Spielbericht 8. Spielwochenende KTHC 1. Herren

Von Markus Lehnen
Freitag, 21.10.2022: Uhlenhorst Mülheim (Staffel A, 5.)- Rot- Weiss Köln (Staffel A, 1.)
Zum Abschluss der Hinrunde kam es im altehrwürdigen Waldstadion zum Klassiker der Herren Hockeybundesliga zwischen dem Rekordmeister UHTC und dem amtierenden deutschen Meister Rot-Weiss Köln. Selten standen vor diesem Duell allerdings die Vorzeichen so schlecht für das Team von Thilo Stralkowski wie diesmal. Der Abgang von Niklas Bosserhoff zu Polo Hamburg führte ebenso zu Problemen, wie die hartnäckigen Verletzungen bei den Führungsspielern Malte Hellwig, Lukas Windfeder und Timm Herzbruch. Dass diese Ausfälle auch nicht durch die beiden durchaus gut spielenden Neuseeländer Harry Miskimmin und Oliver MacIntyre aufgefangen werden konnten, zeigt der enttäuschende Platz fünf in der Staffel. Die Mülheimer drohen damit zum 1.mal seit gefühlten Ewigkeiten wieder die Playoffs im deutschen Hockey zu verpassen (seitdem es das achter Playoff gibt sogar zum 1.mal).
Beim stimmungsvollen Freitagabendspiel waren die Gastgeber (ohne Windfeder und Herzbruch, aber mit Hellwig ) damit fast schon zum Siegen verdammt, während die beinahe in Bestformation angetretenen Kölner, inklusive des wiedergenesenden Nationalspielers Timur Oruz, einen Sieg für die Herbstmeisterschaft in der Gesamttabelle benötigten. Neben Nationalspieler Oruz rückte beim Team von Cheftrainer Pasha Gademan auch Ole Boelke wieder ins Team, Tom Grambusch fiel dagegen zum Hinrundenabschluss aus.
Bei trockenem Herbstwetter entwickelte sich von Anfang an ein echtes Topspiel. Köln schnürte Mülheim zunächst am eigenen Schusskreis ein, doch sobald diese sich einmal befreiten wurden sie wiederum direkt gefährlich. So ging, nach Chancen auf beiden Seiten, die 1. Strafecke des Spiels an die Gastgeber, die diese in Person des neuseeländischen Neuzugangs Oliver MacIntyre auch direkt zum 1:0 in der 6.Spielminute verwandelten. Dieser Rückschlag brachte die Domstädter aber überhaupt nicht aus dem Konzept und keine vier Minuten später war es ausgerechnet Rückkehrer Timur Oruz, der die 1.Kölner Strafecke herausholte. Diese verwertete Spezialist Mink van der Weerden mit einem satten Schlenzer ins rechte untere Eck zum hoch verdienten 1:1 Ausgleich. Nur eine Minute später eroberte Nationalstürmer Christopher Rühr im Forechecking den Ball, spielte diesen zu Thies Ole Prinz, der im Fallen den Pass zum frei im Schusskreis stehenden Elian Mazkour anbrachte. Der Kölner Topscorer ließ sich nicht zweimal bitten und schoss mit seinem 11.Saisontor souverän zum 2:1 für Rot-Weiss ein. In der Folge verloren die Gäste aber etwas den Faden und das Spiel wurde, vor allem im 2.Viertel, deutlich  ereignisärmer. Gerade mit der Schusskreisverteidigung hatte Köln so seine Probleme, während man sich offensiv zu sehr in Einzelaktionen verlor. Und so holte Uhlenhorst fünf Minute vor der Pause, nach einer weiteren passiven Abwehraktion Kölns seine 3. Strafecke heraus. Erneut MacIntyre ließ mit einem flachen Schlenzer Vincent Vanasch keine Chance und glich das Spiel zum 2:2 Halbzeitstand aus. ,,Im 1.Viertel waren wir gut, aber Mülheim hat auch gut gespielt. Wir waren allerdings die ganze Zeit sehr schwach in und um unserem eigenen Kreis, waren viel zu passiv. Mülheim hatte vier gute Chancen in einem Viertel, das geht einfach nicht”, analysierte Gademan die 1.Halbzeit seines Teams. KTHC Kapitän Mats Grambusch wurde in der Halbzeit zu seinen Mitspielern direkt:,, Wir sind einfach besser, das müssen wir verstehen. Keine Egos, wir müssen den Ball einfach laufen lassen!” In der Halbzeitpause wurde Pasha Gademan dazu noch von einem Ball spielender Kinder am Kopf getroffen, kehrte jedoch ohne sichtbare Blessuren zur 2.Halbzeit auf seinen Posten zurück.
