Rot-Weiss Herren ziehen in das EHL-Halbfinale am Ostersonntag ein

Spielbericht EHL 2023/24 Viertelfinale 1.Herren KTHC

Von Markus Lehnen

Freitag, 29.03.2024: Royal Léopold HC – Rot-Weiss Köln 2:3 (0:1)

Rot-Weiss zieht mit wechselhafter Leistung in das Halbfinale am Ostersonntag ein
Live zu verfolgen um 14.45 Uhr unter: https://www.eurohockeytv.org/en-int/page/home-ehf-hockey 

Während am Karfreitag in Deutschland keine Sportveranstaltungen stattfinden dürfen, erlebten alle die es mit den 1.Herren des KTHC halten eine gute Feiertagsunterhaltung aus Amstelveen präsentiert. Im Vorort Amsterdams traf nämlich zur besten Mittagszeit das Team von Cheftrainer Pasha Gademan im Auftaktspiel des EHL KO 8 Turniers auf den aktuellen belgischen Tabellenführer Royal Léopold HC. Das von Augustin Corradini trainierte Brüsseler Team dominiert die einheimische Liga in der bisherigen Saison und liegt bereits 11 Punkte vor dem ebenfalls bei diesem Turnier präsenten Gantoise HC. Mit seinen beiden Topstars Tom Boon und Gauthier Boccard brachte Léopold seine volle Angriffspower mit, anders als die Rot-Weiss Herren. Aufgrund der bekannten Verletzungen von Christopher Rühr (Kreuzbandriss) und Elias Mazkour (Syndesmosebandriss) fehlten Köln nämlich die beiden vermeintlich besten Stürmer. Da Weltmeister Timur Oruz und Mittelfeldstütze Maximilian Siegburg zurück in den Kader stießen, konnte Coach Gademan aber ansonsten aus dem Vollen schöpfen.
Bei kühlem aber ansonsten bestem Hockeywetter übernahm Rot-Weiss sofort die Kontrolle über das Spiel und zog das bekannte Ballbesitzspiel auf, ohne aber gefährlich in den gegnerischen Schusskreis zu kommen. Die 1.Torchance des Spiels hatte somit etwas überraschend Léopold in der 14.Spielminute, doch die Agi von Topstürmer Tom Boon blockte Antheus Barry gekonnt ab. In der 16.Spielminute hielt sich Boccard bei der Klärung eines hohen Balles von Große nicht an die nötigen 5m Abstand und es gab zurecht die 1.Strafecke dieses Spiels für den KTHC. Auf dem etwas holprigen Platz hatte Tom Grambusch Probleme den Ball zu stoppen, schaffte dies zwar, bekam den Ball aber nicht mehr am Block vorbei. Barry passte den Abpraller anschließend dennoch vor das Tor, wo Hereingeber Große eingelaufen war und frei vorm Tor die Riesenchance zur Kölner Führung hatte, den Ball aber über das Tor schoss. ,,Ich glaube, seitdem der Platz neu verlegt wurde, gibt es diese Schwierigkeiten hier. Da es nicht in unseren Plan passte, hatten wir vorher nicht hier trainiert, aber ich muss da insgesamt noch mit unseren Eckenjungs drüber reden“, äußerte sich Gademan nach dem Spiel zu den etwas uneben erscheinenden Schusskreisen. 
Drei Minuten nach dieser Topchance für Köln tauchte auf der Gegenseite Dylan Englebert nach präziser Flanke frei vor KTHC-Goalie Jean-Paul Danneberg auf, der aber stark parierte. Die anschließende Ecke von Boon geriet zu zentral und war ebenfalls kein Problem für den Kölner Schlussmann. Anschließend übernahm Rot-Weiss wieder die Kontrolle, konnte aber u.a. zwei Strafecken nicht zur verdienten Führung verwandeln. In der 25.Spielminute setzte sich Philipp Holzmüller allerdings in seinem 1.EHL Spiel auf seiner rechten Seite durch und holte die 4.Strafecke für sein Team heraus. Diesmal erwischte Tom Grambusch den Schlenzer besser, Sam Poncelet fälschte diesen aber noch so ab, dass er unhaltbar für Henet im linken Eck zur völlig verdienten KTHC-Führung einschlug. In der 30.Spielminute hatte Boon noch per Agi die Chance auf den Ausgleich, doch der Ball ins lange Eck war kein Problem für Danneberg und wurde dazu als irregulär, weil mit der falschen Seite geschossen, abgepfiffen. Somit ging Köln mit einer verdienten, aber nach Spielanteilen zu knappen 1:0 Führung in die Halbzeitpause. 

Ähnlich sah das auch Coach Gademan:,,In der 1.Halbzeit war das ein gutes Spiel von uns, aber mit etwas zu wenig Verbindung zwischen Mittelfeld und Sturm. Im Prinzip war es gut, aber es waren zu große Abstände, daher auch wenig Torchancen. Für ein Auftaktspiel in die EHL fand ich es allerdings schon gut.“ 

