Von Markus Lehnen
Neue Saison, neues Glück?
15 Wochen sind vergangen seit die 1.Damen des KTHC auch ihr 2. Spiel in der Playoff Viertelfinalserie im Shoot-Out gegen den Harvestehuder THC verloren hatten und damit dem Traum vom Final Four in Bonn und einer möglichen Meisterschaft 2022 aufgeben mussten. In dieser langen Zeit stand für Pia Maertens und Julia Sonntag noch die Weltmeisterschaft in Amsterdam und Terrassa auf dem Programm, bei der die beiden KTHC Säulen zwar gut spielten, aber im Halbfinale Argentinien erneut im Shoot- Out unterlagen und nach einer Niederlage gegen Australien im Spiel um Platz drei letztendlich nicht die verdiente Medaille mit nach Hause nehmen konnten.
Zu- und Abgänge
,,Ich blicke positiv nach vorne. Ich hoffe der Kader bleibt so zusammen, ein bisschen was ändert sich ja dann doch immer”, sagte mir Kölns Nationalstürmerin Pia Maertens anlässlich des Saisonfazits. In der Tat passierte dann aber doch noch einiges im Kader der dreimaligen deutschen Meisterinnen vom Rhein. Zunächst einmal kamen erfreulicherweise aber drei Spielerinnen dazu. Allen voran zu nennen ist sicherlich die Rückkehrerin und 139-fache Nationalspielerin Nike Lorenz, die nach einjährigem Auslandsaufenthalt in Nottingham den Weg zurück vom Sherwood Forrest in den Kölner Stadtwald fand und wieder für den KTHC aktiv sein wird. Ob, wie bei WM und Testspiel schon gesehen, als Stürmerin, oder in den bis zum Sommer gewohnten Positionen in Abwehr und Mittelfeld bleibt bis Saisonstart das Geheimnis von Trainer Markus Lonnes. Allerdings kann man wohl davon ausgehen, dass die 25-jährige Allrounderin, die bereits 2016 Olympiabronze mit den Danas holte, flexibel eingesetzt wird. Echte Neuzugänge sind dagegen die beiden Mittelfeldspielerinnen Jule Fischer (20 Jahre, vom Ludwigshafener HC) und Fee Mazkour (19 Jahre, von Uhlenhorst Mülheim). KTHC Trainer Lonnes beschreibt seine beiden Neuzugänge folgendermaßen:,, Das sind beides unsere Wunschspielerinnen. Junge, offensive Mittelfeldspielerinnen, die sicherlich noch etwas Zeit brauchen werden sich an uns, bzw. bei Jule an die 1.Bundesliga, zu gewöhnen. Beides sind aber wahnsinnig interessante Spielerinnen.”
Etwas länger, als ursprünglich geplant, fällt dagegen die Liste der Abgänge aus. So verlegt Abwehrstütze und Routinier Lara May (28 Jahre) ihren Lebensmittelpunkt im kommenden Jahr nach Amsterdam und wird in der niederländischen 2.Liga weiter Hockey spielen. Liv Arndt , die bereits letzte Saison nicht beim Team war, kehrt endgültig nicht zurück in den KTHC Kader. Mit Antonia Lonnes und Paula Brux (beide Mittelfeld) setzen dazu zwei U21 Spielerinnen die Hinrunde aus, planen aber in der Rückrunde 2023 wieder zum Team zu stoßen. Mit Inma Sophia Hofmeister wechselt eine weitere junge Mittelfeldspielerin dagegen für die gesamte Saison nach Madrid in die spanische 1.Liga und kehrt erst zur nächsten Spielzeit nach Köln zurück. Vielleicht noch schmerzhafter, als