Spielbericht 8. Spielwochenende Feldhockey Bundesliga 23/24 1. Herren KTHC

Von Markus Lehnen

Was seitdem geschah 

Gut ein halbes Jahr nach dem Ende der Hinrunde und so früh wie selten zuvor startete die Hockey-Bundesliga an diesem Samstag in das finale Halbjahr der Feldsaison 2023/24.

In diesen sechs Monaten war allerdings rund um Rot-Weiss Köln einiges los. So wurde im Herbst bereits der Abschied von Pasha Gademan im Sommer verkündet, dem der jetzige Berliner HC Cheftrainer Darren Cheesman nachfolgt. Im Januar scheiterte die dezimierte KTHC-Mannschaft denkbar knapp an den Playoffs in der Halle, obwohl sich Elian Mazkour die Torjägerkanone sichern konnte. Im selben Monat qualifizierte sich die Nationalmannschaft mit Co-Trainer Gademan sowie den KTHC-Cracks Jean-Paul Danneberg, Johannes Große, Mats Grambusch, Tom Grambusch, Thies-Ole Prinz und Christopher Rühr im Oman souverän für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris. Dabei gab es für Rot-Weiss allerdings einen Schock, denn Stürmerstar Rühr zog sich im Halbfinale einen Kreuzbandriss zu und wird die Rückrunde daher verpassen. Für den nächsten Paukenschlag sorgte der KTHC Anfang März, als man die Sommerzugänge vom australischen Starspielers Blake Govers (27 Jahre) und Top-Talent Paul Glander (18, HTHC, U21 Weltmeister) bekannt gab, gleichzeitig aber die Abgänge der langjährigen Stützen Jojo Große (zu Club an der Alster) und vor allem Kapitän Mats Grambusch (zurück zum Jugendclub Gladbach) verkündete. Damit wird es im Sommer einen großen Umbruch bei den Rot-Weiss Herren geben, die mit dem aktuellen Team aber noch einmal den EHL-Titel und die 4.deutsche Meisterschaft in Serie anpeilen. 

Samstag, 16.03.2024: Rot-Weiss Köln (1.Staffel A) – Mannheimer HC (1.Staffel B) 1:2 (1:0) 

Die EHL ist auch der Grund, warum das eigentlich für den 3.Spieltag angesetzte Topduell erst jetzt, aber bereits so früh im Jahr stattfindet, denn durch den frühen Ostertermin steht schon in zwei Wochen das EHL-Finalturnier in Amstelven auf dem Spielplan. Rot-Weiss hat hierdurch noch zwei Bundesligaspiele, um sich perfekt auf das Turnier vorzubereiten, bei dem man zuletzt zweimal in Serie erst im Finale am HC Bloemendaal scheiterte. Gleichzeitig wird hierdurch der Nachteil gegenüber den traditionell bereits Anfang März in die Rückrunde startenden niederländischen Teams etwas kleiner. 

Auch für den MHC sollte dieser Vorteil gelten, doch das Team des spanischen Cheftrainers Andreu Enrich scheiterte im KO 16 Turnier letzten Herbst überraschend mit 1:5 am englischen Meister Old Georgians. Wie Köln ging Mannheim ebenfalls als Tabellenführer der eigenen Staffel in den Winter, hatte allerdings mit 21 Punkten sechs Zähler weniger gesammelt als Rot-Weiss. Trotz einem Spiel weniger ging man allerdings mit sechs Punkten Vorsprung auf den 2., UHC Hamburg, ins neue Hockeyjahr, wodurch das Spiel für Köln eine höhere Bedeutung hatte, lagen diese doch in der deutlich stärkeren Staffel A punktgleich mit dem wiedererstarkten Uhlenhorst Mülheim am Platz an der Sonne. So oder so sannten die Kurpfälzer aber auf eine kleine Revanche für die dramatische 2:3 Finalniederlage gegen Köln im Finale um die DM vor eigener Kulisse im vergangenen Juni. 

Für diese Revanche musste MHC-Cheftrainer Enrich lediglich auf den verletzten Peer Hinrichs verzichten.

Bei den Kölnern startete die Mission 4.DM-Titel in Serie ohne Chris Rühr, Timur Oruz (Oberschenkelprobleme) und Elian Mazkour (Syndesmosebandriss), ansonsten konnte KTHC-Coach Gademan aber aus dem Vollen schöpfen. 

