michel Struthoff rechts an Ditzer vorbei, läuft mit Ball über die Linie, 6:7
Craig Marais Rückhand unten links ins Tor, 7:7
Thies-Ole Prinz dreht sich ein, Ditzer hält, kein Tor
Blake Govers, nach rechts durch die Beine von Ditzer ins Tor, 7:8
Corey Weyer mit der Rückhand durch die Bein, 8:8
Michel Struthoff scheitert an Ditzer, spielt Fuß, kein Tor
Anton Pöhling trifft den Ball nicht richtig, rechts vorbei
Christopher Rühr tanzt Ditzer aus, hoch ins Tor, 8:9
Nqobile Ntuli verlädt Danneberg und geht rechts vorbei, 9:9
Aran Zalewski will rechts vorbei, Ditzer hält
Fülöp Losonci, Schiedsrichter pfeift offensive Sperre
Thies-Ole Prinz lupft ins Tor, aber zu spät, kein Tor
Craig Marais trifft links unten ins Tor, 10:9
HTHC gewinnt mit 10:9 nach Shoot-Out
Schiedsrichter: Julius Heinlein, Jeroen Bütschek
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