Aus der Halbzeit startete der deutsche Meister wie die sprichwörtliche Feuerwehr. In der 32.Spielminute dribbelte Struthoff auf rechts zwei Belgier aus, gelangte zur Grundlinie und fand bei seiner Hereingabe Mats Grambusch, der bei seinem Abschluss ebenfalls alles richtig machte, doch in Romain Henet seinen Meister fand, der überragend übergriff und den Ball am Einschlag hinderte. Jetzt hielt Köln den Druck hoch, schnürte Léopold ein und kam keine zwei Minute später zum überfälligen 2:0. Mit Justus Warweg spielte ein weiterer EHL-Debütant den Ball von ganz weit links außen in den Rückraum des Kreises zu Struthoff, der völlig frei alle Zeit der Welt hatte sich den Ball vorzulegen und diesen unhaltbar für Henet ins rechte Eck einzuschießen. Die Vorentscheidung war das allerdings nicht, denn keine drei Minuten später verkürzten die Belgier, etwas aus dem Nichts, durch einen Stecher von John Verdussen auf 1:2 und hatten wiederum eine Minute danach sogar die Chance per Strafecke zum Ausgleich zu kommen. Boon erwischte den Ball diesmal gut, aber Danneberg griff über und fischte das Spielgerät aus dem rechten oberen Eck. Rot-Weiss hatte nun seine schlechteste Phase im Spiel und musste auf Danneberg vertrauen, der noch im 3.Viertel gegen De Backer und eine weitere Strafecke von Boon parierte. Gerade die Parade gegen den belgischen Weltmeister war allerdings nicht nur zwingend notwendig, sondern dazu Prädikat absolute Weltklasse. 

,,Im 3.Viertel ließ unsere Energie nach, Strategie und individuelle Stärke waren da nicht so gut wie wir das wollen“, zeigte sich KTHC-Kapitän Mats Grambusch bei den Reportern von EHL-TV kritisch mit dieser Phase der Partie.
Im Schlussviertel zeigten sich die KTHC-Herren dann aber wieder von ihrer stärkeren Seite und erspielten sich in der 47.Minute die Chance auf das 3:1, doch nach tollem Solo und Pass von Mats Grambusch kam Thies-Ole Prinz nicht an LHC-Goalie Henet vorbei. In Überzahl hatte drei Minuten Justus Warweg nach tollem Pass von Timur Oruz die nächste Chance zur Vorentscheidung, verfehlte das Tor aber rechts. Knappe sechs Minuten vor Schluss bekamen die jetzt wieder klar überlegenden Kölner dann aber ihre 7.Strafecke des Spiels. Diesmal traf Tom Grambusch den Ball perfekt und schlenzte ihn brachial unter die Latte ins linke Eck zum 3:1. LHC-Coach Corradini nahm nun seinen Torwart Henet zugunsten eines 11.Feldspielers vom Platz, doch statt eigener Chance hatten zunächst die KTHC-Spieler Prinz (55., Agi rechts vorbei), Max Siegburg (56., per Fuß geblockt) und Tom Grambusch (E, 56., geblockt) die Möglichkeiten zu erhöhen, verpassten dies aber. Auf der Gegenseite bekam Léopold in der 58.Minute noch zwei Chancen durch Nicolas Meers (rechts vorbei) und Dylan Englebert (Pfosten). 21 Sekunden vor dem Abpfiff stach Tom Boon dann sogar wirklich noch zum 2:3 ein, dies kam allerdings zu spät für den belgischen Tabellenführer, der trotz hektischer Szenen nicht mehr vor das Kölner Tor kam. Rot-Weiss gewann damit verdient ein über weite Strecken überlegen geführtes Spiel, bei dem allerdings noch viel Luft nach oben blieb. 

Der von EHL-TV ausgewählte Man of the Match Mats Grambusch sah das im Interview dort ähnlich:,,Mit Teilen unserer Performance war ich glücklich, mit anderen nicht. In manchen Phasen war unser Spiel wirklich super, in anderen sind wir von unserem Plan abgekommen, das müssen wir verbessern.“
KTHC-Cheftrainer Pasha Gademan zeigte sich trotz des schwächeren 3.Viertels insgesamt zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft:,,Meine 1.Analyse ist, dass wir in der starken Phase nach dem 2:0 auch noch ein drittes Tor von uns erwarteten und damit zu viel Chaos und Hektik in das Spiel gelassen haben. Es ist klar, dass der Gegner dann offensiver spielt, und dafür haben wir zu klein und zu wenig mutig gespielt, dadurch kommt es zu dieser hektischen Phase. Gut fand ich aber, dass wir noch innerhalb des Viertels wieder in unsere Struktur gefunden haben, das hat mir Vertrauen für den Schlussabschnitt gegeben. Mit der Leistung bin ich insgesamt zufrieden, wir müssen halt ein 4.Tor schießen, dann ist das Spiel vorbei. So bleibt es beim 3. und wir haben alle ein bisschen zu früh gefeiert. Heute waren wir zwei vorne, aber gegen andere Gegner kann sich das rächen. Das war von uns zu wenig erwachsen, das nehmen wir auch für das Halbfinale mit. Insgesamt war das eine gute Leistung von uns, aber wir können das noch besser und erwarten das auch von uns.“ 
Die Chance zu dieser Verbesserung haben die Domstädter nach einem Tag Pause am Ostersonntag, wenn sie um 14.45 Uhr auf den Sieger der Partie SV Kampong gegen Gantoise HC treffen und dort ihre 3.Finalteilnahme bei der EHL in Serie perfekt machen können, dafür wahrscheinlich aber eine bessere Leistung benötigen. 

Tore: 
0:1 Tom Grambusch (E, 25., 1.Turniertor)
0:2 Michel Struthoff (34., 1.Turniertor)

1:2 John Verdussen (37.)
1:3 Tom Grambusch (E, 54., 2.Turniertor)
2:3 Tom Boon (60.)
Karten: 2:1 (alles grüne Karten)

AMSTELVEEN – Euro Hockey League FINAL8 2023-24 03 Royal Leopold Club v Rot-Weiss Koln (FINAL8) Picture: Tom Grambusch scores the team’s first goal COPYRIGHT WORLDSPORTPICS FRANK UIJLENBROEK
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