In einem gut gefüllten Rewe-Sportpark erwischten die Hausherren einen Start nach Maß. Bereits in der 2.Minute spielte Tom Grambusch im Zentrum Michel Struthoff frei, dieser fand Fabio Seitz im Kreis, der sich eindrehte und zurück auf den durchgestarteten Struthoff passte, der den Ball unhaltbar für MHC-Goalie Adrian Rafi unten links zur frühen Kölner Führung einschoss. Fünf Minuten späte krönte KTHC-Rechtsverteidiger Philipp Holzmann beinahe den Traumstart, doch sein Rückhandschuss verpasste das Tor knapp rechts. In der 9.Spielminute meldete sich Mannheim offensiv im Spiel an und holte die 1.Strafecke der Partie heraus. Der Schlenzer von Nationalspieler Gonzalo Peillat geriet aber zu zentral und war deshalb kein Problem für KTHC-Goalie Danneberg. In der Folge übernahmen die Gäste aber mehr und mehr die Kontrolle und entwickelten eine 1.Druckphase. In der 11.Minute gelangte ein Pass von Peillat zu Tim Seagon, der frei vorm Kölner Tor den Ball aber nicht an Danneberg vorbeibrachte. Im 2.Viertel dominierten die Gäste aus der Kurpfalz zunächst weiter, spielten sich aber keine weiteren Torchancen heraus, auch weil die Rot-Weiss Defensive im letzten Drittel konzentriert verteidigte. In der 27.Minute nutzte Rot-Weiss, wie beim 1:0, wieder den Platz im Mannheimer Zentrum. Jojo Große spielte daraus den Ball zu Florian Adrians, der Struthoff bediente, dessen Schuss abgefälscht von einem MHC-Fuß aber so eben noch von MHC-Goalie Rafi pariert werden konnte. Die dennoch folgende Strafecke blockte Teo Hinrichs gegen seinen Honamas-Kollegen Tom Grambusch. Dies war auch die letzte Chance der 1.Halbzeit und Köln ging mit einem 1:0 in die Pause. 

,,Das war ein perfekter Start von uns, wir haben die 1.Halbzeit richtig gut angefangen und gezeigt was wir können. Mannheim hat beim 1:0 kurz gepennt, kam dann aber auch besser ins Spiel. Deswegen wurde es dann auch hitziger und es spielte sich viel im Mittelfeld ab“, fasste Jean-Paul Danneberg die 1.Halbzeit aus KTHC Sicht zusammen. 

Die 2.Halbzeit begann der MHC überlegen und kam in der 33.Minute kurz nach Wiederanpfiff zum verdienten Ausgleich. Luis Holste setzte sich auf der linken Seite gut durch, fand in der Mitte Justus Weigand, dessen Schuss abgefälscht am langen Eck landete wo Mario Schachner im Fallen zum 1:1 einschießen konnte. Auch im Anschluss hatte Mannheim Vorteile, doch der Rot-Weiss Defensive gelang es gut wirkliche Chancen zu verhindern. Selbst gefährlich wurde Köln allerdings auch nicht. 