die Absenzen, ist für die KTHC Damen, dass mit der langjährigen Mittelfeldallrounderin und Führungsspielerin Julia Busch eine weitere Säule des Teams nicht mehr zum Kader stoßen wird. Die 32-jährige musste nach ihrer schweren Knöchelverletzung in der Saisonvorbereitung 2021/22 die Karriere beenden. ,,Der Fuß ist immer noch nicht richtig, dazu muss sie Rücksicht auf ihren Job bei der Polizei nehmen, wo es mit dem Schichtbetrieb auch nicht mehr richtig passt. Das ist extrem schmerzhaft für uns, aber sowohl nachvollziehbar, wie völlig verständlich”, bedauert Markus Lonnes das Karriereende seiner langjährigen Spielerin. Die in Wien aufgewachsene Busch wechselte 2012 von den SV Arminen Wien nach Köln und wurde mit Rot-Weiss deutsche Meisterin 2013/14. Bei der Hallenhockey WM 2015 schoss sie in Leipzig mit dem entscheidenden Penalty die österreichischen Damen zum ersten Mal in deren Geschichte in ein Hockey WM Halbfinale. Mit den KTHC Damen kamen zwar keine weiteren Titel hinzu, allerdings entwickelte sich ,,Ösi”, wie sie im Verein genannt wird, zur Führungsspielerin und führte so z.B. die Hallenhockey Bundesligamannschaft der Rot-Weiss Damen zuletzt im Winter 2020/21 als Kapitänin auf das Feld, ehe sie sich im August 2022 schwer verletzte und sich nun voll auf ihre Arbeit bei der Polizei konzentriert. Ich möchte mich an dieser Stelle für all ihre wertvollen Auskünfte bedanken, wahrscheinlich hätte ich ohne sie nie den Weg zum Hockey gefunden. Ich hoffe aber, dass die ein oder andere Fachauskunft am Spielfeldrand noch folgen wird und wünsche ihr, wie allen Abgängen, alles Gute für die Zukunft!
Aktueller Kader und Vorbereitung
1. DAMEN | |||||||
Nr. | Name | Alter | Position | Tore | Weiteres | ||
Ida Boelke | 18 | Sturm | » | ||||
Nika Boenisch | 22 | Abwehr | » | ||||
Emma Boermans | 23 | Sturm | » | ||||
Jule Fischer | 20 | Mittelfeld | » | ||||
Amelie Fricke | 20 | Abwehr | » | ||||
Rebecca Grote | 30 | Mittelfeld | » | ||||
Lisa Höllriegl | 22 | Tor | » | ||||
Katharina Hüls | 28 | Sturm | » | ||||
Anouk Kolmetz | 18 | Abwehr | » | ||||
Lena Kolmetz | 20 | Abwehr | » | ||||
Nike Lorenz | 25 | Sturm | » | ||||
Pia Maertens | 23 | Mittelfeld | » | ||||
Fee Mazkour | 19 | Mittelfeld | » | ||||
Camille Nobis | 23 | Sturm | » | ||||
Sophie Prumbaum | 19 | Sturm | » | ||||
Katharina Reuten | 22 | Sturm | » | ||||
Maja Sielaff | 20 | Tor | » | ||||
1 | Julia Sonntag | 31 | Tor | » | |||
Lea Stöckel | 28 | Abwehr | » | ||||
Lea Thomas | 21 | Abwehr | » | ||||
Maja Weber | 20 | Abwehr | » | ||||
Helena Würker | 24 | Sturm | » |
http://whv.hockey.de/VVI-web/default.asp?lokal=WHV (Stand 31.8.22)
Im aktuellen Kader stehen mit Nike Lorenz, Pia Maertens und Julia Sonntag drei Spielerinnen, die bei der WM 2022 spielten, hinzu kommt mit Emma Boermans eine Spielerin, die im Frühjahr einige Matches für die Danas spielte. Qualität ist im altersmäßig gut gemischten Kader also definitiv vorhanden.
