Von Markus Lehnen
Halbfinale: Rot-Weiss Köln- Berliner HC 6:4 (2:2)
,,Ein Final Four ist nicht gerade das Favoritenformat, aber wir sind schon die Favoriten“, sagte Kölns Trainer André Henning bei Trops 4 unmittelbar vor einem denkwürdigen Halbfinale um die deutsche Hockeymeisterschaft.
Berlins Trainer Rein van Eijk musste hierbei auf Anton Ebeling und Neunationalspieler Luis Gill verzichten, während Henning erneut sein kompletter Kader zur Verfügung stand. Das Spiel selbst begann noch nicht spektakulär, beide Teams neutralisierten sich in den ersten zehn Minuten. In Minute elf steckte Timur Oruz dann aber den Ball zu Thies Ole Prinz durch, der mit der ersten Chance des Spiels, mit einer satten argentinischen Rückhand ins lange Eck, die Führung für Köln herstellen konnte. Anschließend hätten die Favoriten aus der Domstadt durch Moritz Trompertz und per Strafecke durch Mink van der Weerden früh für klare Verhältnisse sorgen können, doch es kam anders. Mit einem unhaltbaren Schuss ins rechte obere Eck konnte Nationalspieler Martin Häner, der seine Bundesligakarriere an diesem Wochenende beendete, per Strafecke in der 16. Minute ausgleichen. Wieder nur drei Minuten später war es dann aber erneut der gebürtige Berliner Prinz, der eine Flanke von Christopher Rühr zum 2:1 für Köln verwerten konnte. Und wieder war die Chance da direkt nachzulegen, doch Maximilian Siegburg traf nur den Pfosten, nachdem er Kentmann im Berliner Tor bereits ausgespielt hatte. Es sollte sich erneut rächen, denn sechs Minuten vor der Halbzeitpause brachte Westphalen den Ball aufs lange Eck, wo Tom Nesselhauf zum 2:2 abstaubte. ,,Die erste Halbzeit war recht ausgeglichen, mit Vorteilen für uns“, beschrieb André Henning den ersten Spielabschnitt. Im dritten Viertel wurde es dann allerdings brenzlig für die Rot-Weiss Herren, denn in Minute 35 konnte Berlin erstmals in Führung gehen, nachdem Marian Kink sich im Kreis durch setzte und Florian Pelzner den Ball nur noch ins eigene Tor abfälschen konnte. Im Anschluss wurde es etwas hektisch, als Max Siegburg das leere Tor verpasste und ein Vorteilspfiff für etwas Uneinigkeit mit den Schiedsrichtern führte. Doch obwohl Rühr mit grüner Karte wegen Meckern für eine Unterzahl sorgte, war es Elian Mazkour, der alleine vorm starken Moritz Kempmann scheiterte. Richtig turbulent sollte es zwischen Minute 48 und 50 werden, als zunächst Jonas Gomoll eine argentinische Rückhand ins Tor seiner ehemaligen Teamkollegen schoss und auf 4:2 für den BHC erhöhte. ,,Wir haben schon versucht alles, auch so etwas, vorzuplanen. Wichtig war es nicht den Kopf zu verlieren“, sagte André Henning nach dem Spiel zu dieser Spielphase und Kapitän Mats Grambusch führte aus:,, Ich hatte nie das Gefühl, dass wir nicht mehr zurückkommen können. Jeder hat seinen Job, und den hat jeder ab dem 2:4 großartig gemacht.“ Eben jener Mats Grambusch war es aber, der sich nun den Ball schnappte, in den Berliner Schusskreis kam und nur noch per Stockfoul am Anschlusstreffer gehindert werden konnte. Den besorgte Christopher Rühr per sicher verwandeltem Siebenmeter. Sekunden später setzte sich wieder Mats Grambusch gegen drei Berliner durch, fand Christopher Rühr, der den Ball kurz vor der Auslinie noch erreichte und in die Mitte geben konnte, wo Florian Adrians zum 4:4 abstauben konnte. Wieder direkt nach dem Anpfiff eroberte Oruz den Ball, spielte zu Mats Grambusch, der im Kreis Max Siegburg fand. Dieser brachte eine argentinische Rückhand auf das Tor und Martin Häner konnte den Treffer nur noch mit dem Körper verhindern. Den fälligen Siebenmeter verwandelte wieder Rühr sicher mit einem Schuss unters Tordach. In nur 58 Sekunden Nettospielzeit hatte Rot-Weiss Köln das Spiel von 2:4 zu 5:4 gedreht. ,,Ich bin wahnsinnig froh, dass wir das noch gedreht haben“, sagte der in dieser Phase überragende Mats Grambusch nach dem Spiel und sein Trainer André Henning konnte sich nicht an solch eine verrückte Hockeyminute erinnern.