Rot-Weiss sollte also eigentlich direkt wach gewesen sein? Nein, im Gegenteil hatte der UHTC direkt den 1.Kreiseintritt und kombinierte in der 34. Spielminute ihren Topscorer Henrik Mertgens so frei, dass dieser sicher zur erneuten Mülheimer Führung einschießen konnte. ,,Mülheim hatte im 3.Viertel noch den Spirit, den Glauben an sich selbst. Dazu war es fast deren letzte Chance. Wir mussten ihren Glauben erst brechen”, beschrieb Gademan diese Phase. Das Gute aus Kölner Sicht war, dass genau das passierte. Köln schnürte die Gastgeber nun in der eigenen Hälfte ein, vergab zwar noch die 3.Strafecke, konnte aber in der 40.Minute ausgleichen. Prinz fand den Weg zentral in den Kreis, zog mit der Vorhand auf den linken Pfosten ab, wo Florian Adrians goldrichtig stand und nur noch den Schläger zum Torerfolg hinhalten musste. Noch im 3.Viertel fand ein genialer langer Ball von Mats Grambusch Mazkour, doch dieser scheiterte noch im eins gegen eins gegen UM Goalie Lennart Küppers. In der 47.Minute war es dann aber soweit: Rot-Weiss spielte Adrians auf rechts frei, der unnachahmlich in den Kreis zur Grundlinie Richtung Tor zog und rechtzeitig zentral zurückspielte, wo Prinz nur noch zum 4:3 für den KTHC einschießen brauchte. Der anschließende Disput zwischen UHTC Cheftrainer Thilo Stralkowski und Küppers zeigte die deutlich angespannte sportliche Situation beim Rekordmeister. Das Spiel dominierte jetzt Köln, die auch das finale Highlight des Spiels bieten sollten. Gut sechs Minuten vor Schluss stoppte Rot-Weiss einen der letzten hoffnungsvollen UM Angriffe und konterte über Mazkour und Prinz. Letzterer spielte den Ball horizontal in die Mitte, wo Florian Adrians im Fallen und mit langem Schläger den Ball über Küppers sehenswert zum 5:3 ins Tor lupfte. Anschließend passierte nicht mehr viel, womit Köln sein letztes Hinrundenspiel mit 5:3 bei Uhlenhorst Mülheim gewann und sich damit ein weiteres Mal Herbstmeister nennen kann. ,,Wir hatten einen super Start, wurden dann im 2.Viertel in der Struktur zu passiv, haben defensiv zu viele eins gegen eins Duelle verloren. Das führte dann alles dazu, dass die gut drin waren und in Führung gegangen sind. Danach haben wir den Schalter aber gefunden, sind relativ cool geblieben, mit ein paar klaren Ansagen. Letztendlich finde ich, dass wir das Spiel daher souverän und verdient gewonnen haben”, analysierte KTHC Kapitän Mats Grambusch den 8.Kölner Sieg im 10.Spiel. 9:0 Chancen und 3:0 Tore nach dem 2:3 bestätigen diese Aussage, Coach Gademan sah aber durchaus noch Steigerungspotential:,, Mit unserer Kreisverteidigung bin ich heute gar nicht zufrieden. Mit dem Ball fand ich uns sehr gut, da müssen wir aber konsequenter sein, um noch mehr Tore zu machen.”
Während Köln nun mit 25 Punkten als Tabellenführer der Staffel A und der Gesamtliga überwintert, sieht es für Mülheim mit Platz fünf in Staffel A (14 Punkte) und einem bereits deutlichen Abstand von vier Punkten auf den letzten Playoffplatz gar nicht gut aus. ,,Ich hätte mir ehrlicherweise gewünscht, dass sie mit der Topmannschaft gespielt hätten und hoffe, dass Windfeder und Herzbruch, auch mit Blick auf die Nationalmannschaft, schnell wieder fit werden. Hier in Mülheim zu spielen macht aber immer Spaß”, äußerte sich Mats Grambusch zur schwierigen sportlichen Situation beim großen Westrivalen.
Für einen großen Teil der Mannschaft um Mats Grambusch und Christopher Rühr beginnt am kommenden Dienstag mit einer Argentinienreise die Vorbereitung auf die WM 2023 in Indien. Die Hallensaison wird dann eher ein Perspektivteam mit einigen erfahrenen Spielern, wie Florian Adrians, bestreiten.

Tore:
1:0 Oliver MacIntyre (E, 6.)
1:1 Mink van der Weerden (E, 10., 4.Saisontor)
1:2 Elian Mazkour (11., 11.Saisontor)
2:2 Oliver MacIntyre (E, 26.)
3:2 Henrik Mertgens (34.)
3:3 Florian Adrians (40., 2.Saisontor)
3:4 Thies Ole Prinz (47., 7.Saisontor)
3:5 Florian Adrians (54., 3.Saisontor)
Schiedsrichter: L. Fernkorn, B. Göntgen
Karten: 1:0 (einmal Grün)

Tabellen nach der Hinrunde: http://whv.hockey.de/VVI-web/default.asp?lokal=WHV

Spielbericht 8. Spielwochenende KTHC 1. Herren