Ohne jeden Zweifel, und wie in der noch unvollständigen WHV Übersicht sofort auffällt, ist der KTHC Kader aber nach den diversen Abgängen, Karriereenden und Absenzen sehr dünn aufgestellt. Da half es nicht, dass sich Amelie Fricke und Sophie Prumbaum im Laufe der Vorbereitung noch verletzten und bestenfalls erst in ein paar Wochen wieder für Rot-Weiss auflaufen können. Nichts desto trotz ist Cheftrainer Lonnes zufrieden mit der bisherigen Vorbereitung:,, Der Kader ist leider sehr sehr klein, das muss man klar sagen. Mit Prumbaum und Fricke sind dazu noch zwei Spielerinnen weggebrochen, was wir so nicht erwartet hatten. Ansonsten macht die Vorbereitung aber richtig Spaß, die Entwicklung ist zu sehen, Spielfreude ist da. Da sind wir auf einem guten Weg.” KTHC Kapitänin Rebecca Grote ergänzt:,, So wie es sich anfühlt, ist die Offensive stärker geworden, wir haben sehr viel Zug nach vorne. Aber in Mittelfeld und Abwehr sind wir echt dünn besetzt. Wir sind auch da zwar gut, aber da darf wirklich nichts passieren. Wenn eine mal einen schlechten Tag hat, oder sich gar verletzt, dann wird es direkt super eng.”
Modus und Ziele
Es ist schön für einen Autor solcher Texte, wenn er auch einmal schreiben kann: Alles bleibt beim Alten. Das trifft für den Modus dieser Saison zu. Im Herbst bestreiten alle zwölf Bundesligateams elf Spiele jeder gegen jeden. Im Frühjahr folgen noch fünf Spiele gegen die direkten Staffelkontrahentinnen. In Kölns Staffel A sind dies noch der amtierende Feld-und Hallenmeister Düsseldorfer HC, der Harvestehuder THC, der Großflottbeker THGC, der Münchner SC und die Aufsteigerinnen vom Bremer HC. Die vier besten Teams jeder Staffel erreichen das im Best of three Modus ausgespielte Viertelfinale, bei dem die jeweils besser platzierten Teams Heimrecht in Spiel zwei und einem möglichen Spiel drei besitzen. Die beiden jeweils schlechtesten Teams jeder Staffel spielen im gleichen Prinzip aus, welche beiden Vereine die Klasse halten und welche absteigen müssen.
,,Das Ziel ist definitiv wieder Playoffs. Das Potential haben wir auf jeden Fall, vor allem weil Paula Brux und Antonia Lonnes für die Rückrunde zurückkommen. Durch die Hinrunde müssen wir uns vielleicht etwas durchboxen. Es ist aber alles drin, das Final Four wollen wir diesmal erreichen. Am besten mit Platz zwei, wie letztes Jahr, wo wir es danach zwar vergeigt haben, aber eben auch alles andere als Welten davon entfernt waren”, gibt Rebecca Grote die Ziele für die neue Saison an.
Ihr Trainer Markus Lonnes geht sogar noch einen Schritt weiter:,, Für uns geht es jetzt erst mal darum die Entwicklung voranzutreiben und dann so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Wenn man in der Bundesliga spielt, kann es letzten Endes nur das Ziel sein Meister zu werden. Dafür müssen wir aber erst mal so viele Punkte wie möglich sammeln, um in die Playoffs zu kommen.”
Die Hockey Bundesliga 22/23
Nach zuletzt zwei Feld DM und einem Hallen DM Titel ist der Düsseldorfer HC erneut als erstes zu nennen, wenn es um die Topfavoritinnen auf den Titel geht. Erst Recht, da die DHC Damen ihren Kader, in dem bereits drei DHB Spielerinnen der letzten WM und vier U21 Europameisterinnen stehen, noch mit der argentinischen WM- und Olympiasilbermedaillengewinnerin Agustina Albertarrio verstärken können. Die deutschen Vizemeisterinnen Mannheimer HC verloren zwar Sonja Zimmermann nach Paris, konnten mit Lucia Jiménez (spanische Nationalspielerin) und Julia Hemmerle (U21 Europameisterin) von Uhlenhorst Mülheim aber zwei namhafte Neuzugänge präsentieren. Fast gänzlich zusammengeblieben sind die 1. Damen des Clubs an der Alster, die aber mit Jens George ihren langjährigen Erfolgstrainer ersetzen müssen und nun vom Niederländer Stan Huijsmans betreut werden. Zurück kommt bei den Meisterinnen von 2018 und 2019 Nationalspielerin Kira Horn.