Sechs Minuten vor Ende hatten die Berliner, die zuletzt 2012 im Final Four standen, noch einmal die Chance zum Ausgleich per Strafecke, doch Johannes Große konnte auf der Linie, wahrscheinlich mit den Schläger, klären. ,,Ja das kann er gut, hat darin seine Qualitäten. Vielleicht kann er mal die Torhüterausrüstung anprobieren“, lobte Henning seinen Innenverteidiger für diese Aktion. Nachdem Rein van Eijk seinen Torwart für einen elften Feldspieler geopfert hatte, war es in der 58. Minute für Elian Mazkour ein leichtes, den 6:4 Endstand zu erzielen. Rot- Weiss stand nach einer spektakulären Aufholjagd zum ersten Mal seit 2018 wieder im Finale um die deutsche Feldhockey Meisterschaft.
,,Spieler des Spiels? Das nehme ich gerne an. Wir haben uns in der ersten Halbzeit nicht genug Chancen herausgespielt, sind sehr schlecht in die zweite Halbzeit gestartet. Aber nach der Aufholjagd habe ich jetzt richtig Bock das Ding zu holen“, fasste Mats Grambusch das Spiel zusammen. ,,Nach dem 2:4 habe ich mich schon geärgert, dachte das nicht wieder passieren darf, da wir in der Vergangenheit häufiger Pech in diesen Spielen hatten. Aber die Reaktion war dann genau das, woran wir auch gearbeitet haben. In dieser Konstellation haben wir so eine Challenge noch nicht bestehen müssen. Wir sind heute gewachsen, charakterlich vor allem“, beschrieb ein sichtlich erleichterter André Henning seine Gefühlslage.
Da sich Westrivale Uhlenhorst Mülheim am Abend per Penalty Shoot- Out gegen Gastgeber Mannheim durchsetzen konnte, kam es am Sonntag im Finale zum absolut Hockeyklassiker des Westens.
Tore:
1:0 Thies Ole Prinz (11.)
1:1 Martin Häner (16., KE)
2:1 Thies Ole Prinz (19.)
2:2 Tom Nesselhauf (23.)
2:3 Marian Klink (34.)
2:4 Jonas Gomoll (48.)
3:4 Christopher Rühr (49., 7m)
4:4 Florian Adrians (50.)
5:4 Christopher Rühr (50., 7m)
6:4 Elian Mazkour (58.)
Ecken:
1 (0 Tore) / 4 (1 Tor)
Schiedsrichter:
- Göntgen / T. Hinsken / T. Meissner (Video)Finale um die deutsche Feldhockeymeisterschaft 2021
Rot-Weiss Köln- Uhlenhorst Mülheim 1:0 (0:0)
,,Die Bedingungen waren ultrahart. Das ganze Frühjahr spielen wir gefühlt bei knapp über dem Gefrierpunkt und heute fühlte es sich wie 40 °C auf dem Platz an“, meinte KTHC Cheftrainer André Henning nach dem Spiel zu den Bedingungen. In der Tat hatte es pünktlich zum Finale einen Wetterumschwung in Mannheim gegeben, der für höchst sommerliche Temperaturen am Ende einer langen Saison sorgte.
Beide Teams gingen unverändert zum Vortag ins Finale, während André Henning zwar lieber ein 5:4 als ein 1:0 tippte, war es doch das klare Ziel von Rot- Weiss die Abwehr zu stabilisieren, was gegen die Offensivpower Mülheims ,mit Spielern wie Tim Herzbruch und Malte Hellwig, auch zwingend nötig war um den altehrwürdigen Meisterpokal wieder nach Köln zu bringen.