In der 44.Spielminute verloren die Gastgeber in einem der brotlosen Angriffe den Ball und liefen in einen Konter der Gäste. Zwar klärten Aron Flatten und Mats Grambusch die Szene bereits fast, doch Weigand blieb am Ball, schoss mit der Rückhand und der heute vor allem defensiv sehr starke Teo Hinrichs fälschte den Ball entscheidend zum 2:1 für die den MHC ab. Anschließend gerieten die Schiedsrichter Göntgen und Blasch in den Vordergrund, als sie erst Struthoff die Grüne Karte und im Schlussviertel Johannes Große die Gelbe Karte gaben. Große lief dabei in Linus Müller, der aber auch etwas theatralisch fiel. Diese Entscheidung wiederum regte Kapitän Mats Grambusch so sehr auf, dass auch er die Gelbe Karte sah. In der folgenden fünfminütigen Überzahl erspielten sich die Gäste allerdings nur eine kleine Chance durch Raphael Hartkopf, die Danneberg aber sicher vereitelte. Wieder komplett belagerte Köln gut fünf Minuten vor Schluss den Mannheimer Schusskreis, kam aber weiterhin nicht zu einer guten Chance. Anschließend wurde es wieder hitzig, denn nachdem die Schiedsrichter nicht hörten, dass KTHC-Coach Gademann seinen Torwart für einen 11.Feldspieler vom Feld nehmen wollte, rief dieser entschlossen seinen Unmut heraus, und sah ebenfalls die gelbe Karte. In der Schlussminute hatte Henrik Siegburg trotz Unterzahl noch die Chance auf den Ausgleich, doch sein Schuss verfehlte aus gut vier Metern das Tor knapp links. Damit verlor Köln den Auftakt ins Hockeyjahr mit 1:2 gegen den Mannheimer HC. Sicherlich kein unverdienter Sieg, unzufrieden war man bei den Gastgebern aber nicht mit der Leistung des eigenen Teams, wohl aber mit der der beiden Unparteiischen:,,Ich fand eigentlich das ganze Spiel in Ordnung. Auch mit drei Mann Unterzahl war Mannheim so gut wie überhaupt nicht in unserem Kreis. Leider hatten die Schiris heute einen anderen Plan mit diesem Spiel, die Karten verstehe ich gar nicht. Ich habe mich noch nicht ein einziges Mal über die Schiedsrichter beschwert, seitdem ich hier bin. Bei meiner Karte wollte ich zwei Minuten den Torwart rausnehmen, keiner hörte mich und als ich dann lauter wurde, sah ich direkt Gelb. Vielleicht ist meine deutsche Aussprache nicht so gut, aber ich glaube man kann mich trotzdem verstehen. Das ist meine 1.Gelbe Karte als Coach überhaupt, das kann ich nicht verstehen“, drückte KTHC-Cheftrainer Pasha Gademan nach dem Spiel seinen Unmut über die etwas einseitige Kartenflut in der 2.Halbzeit aus. Schiedsrichter Göntgen hatte allerdings im 1.Viertel bereits darauf hingewiesen, dass Beschwerden direkt zu einer Karte führen würden. Fraglich ist nur, ob diese Herangehensweise dem Spiel an sich guttut.

Sportlich gesehen zeigte sich auch KTHC-Goalie Jean-Paul Danneberg nicht unzufrieden mit der Leistung seines Teams:,,In der 2.Halbzeit hat Mannheim die wenigen von uns zugelassenen Chancen gut genutzt. Trotzdem haben wir das mit dem extrem jungen Kader ziemlich gut gemacht. Die Konterabsicherung war halt ausbaufähig, dafür mussten wir heute teuer bezahlen, aber das ist auch einer der schwierigsten Dinge im Teamsport. Die Niederlage ist doof, aber es war ein gutes Spiel und wichtig, dass wir das gegen so einen Topgegner in der Form so hatten. Das ist genau das was wir in der EHL-Vorbereitung brauchen.“ Coach Gademan ging noch in die spielerische Analyse:,,Allgemein bin ich nicht unzufrieden. Wir spielen uns schon gut ins letzte Viertel vor, dort stehen wir halt etwas zu weit auseinander. Spielen dann gut links und rechts raus, besetzen dann aber die Mitte nicht. Thies und Michel haben nicht die richtige Ebene gefunden um dann weiter zu connecten, das hat uns weh getan. Das Ergebnis ist schade, aber sonst war das schon in Ordnung.“

Mit der knappen Niederlage bleibt Köln dennoch Herbstmeister, da das Torverhältnis weiterhin um sechs Tore besser ist als das von Konkurrent Mülheim. Der MHC wiederum ist mit satten neun Punkten bei noch fünf Spielen kaum mehr vom Spitzenplatz in der Staffel B zu verdrängen. 

Für die KTHC-Herren geht es weiter mit einem Gastspiel beim HTHC am kommenden Samstag um 11.45 Uhr in Hamburg. Auch Richtung EHL schaut Coach Gademan durchaus positiv voraus, auch weil man in diesem Jahr nur eine Woche später als die Niederländer in den Ligabetrieb eingestiegen ist:,,Dieses Jahr ist das weniger ein Nachteil. Wir gucken auf uns, haben selber vier Wochen Vorbereitung. Leider haben wir gerade ein paar Leute weniger, aber wir versuchen das jetzt unter der Woche gut hinzubekommen und dann werden wir sehen, wo wir stehen.“ 

Tore:

1:0 Michel Struthoff (2., 3.Saisontor)

1:1 Mario Schnachner (34.)

1:2 Teo Hinrichs (44.)

Schiedsrichter: Benjamin Göntgen, Christian Blasch

Karten: 4:0 (3mal Gelb, 1mal Grün) 

Spielbericht 8. Spielwochenende Feldhockey Bundesliga 23/24 1. Herren KTHC