Wahrscheinlich reicht es nicht gleich für eine Favoritenrollen, spannend ist aber der Kader des Großflottbeker THGC, der zu den Nationalspielerinnen Agostina Alonso (Argentinien) und Jette Fleschütz (DHB) noch die argentinische WM Torschützenkönigin Agustina Gorzelany sowie die irische Nationaltorhüterin Elisabeth Murphy verpflichten konnte. Es bleibt aber abzuwarten, ob die Hamburgerinnen damit ernsthaft mit den KTHC Damen um den 2.Platz in der A-Staffel kämpfen können.. Ein Aspirant hierfür ist aber immer der Harvestehuder THC, der beinahe unverändert in die neue Saison geht und durch zwei Shoot-Out Siege über eben Rot-Weiss letzte Saison ins Final Four einzog.
,,Es hat sich viel vom Ausländeranteil her getan, Großflottbek und Bremen haben z.B. ordentlich investiert. Man kann noch gar nicht sagen, wer die Tops sind und die vermeintlich schwächeren Teams. Bei den ausländischen Neuzugängen muss man sich immer fragen, wie nachhaltig das ist. Es muss jeder selbst wissen und auch ich finde es gut für die Liga, wenn solche vermeintlichen Topleute in die Liga kommen. Allerdings finde ich es schade für die ganzen deutschen Talente, die dann automatisch weniger Chancen bekommen oben anzugreifen. Unser Weg ist das nicht zwingend, ich habe es lieber, wenn wir eine Mannschaft aufbauen, die über Jahre als Mannschaft zusammen spielt und sich auch selbst als Mannschaft sieht und fühlt”, äußert sich KTHC Cheftrainer Markus Lonnes durchaus kritisch zu der veränderten Lage in der Liga und den vielen externen Transfers. In die 1. Bundesliga aufgestiegen sind neben dem Bremer HC die Damen des TSV Mannheim.
,,Leichtes”(?)Auftaktprogramm KTHC
Mit Spielen zu Hause gegen die Aufsteigerinnen vom Bremer HC, beim TSV Mannheim, beim Münchner SC, beim Großflottbeker THGC und einem Heimspiel gegen den Berliner HC liest sich das Auftaktprogramm der Rot-Weiss Damen als durchaus machbar, bevor es dann am 6.Spieltag gegen den Club an der Alster und danach zum Mannheimer HC geht. Rebecca Grote sieht im Saisonstart allerdings Chancen und Risiken:,, Ich bin eigentlich ein Fan direkt gegen die ,,Großen” zu starten. Das ist für mich emotional der bessere Einstieg, wenn man sich direkt mit den Besten misst, anstatt das Pflichtprogramm abzuspulen. An sich müssen wir aber die Punkte holen und vielleicht ist es zum reinkommen auch ganz gut, birgt aber auch das Risiko direkt Punkte zu lassen und unter Druck zu geraten.”
Erster Gegner Bremer HC
Los geht die Saison der KTHC Damen am Samstag um 13.30 Uhr vor heimischer Kulisse im Rewe- Sportpark mit der Partie gegen die 1.Damen des Bremer HC. Das Team von Cheftrainer Stefan Freise verlor im Sommer zwar 2.Liga Topscorerin Sofia Viarengo, das 17jährige Toptalent Lena Frerichs (21 Tore in der 2.Liga) spielt aber weiterhin an der Weser. Hinzu kamen, wie von Markus Lonnes bereits angesprochen, einige Neuzugänge. So wechselten die spanische Nationaltorhüterin Ana Calvo, die spanische U21 Nationalspielerin Claudia Rodriguez und nicht weniger als vier argentinische Spielerinnen im Sommer zum Bremer HC. ,,Die haben ein bisschen im Ausland gefischt. In der Vergangenheit haben wir gegen die auch schon Punkte gelassen, trotzdem sind wir der klare Favorit und wollen das natürlich auch ausspielen”, gibt sich Kölns Rebecca Grote optimistisch. Für ein interessantes Spiel sollte also gesorgt sein, über zahlreiches Erscheinen am Olympiaweg wird sich sehr gefreut.
Wer es nicht nach Müngersdorf schafft, kann das Spiel natürlich wieder im Stream unter diesem Link schauen: https://www.youtube.com/watch?v=mrpdrWSyf2s