,,Ich habe den Jungs gesagt, dass das ein Arbeitsspiel wird. Beide Teams haben gestern ordentlich Körner gelassen und die heißen Bedingungen kamen dazu. Der recht ereignislose Start hat mich also nicht überrascht“, sagte André Henning nach dem Spiel zu einer in der Tat recht ereignisarmen 1.Halbzeit. Bis auf zwei kleinere Chancen der Nationalspieler Christopher Rühr und Thies Ole Prinz gab es in der ersten Halbzeit keine Torszenen, auch eine Strafecke (es sollte die einzige für Mülheim bleiben) konnte von den Kölnern abgelaufen werden. Ein Grund hierfür, war neben den Bedingungen, auch etwas Nervosität:,, Ich bin ehrlich, ich habe dieses Jahr noch nie so viel Druck gespürt, wie heute vorm Spiel. Es war jede Menge Druck auf dem Kessel“, sagte hierzu Kölns Abwehrspieler Tom Grambusch. In der 2. Halbzeit kamen die Mülheimer weiterhin offensiv nicht ins Spiel, Herzbruch und Hellwig blieben blass, während die Domstädter nun vermehrt gefährlich in die Uhlenhorster Hälfte kamen. Einen Rückhandschuss von Rühr hielt Lennart Küppers in der 33. Minute stark, bei einer weiteren Chance, nur vier Minuten später, verpasste Max Siegburg das Tor der Titelverteidiger nur knapp. In der 40. Minute war es dann aber schließlich Moritz Trompertz, der in den Kreis vordringen konnte, wo Florian Adrians übernahm und mit einem starken Pass vom Tor weg Elian Mazkour fand, der unhaltbar zur Kölner Führung einschoss. Ausgerechnet Mazkour, denn der Youngster war erst im Sommer aus Mülheim nach Köln gewechselt, hatte dort bereits die letzte Meisterschaft 2019 erlebt und wurde noch im Herbst 2019 mit Uhlenhorst deutscher A-Jugend Meister, gegen Rot-Weiss Köln mit Spielern wie Antheus Barry oder Ole Boeke, die mittlerweile ebenfalls bei den KTHC Herren spielen. Mit diesem Tor hatte der Rekordmeister aus dem Ruhrgebiet auch den Videobeweis verloren, was sich für die jetzt stärker werdenden Mülheimer rächen sollte. Diese kamen jetzt nämlich vermehrt in den Kölner Schusskreis, konnten aber einige strittige, mögliche Strafeckenszenen nicht mehr überprüfen lassen. In der 52. Minute war es dann Tim Herzbruch, der die Chance zum Ausgleich hatte, aber am bis dahin ungeprüften Vincent Vanasch scheiterte. ,,Das ist schon Wahnsinn, ich glaube das war defensiv das höchste Niveau, was wir unter mir als Trainer je gespielt haben. Diese Chance war die erste und eigentlich einzig richtige Torchance von Mülheim, bei einem Team mit so einer Offensivqualität. Vincent Vanasch wird einmal geprüft, ist dann aber auch da“, zeigte sich André Henning begeistert von den Abwehrqualitäten seines Teams. Max Siegburg hatte fünf Minute vor Ende die Chance zur Entscheidung, scheiterte aber an Küppers. Auf der anderen Seite war es Nils Bosserhoff, der die letzte Chance für Titelverteidiger hatte, aber gerade noch am Abschluss gehindert werden konnte. Der Rest war dann Frust auf der Mülheimer und Jubel auf der Kölner Seite. Zum ersten Mal seit 2016 und zum neunten Mal insgesamt ist Rot-Weiss Köln deutscher Feldhockeymeister der Herren. ,,Die Erleichterung ist riesig, wir wollten es schon unbedingt endlich wieder schaffen. Seit zwei Jahren arbeiten wir für diesen Moment“, freute sich Florian Pelzner, der trotz schmerzhaften Zusammenpralls, bis zum Ende durchspielte und Tom Grambusch ergänzte:,, Ich bin wahnsinnig euphorisiert, darauf haben wir lange hingearbeitet, fünf Jahre sind eine lange Zeit. Unsere Raumdeckung in der Defensive saß einfach, dazu haben wir den Weltbesten Torwart, das hilft auch.
,,Der aktuelle Titel ist immer der schönste, aber dieser ist besonders, weil wir ihm schon so lange nachlaufen. Ich bin sehr stolz, wie auch die Stürmer heute nach hinten geackert haben ist wahnsinnig stark. Die Mentalität ist einfach großartig. Mülheim hat uns auch gut vom Tor weggehalten, aber einmal hat sich unsere Qualität dort durchgesetzt“, bilanzierte ein sichtlich erschöpfter, aber glücklicher, André Henning das Finale.
Rot-Weiss Köln hat damit seit der Wiederaufnahme der Liga im März von sieben Spielen keins verloren und nur einmal, in Mannheim, unentschieden gespielt. Schon alleine deshalb sicher ein verdienter Titel für das in der Altersstruktur so gut aufgestellte Team, dass man auch in den nächsten Jahren einiges erwarten kann. Herzlichen Glückwunsch an die 1. Herren von Rot-Weiss Köln!
Tore:
1:0 Elian Mazkour (38.)
Ecken:
2 (0 Tore) / 1 (0 Tore)
Schiedsrichter:
B. Göntgen / T. Meissner / O. Ingwersen (Video)